Die deutsche Wirtschaft hat unter dem Eindruck von Handelskriegen, globalen Konflikten und der schwächeren Weltkonjunktur abermals einen Gang zurückgeschaltet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte 2019 nur noch um 0,6 Prozent zu, nach 1,5 Prozent und 2,5 Prozent in den Jahren 2018 und 2017. Das teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Berlin anhand vorläufiger Daten mit.
Zum Jahresende erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt nach einer ersten Schätzung des Bundesamtes im Vergleich zum Vorquartal "geringfügig". 2019 war das zehnte Wachstumsjahr in Folge seit 2010. Damals musste sich Europas größte Volkswirtschaft von der tiefen Rezession 2009 infolge der globalen Finanzkrise erholen.
Exportwirtschaft hat hartes Jahr hinter sich
Gestützt wurde die Konjunktur im vergangenen Jahr dem Bundesamt zufolge abermals von der Kauflust der Verbraucher. Die privaten Konsumausgaben legten mit plus 1,6 Prozent spürbar stärker zu als in den beiden Vorjahren. Hinzu kam der anhaltende Bauboom. Auch die Konsumausgaben des Staates, zu denen unter anderem soziale Sachleistungen und Gehälter der Mitarbeiter zählen, legten den Angaben zufolge zu.
Besonders die exportorientierte deutsche Industrie hat indes ein hartes Jahr hinter sich. Die Handelsstreitigkeiten und das Drama um den Brexit verunsicherten Kunden und bremsten Investitionen. Deutsche Schlüsselbranchen wie der Auto- und Maschinenbau sowie die Elektro- und Chemieindustrie bekamen das deutlich zu spüren. Die Industrie rutschte deswegen sogar im Jahresverlauf in eine handfeste Rezession.
Der Außenhandel fiel unter anderem deswegen als Wachstumstreiber aus. Nach den vorläufigen Berechnungen legten die Importe mit plus 1,9 Prozent stärker zu als die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen mit lediglich 0,9 Prozent.
Von der immer noch wachsenden Wirtschaft und den anhaltend niedrigen Zinsen profitiert weiterhin auch der Fiskus, wenn auch nicht mehr so stark wie noch 2018. Der deutsche Staat konnte nach Berechnungen der Statistiker 2019 zum sechsten Mal in Folge deutlich mehr Geld einnehmen als ausgeben.
Der Überschuss von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialkassen machte unter dem Strich 1,5 Prozent des BIP aus, nach 1,9 Prozent im Vorjahr. Der Überschuss belief sich auf insgesamt 49,8 Milliarden Euro. Ein Defizit hatte Deutschland zuletzt 2011 verbucht. Danach gab es zwei Jahre mit einer ausgeglichenen Bilanz von 0,0 Prozent des BIP.