
Das Geschäft im Maschinenbau zwischen deutschen Unternehmen und Russland hat wieder zugenommen. - Bidl: Pixabay
Das Wachstum erfolgte auf breiter Front, Sanktionen und fehlende Strukturreformen dämpfen jedoch die Erwartungen. Immer noch verhindern die Sanktionen der EU und der USA eine Normalisierung der Geschäftsbeziehungen.
„Besonders jetzt, wo sich die russische Wirtschaft dank des Ölpreises langsam erholt, werden europäische Hersteller durch die Sanktionen ins Hintertreffen geraten“, warnt Ulrich Ackermann, Leiter der VDMA Außenwirtschaft. „Wir befürchten vermehrte Schwierigkeiten in der Finanzierung und Absicherung von Russlandgeschäften, ausgelöst durch das US-Sanktionspaket von 2017. Die Anzeichen dafür mehren sich“, sagt Ackermann.
Russland liegt aktuell auf Platz 9 der wichtigsten Absatzmärkte des deutschen Maschinenbaus. Die Schwerpunkte der deutschen Maschinenexporte waren 2017 unter anderem die Landtechnik, Nahrungsmittel- u. Verpackungsmaschinen, Bau- und Baustoffmaschinen sowie Fördertechnik.
Alle Top-10-Fachzweige verzeichneten Wachstum, zum Teil im hohen zweistelligen Bereich. Aber auch viele weniger stark in Russland vertretene Branchen konnten ihre Exporte deutlich steigern. Diese positive Entwicklung lag in erster Linie an der Stabilisierung des Ölpreises. Zwar liegt der Preis pro Barrel noch immer deutlich unter dem Niveau aus Vorkrisenzeiten, aber der Preis ist relativ stabil. Das wirkt sich auch auf den Rubel aus.
China holt auf
Auch der Aufbau einheimischer Industriekapazitäten beflügelt die Exporte nach Russland. Denn das Land setzt für seine Modernisierung auf Maschinen und Anlagen „made in Germany“. Doch nicht nur die deutschen Hersteller profitieren, sondern alle wichtigen Maschinenlieferanten Russlands. Zum Beispiel China: Schon 2016 verkauften chinesische Lieferanten Maschinen und Anlagen im Wert von insgesamt 4,9 Milliarden Euro nach Russland, ein Plus von 73 Prozent.
Damit überholte China erstmalig Deutschland als wichtigsten Maschinenlieferanten Russlands. 2017 hat sich dieses Bild leicht geändert. Laut chinesischer Exportstatistik lieferte China Maschinen für rund 5,1 Milliarden Euro nach Russland, etwas weniger als Deutschland. Dennoch haben die deutschen Hersteller ihren einstigen Vorsprung bei den Marktanteilen am russischen Maschinenmarkt eingebüßt.
Vorsichtiger Blick voraus
Insgesamt wuchs die russische Wirtschaft 2017 weniger stark als erwartet, nach vorläufigen Angaben um 1,5 Prozent. Die Prognosen für die kommenden zwei Jahre sind verhalten. Mehr als 2 Prozent Plus scheinen in den kommenden beiden Jahren nicht erreichbar. Fehlende Strukturreformen und der wachsende staatliche Anteil an der Wirtschaft bremsen die Dynamik. Ohne tiefergreifende Reformen wird sich wenig ändern – darin sind sich nahezu alle Experten einig. Diesen Prognosen folgend, werden die deutschen Maschinenexporte nach Russland wahrscheinlich in einem gemäßigten Tempo weiterwachsen, bis zu den Höchstwerten aus dem Jahr 2012 ist es noch ein weiter Weg.
VDMA
So produziert Nokian Tyres Reifen in Russland

...hier produziert Nokian Tyres 17 Millionen Pkw-Reifen im Jahr – rund 70 Prozent davon gehen an den Weltmarkt. - (Bild: 'Nokian Tyres)

