Volker Treier DIHK

Dr. Volker Treier, stellvertretender Hauptgeschäftsführer Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) – verantwortlich für International, Europäische Union, Auslandshandelskammern AHK. - (Bild: DIHK)

Herr Dr. Treier, Sie haben gegenüber Reuters gesagt, dass Sie die USA auch langfristig in der nun erlangten Position als Top-Exportmarkt sehen – Was sind die Hauptgründe dafür?

Die USA machen gerade eine Phase der Reindustrialisierung durch – und da greifen sie vielfach auf Maschinen und Ausrüstungen ‚Made in Germany‘ zurück. Deutschland hat 2014 Waren im Wert von mehr als 96 Milliarden Euro in die USA geliefert: das war ein Allzeitrekord. Jetzt haben die deutschen Exporte in den ersten sechs Monaten des Jahres 2015 um weitere sensationelle 23 Prozent zugelegt. Der niedrige Außenwert des Euro im Vergleich zum Dollar fördert die Ausfuhren in die USA zusätzlich – US-Amerikaner sind preissensible Käufer, auch wenn es um Luxusprodukte geht. Dazu kommt, dass die Handelsbeziehungen mit einem geografisch so nahen und politisch eng verbundenen Partner wie Frankreich einen Sättigungsgrad erreicht haben, den wir in keinem Land in Übersee, auch nicht in den USA, erreicht haben. Da steckt eben noch viel unentdecktes Potenzial drin – das wird nun zunehmend realisiert.

Was sind denn die wichtigsten Exportgüter im Vergleich der beiden Märkte Frankreich und USA?

27 Prozent der Ausfuhren in die USA sind KFZ und -teile. Der US-Automarkt boomt wie seit Jahren nicht mehr. Deutsche Maschinen machen 20 Prozent des Exportvolumens in die USA aus. Diese Produktklasse wird jetzt durch den Industrialisierungsschub in den USA stärker nachgefragt. Beim Außenhandel mit Frankreich machen Maschinen nur etwa 12 Prozent der Gesamtexporte aus. Nach Frankreich exportiert Deutschland aber landwirtschaftliche Erzeugnisse in nennenswertem Umfang – das spielt wiederum im Handel mit den USA keine große Rolle. Chemische Erzeugnisse aus Deutschland spielen in beiden Märkten eine große Rolle.

Was sind die größten Unterschiede der Exportmärkte Frankreich und USA?

Die französische Wirtschaft wächst deutlich schw ächer als die der Vereinigten Staaten, 2014 beispielsweise mit nur 1,1 Prozent. Und ob es bei unseren Nachbarn 2015 deutlich besser wird, ist noch nicht abzusehen. Dagegen lagen die USA seit einigen Jahren stabil über 2 Prozent Wirtschaftswachstum, werden dieses Jahr, aber spätestens 2016 sogar die 3 Prozent-Marke knacken.

Welche Rolle spielen Maschinen- bzw. Industrieexporte bei der jüngsten Entwicklung der Exportstatistik?

Eine sehr große Rolle: Maschinen gehören zu den wichtigsten deutschen Exportgütern – nicht nur in die USA. Hier kommen die unzähligen hochspezialisierten deutschen – oft mittelständischen – Unternehmen zum Zug, die "Hidden Champions" der deutschen Wirtschaft. Deutsche Maschinen sind weltweit in der Fertigungsindustrie sowie in der Mess- und Steuerungstechnik unverzichtbar. Und auch im boomenden Automobilsektor ist deutsche Fertigungstechnik sehr gut positioniert.

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