Der Auftragseingang des deutschen Großanlagenbaus erreichte im vergangenen Jahr einen Höchststand.

Der Auftragseingang des deutschen Großanlagenbaus erreichte im vergangenen Jahr einen Höchststand. (Bild: eyetronic - stock.adobe.com)

Gute Zahlen trotz anspruchsvollem Jahr: Der Auftragseingang des deutschen Großanlagenbaus erreichte 2024 mit 25 Milliarden Euro einen langjährigen Höchststand. Das sind 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein ähnlich hohes Bestellvolumen gab es zuletzt 2008.

Der Zuwachs ist vor allem auf zahlreiche Großprojekte im Energie-, metallurgischen und chemischen Sektor zurückzuführen. „Neben dem Einsatz innovativer Technologien bei der Abwicklung von Projekten hat vor allem die strategische Ausrichtung der Unternehmen auf neue Märkte und nachhaltige Lösungen zu diesem Bestellanstieg beigetragen“, sagte Jürgen Nowicki, Vorsitzender des VDMA Großanlagenbaus auf einer Pressekonferenz.

Bestellungen aus dem Ausland treiben Wachstum

Während die Bestellungen aus Deutschland im vergangenen Jahr deutlich auf sechs Milliarden Euro sanken (2023: 9,6 Milliarden Euro), stiegen die Auslands-Auftragseingänge um 26 Prozent auf 19 Milliarden Euro. Besonders erfolgreich waren die VDMA-Großanlagenbauer in Westeuropa, Nordamerika und im Mittleren Osten.

Die USA waren mit Bestellungen von 1,8 Milliarden Euro der wichtigste Einzelmarkt. Hohe Zuwächse wurden zudem im Mittleren Osten und in Afrika verzeichnet, während die Nachfrage in China auf einen Tiefstand fiel.

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Bei den Auftragseingängen hat sich zudem wieder gezeigt, wie wichtig die Industrieländer für den Großanlagenbau sind. Der Grund: Nirgendwo sonst sind Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit so zentrale Themen und bieten der Branche damit erhebliche Wachstums- und Innovationspotenziale.

Herausforderungen im globalen Wettbewerb

Trotz der positiven Entwicklung sehen die Unternehmen des Großanlagenbaus angesichts der geopolitischen Dynamik und der fortschreitenden wirtschaftlichen Transformation einen stark zunehmenden Druck im internationalen Wettbewerb.

Um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Europa zu stärken, appelliert der VDMA deshalb an die Politik, grundlegende Reformen voranzutreiben. Vor allem die Bürokratie müsse konsequent abgebaut werden.

Großanlagenbau: Diese Trends stehen im Fokus

Die strategische Ausrichtung auf nachhaltige Lösungen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Branche. Nahezu alle Großanlagenbauer bieten Technologien für die Dekarbonisierung industrieller Prozesse und eine nachhaltige Energieerzeugung an. Aber: Der Hochlauf nachhaltiger Technologien wie grüner Wasserstoff und Elektromobilität verläuft jedoch langsamer als erwartet, mit Ausnahme von Anlagen zur Erzeugung von grünem Stahl, die von Förderprogrammen profitieren.

Die Digitalisierung, vor allem der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, gewinnt auch im Großanlagenbau zunehmend an Bedeutung. KI wird zum Beispiel im Service, aber auch bei den Themen Engineering und Einkauf eingesetzt. Die Branche erwartet Nowicki zufolge einen erhöhten Einsatz von KI, sobald die Datenstrategien verbessert wurden.

Zur Steigerung der Produktivität setzen die Unternehmen verstärkt auf Modularisierung und Standardisierung von Anlagenteilen und Komponenten. Dadurch könne man Zeit sparen, die Qualität verbessern und Kosten senken, so die Branche.

Ebenfalls im Fokus: Das Servicegeschäft. Damit wollen die Unternehmen eine langfristige Kundenbindung und stabile Umsatzquelle schaffen. Der Anteil des Servicegeschäfts am Umsatz lag 2024 bei etwa 25 Prozent. Die Mehrheit der VDMA-Großanlagenbau-Mitglieder plant einen weiteren Ausbau.

Ausblick 2025: Optimismus trotz Unsicherheiten

Trotz geopolitischer Spannungen, hoher Regulierungsdichte und Cyberrisiken blickt die Mehrheit der Branche optimistisch in die Zukunft und rechnet im laufenden Jahr mit konstanten oder sogar steigenden Auftragseingängen und Umsätzen.

Eine zunehmende Projekttätigkeit wird vor allem in Nord- und Südamerika, im Mittleren Osten und in Indien erwartet.

Allerdings könnte der Kurswechsel in der US-Wirtschaftspolitik für etwa die Hälfte der Anlagenbauer negative Auswirkungen auf ihre Geschäfte in den USA haben.

Anja Ringel
(Bild: Anna McMaster)

Die Autorin: Anja Ringel

Dass sie Redakteurin werden will, wusste Anja Ringel schon zu Schulzeiten. Als Chefredakteurin ihrer Schülerzeitung hat sie Lehrkräfte und Schüler interviewt, das Mensaessen getestet und ist Fragen wie "Wieso hat Wasser ein Mindesthaltbarkeitsdatum" nachgegangen.

Nach Stationen bei diversen Tagezeitungen schaut sie bei "Produktion" nun den Unternehmen auf die Finger oder besser gesagt auf die Bilanzen. Als Wirtschaftsredakteurin kümmert sie sich aber auch um Themen wie Fachkräftemangel, Diversity, Digitalisierung oder Unternehmenskultur. Daneben ist sie einer der Podcast-Hosts von Industry Insights.

Privat liebt sie das Reisen und nutzt ihre Urlaube, um die Welt zu entdecken.

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