Trumpf China Außenansicht
Trumpf verfolgt seine geplante Investition in eine neue Werkshalle für die Tochterfirma JFY in Höhe von 15 Millionen Euro weiter. - (Bild: Trumpf)

Dr.-Ing. Mathias Kammüller, Geschäftsführender Gesellschafter der TRUMPF GmbH + Co. KG und Vorsitzender des Geschäftsbereichs Werkzeugmaschinen, stellt fest, dass viele seiner Kunden und viele Unternehmer in China über die aktuelle Lage verunsichert sind. „Denn die Maßnahmen der Zentralregierung, die bisher immer gut funktioniert haben, um das Wirtschaftswachstum am Laufen zu halten, wirken nicht mehr“, sagt er. Die Verlangsamung des Wachstums wirke sich insbesondere auf die Investitionsgüterbranche aus, weil diese ihre Investitionen auf die über viele Jahre hinweg konstanten Wachstumsraten von zehn Prozent und mehr ausgelegt hätten. Eine Abschwächung auf sieben Prozent oder weniger bedeute hier bereits, dass sich viele gegen eine neue Investition entscheiden. Er selbst gehe davon aus, dass sich die Situation in den nächsten Monaten noch weiter verschärft oder zumindest nicht merklich aufhellt, und dass sich die Lage ab dem nächsten Chinese New Year im Februar 2016 wieder verbessert. „Auf lange Sicht sind wir sicher, dass die chinesische Wirtschaft zu ihren starken Wachstumswerten zurückfinden wird.“ Für sein Unternehmen sieht er keinen Anlass für eine Kursänderung: „Wir sind davon überzeugt, dass der chinesische Markt langfristig wieder ein wichtiger Wachstumsmotor sein wird. Daher halten wir an unserer aktuellen Strategie fest. Wir werden weiterhin in China investieren. Konkret planen wir beispielsweise eine Investition in eine neue Werkshalle für unsere Tochterfirma JFY in Höhe von 15 Millionen Euro. Diese verfolgen wir weiter, trotz der aktuellen Entwicklungen in China“.

„Das Wachstum in China normalisiert sich und sowohl unsere Geschäfte als auch die von anderen Firmen, die ich kenne, laufen ordentlich weiter“, so die Einschätzung von Rainer Hundsdörfer, Vorsitzender der Geschäftsführung der ebm-papst Gruppe. Er sieht für sein Unternehmen gute Chancen, trotz geringeren Wachstums das Geschäft in China weiter auszubauen, da ebm-papst sehr breit aufgestellt sei – von Haushaltsgeräten über technische Einsatzzwecke bis hin zum Maschinenbau. Man sei daher Schwankungen nicht so sehr ausgeliefert. Ein Grund zur Sorge bestünde eher in anderer Hinsicht: „Wir sind in China in den vergangenen Jahren in verschiedenen Bereichen gut vorangekommen, was den Schutz des geistigen Eigentums angeht, den Bürokratieabbau, Normierung oder den freien Zugang zu allen möglichen Dingen, wo sich China durchaus sehr positiv entwickelt hat. Wenn die Wirtschaft schlechter läuft, ist zu befürchten, dass hier Stillstand oder sogar Rückschritt eintritt“. Wenn die Verhältnisse schwieriger werden, könne es wieder protektionistische Züge geben. Dennoch halte sein Unternehmen an der langfristigen Strategie fest, in der Region für die Region produzieren.

Mit den politischen Hintergründen in China beschäftigt sich Prof. Dr. Thomas Heberer
Seniorprofessor, Chinese Politics & Society, Institute of East Asian Studies, an der Universität Duisburg-Essen. Er verweist auf ein vom chinesischen Zentralkomitee 2013 verabschiedetes 60-Punkte Programm, das weitreichende Reformen in 15 Politikfeldern vorsieht. Es soll bis 2020 das bisherige, weithin auf quantitativer Mehrung des Bruttoproduktionswertes basierende Entwicklungsmodell ablösen. Das weitreichende Reformprogramm beinhaltet z. B. die Stärkung des Binnenkonsums und -marktes gegenüber dem Export, eine Höherwertigkeit der Industrien und der Effizienz der Unternehmen, Nachhaltigkeit, die Verbesserung der Lebensbedingungen der Landbevölkerung, sowie eine umfassende Finanz-, Steuer- und Bodenreform, und es tangiert verschiedenste Interessensgruppen. Von daher erklärt sich die Abschwächung des Wirtschaftswachstums laut Prof. Heberer weniger aus einer „Krise“, sondern primär aus der Überführung von quantitativem in qualitatives Wachstum und den damit verbundenen Schwierigkeiten, sowie den Widerständen gegen dieses Programm im System selbst. Sein Fazit: „Chinas Wirtschaft wird weiter wachsen, aber nicht mit den gleichen Prozentsätzen wie bisher, sondern auf moderaterer Basis, dafür aber – so bleibt zu hoffen – nachhaltiger und qualitativer“.

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