Die ‚Erfinder des Winterreifens‘, wie sich die Finnen selbst gern bezeichnen, sind damit größter Konsumgüterexporteur des Landes. Das Werk in Wsewoloschsk ist das zweitgrößte in Europa und laut Nokian Tyres das effizienteste der Welt. - (Bild: Kopp)

Der Lagerchef Anatoli Bogdan erklärt, wie der Produktionsprozess von der Gummimischung, über Materialzusammensetzung, Vulkanisierung, Qualitätstests bis hin zur Lagerhaltung und Versand abläuft und führt uns durch's Werk. - (Bild: Kopp)

In den Werkshallen läuft alles automatisiert: 12 fahrerlose Transportroboter des Modells AGV Rocla bringen Rohstoffe aus dem Lager und fahren Material von einer Produktionslinie zur nächsten. - (Bild: Kopp)

Die Komplexität der Produktion ist enorm: In dem russischen Werk werden rund 1.800 verschiedene Produkttypen bei 130 verschiedenen Reifentypen gefertigt. Jeden Tag rollen 50 Laster voll Rohstoffe in die Fabrik rein und 50 Laster voll Reifen heraus. - (Bild: Nokian Tyres)

Für die Fertigung der Reifen werden Rohstoffe wie Kautschuk (im Bild), Textilien und Stahl als Festigkeitsträger sowie verschiedene Chemikalien und Füllstoffe verwendet. - (Bild: Kopp)

Um aus dieser Vielzahl von Materialien Reifen herzustellen, sind zahlreiche Produktionsschritte in diversen Maschinen erforderlich. - (Bild: Kopp)

Je nach Art und Größe des Reifens ändert sich die Zusammensetzung der einzelnen Bestandteile. Beispielsweise hat ein Sommerreifen eine andere Materialrezeptur als ein Winterreifen. - (Bild: Kopp)

Um sicherzustellen, dass an jeder Maschine das richtige Material oder die richtige Komponente im gewünschten Verarbeitungszustand vorhanden ist und das Rohstofflager entsprechend des Verbrauchs stetig wieder aufgefüllt wird, arbeitet Nokian Tyres mit einem Barcodesystem. Aktuelle Bestände und Verarbeitungsprozesse sind laut Lagerchef Anatoli Bogdan dadurch nachvollziehbar. - (Bild: Kopp)

Ausgestattet ist die Fabrik mit vollautomatischen Maschinen von dem auf Reifenwerke spezialisierten niederländischen Maschinen- und Anlagenbauer VMI. Die modernste Maschine in Wsewoloschsk ist die VMI Maxx. - (Bild: Nokian Tyres)

Fanuc-Roboter bestücken die Fertigungsanlagen und befördern Rohlinge auf Rollbänder, auf denen sie zur nächsten Verarbeitungsstufe transportiert werden. - (Bild: Nokian Tyres)

Menschliche Arbeitskraft spielt in den Fertigungshallen von Nokian Tyres augenscheinlich nur noch eine untergeordnete Rolle. In der Reifenendkontrolle ist das menschliche Auge jedoch unverzichtbar: Hier nimmt ein sogenannter ‚Visual Inspector‘ jeden einzelnen fertigen Reifen in die Hand und prüft die Qualität. - (Bild: Nokian Tyres)

Insgesamt arbeiten im Werk Wsewoloschsk rund 1.400 Angestellte, 1.200 davon in der Produktion. Aber: 80 % der in der Reifenfertigung beschäftigten Mitarbeiter haben ihren Arbeitsplatz im Labor und nicht in der Werkshalle. - (Bild: Nokian Tyres)

Die Antwort von Nokian Tyres auf den grassierenden Fachkräftemangel in Russland ist aber nicht allein Automation: Die Finnen haben längst erkannt, dass vor allem soziale Faktoren eine große Rolle dabei spielen, gut ausgebildete Fachkräfte möglichst lange im Unternehmen zu halten. Das Unternehmen bietet den Angestellten deshalb unter anderem kostenfreie ärztliche Versorgung, ein Fitnessstudio und sogar bezahlbaren Wohnraum. - (Bild: Nokian Tyres)
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