Ein Mitarbeiter schaut in einem Werk auf einen großen Bildschirm mit Daten und einer Grafik.

Um andere Unternehmen beim Thema Klimaneutralität zu unterstützen, hat Bosch eine neue Gesellschaft gegründet. - (Bild: Bosch)

Die Coronakrise macht auch vor Bosch nicht halt: Mit einem Covid-19-Schnelltest sorgte das Unternehmen für Furore. Die Quartalszahlen sehen dennoch nicht rosig aus. PRODUKTION beantwortet die wichtigsten Fragen zur Bilanzpressekonferenz.

Wie sehr ist Bosch von der Coronakrise betroffen?

Nahezu 100 Bosch-Werke waren zwischenzeitlich geschlossen, berichtete CEO Dr. Volkmar Denner. Momentan sind es noch 63; 22 davon sind in Europa, 21 in Amerika und 20 in der Region Asien-Pazifik. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Mitarbeiter: mehr als die Hälfte ist in „reduzierter Arbeitszeit“, unter anderem durch Reduzierung der Gleitzeitkonten oder Kurzarbeit. In Deutschland arbeiten im April laut Personalgeschäftsführer Christoph Kübel rund ein Drittel der Mitarbeiter in Kurzarbeit, verteilt über alle Bereiche.

Das soll auch im Mai so weitergehen, wenn auch in veränderter Konstellation. So werde der Bereich Mobility Solutions langsam wieder hochgefahren, in anderen Abteilungen werde es dagegen mehr Kurzarbeit geben, so Kübel.  Wie auch in anderen Unternehmen verzichten die Führungskräfte auf einen Teil des Gehalts und zwar im Mai und April auf 20 Prozent. Dies werde durch bis zu acht Tage unbezahlten Urlaub geregelt, so CFO Stefan Asenkerschbaumer.

In China laufen die Bosch-Werke momentan bei über 90 Prozent, sagte Denner. In Europa will das Unternehmen im nächsten Monat langsam wieder mit der Produktion beginnen. „Darauf bereiten wir uns vor, mit Checklisten für verschiedenste Szenarien“, erklärte der CEO.

Lieferschwierigkeiten habe es noch nicht gegeben, sagte Denner. Er könne aber nicht sagen, ob das auch weiterhin der Fall sein werde, wenn in Europa die Autowerke nach und nach hochfahren.

Zeigen sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch in den Zahlen?

Ja und zwar besonders deutlich im März.  Im ersten Quartal ging der Umsatz der Bosch-Gruppe laut CFO Stefan Asenkerschbaumer um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Im März waren es sogar 17 Prozent.

Bosch hat vor ein paar Wochen einen Schnelltest entwickelt. Gibt es da Neuigkeiten?

Wie berichtet, hat Bosch einen Schnelltest entwickelt, mit dem innerhalb von zweieinhalb Stunden herausgefunden werden soll, ob ein Patient an Covid-19 erkrankt ist. „Wir wollen mit unserem Analysegerät Vivalytic die Großlabore nicht ersetzen, wohl aber ergänzen“, sagte Denner. Zum Einsatz kommen soll der Schnelltest im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart, in den Bosch-Werken und bei Firmen in der Impfstoff-Entwicklung.

CEO Volkmar Denner zeigt den von Bosch entwickelten Covid-19-Schnelltest.
CEO Volkmar Denner zeigt den von Bosch entwickelten Covid-19-Schnelltest. - (Bild: Bosch)

Die Schnelltests werden in Europa bereits ausgeliefert. Er könne im Status „research use only“ nach einer Validierung genutzt werden, sagt der CEO. Eine europaweite CE-Kennzeichnung werde bis Ende Mai geplant. Das Unternehmen plant, 2020 mehr als eine Million Schnelltests zu produzieren. 2021 sollen es dann drei Millionen sein. Dafür werden für die Fertigung Mitarbeiter aus den Automotive-Standorten herangezogen.

Denner betonte, dass Bosch bereits seit zehn Jahren an der Technik des Analysegeräts arbeitet, das bereits bei anderen Erregern wie Sars und Mers im Einsatz war. Innerhalb von sechs Wochen sei es dem Team dann gelungen, den Schnelltest an den neuen Coronavirus anzupassen.

Und Bosch arbeitet bereits an einem schnelleren Test, der laut Denner in weniger als 45 Minuten ein Ergebnis liefern soll. Hier stehe man kurz vor Abschluss der Entwicklung.

Das Unternehmen hat den Kampf gegen den Klimawandel als eines der wichtigsten Ziele benannt. Wie soll das konkret aussehen?

Bosch will bis Ende des Jahres an allen Standorten klimaneutral sein. An den deutschen Standorten ist das, wie berichtet, schon der Fall. Zudem will Bosch zwei neue Wege einschlagen: Zum einen will das Unternehmen seine Erfahrungen im Bereich Klimaneutralität an andere Unternehmen weitergeben, sagt Denner. Dazu sei die Gesellschaft Bosch Climate Solutions gegründet worden.

Dann will sich das Unternehmen auf die Scope 3 – also indirekte Emissionen in der Wertschöpfungskette konzentrieren und dort CO2 reduzieren.

Im Bereich Mobilität setzt das Unternehmen weiter auf Wasserstoff-Anwendungen. Es sei gut, dass sich die Diskussion belebt und dass diese Anwendungen in Deutschland in Reallaboren getestet werden sollen, so Denner. Er forderte, dass Wasserstoff auch schnellstmöglich in der Wirtschaft ankommen müsse. „Es gibt mehr als einen Weg zur nachhaltigen Mobilität, über die Batterie, aber auch über eFuels und Brennstoffzelle. Und technologische Offensive bedeutet: Die Energiewende muss endlich von einer Brennstoffwende begleitet werden“, sagte Denner. Deshalb sei ein mutiger Einstieg in die Wasserstoff-Wirtschaft notwendig.

Konkret arbeitet das Unternehmen an der Produktion eines sogenannten Bosch-Stacks, welches 2022 auf den Markt kommen soll. Acht Jahre später, also 2030, könnte laut Denner jedes achte neuzugelassene schwere Nutzfahrzeug mit einer Brennstoffzelle unterwegs sein.

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Zurück zu den Zahlen: Wie ist das Geschäftsjahr 2019 für Bosch verlaufen?

Der Umsatz der Bosch-Gruppe lag 2019 bei 77,7 Milliarden Euro und fast auf Vorjahresniveau. Dagegen bliebt die EBIT-Rendite mit 4,2 Prozent deutlich unter dem Niveau von 2018 (sieben Prozent).

Und gibt es eine Prognose für 2020?

Wie auch viele andere Unternehmen gibt Bosch aufgrund der Coronakrise keine Prognose für das laufende Jahr ab. Das Unternehmen rechnet laut CFO Asenkerschbaumer damit, dass der Rückgang der Wirtschaft stärker ausfallen wird als in der Rezession 2009. Bei der Automobilproduktion geht Bosch von einem Minus von mindestens 20 Prozent aus. Um die Autoindustrie wieder in Gang zu bringen, sprach sich CEO Denner für eine Kaufprämie aus.

„Es bedarf größter Anstrengungen, um zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen“, sagte Asenkerschbaumer. Ein wichtiger Punkt sei dabei die Kostenreduzierung: So wurden etwa alle Ausgaben, die derzeit nicht betrieblich notwendig sind, verschoben. Der Vorteil von Bosch in der Krise sei die breite Aufstellung mit unterschiedlichen Unternehmensbereichen, so der CFO. Auf betriebsbedingte Kündigungen soll laut Personalvorstand Kübel weitestgehend verzichtet werden.

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