Ein Mann mit Maske schaut sich in einem Lager die Lieferung an.

Die Coronakrise hat die Wirtschaft hart getroffen. - (Bild: Adobe Stock/dusanpetkovic1)

Ein steiler Corona-Absturz, aber danach ein rascher Wirtschaftsaufschwung: Das war noch im Frühjahr die Erwartung vieler Ökonomen. Inzwischen aber gehen Spitzenverbände davon aus, dass die Krise länger andauert und die deutsche Wirtschaft trotz der Lockerungen in der Coronakrise noch lange nicht über den Berg ist. "Der Einbruch ist tief, der Weg heraus führt nicht so steil wieder nach oben, wie viele im Frühjahr gehofft haben", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Eric Schweitzer.

Schwierig ist auch die Lage auf dem Ausbildungsmarkt. "Das Ausbildungsjahr 2020 wird in gewisser Weise ein Würgejahr", sagte der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele.

Die Stimmung ist besser als die Lage

Schweitzer sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Als es Deutschland gut ging, hatte man immer das Gefühl, die Stimmung ist schlechter als die Lage. Derzeit hat man das Gefühl, die Stimmung ist besser als die Lage."

Die alles entscheidende Frage sei, wann es wieder aufwärts gehe. "Das zweite Quartal war schlicht eine Katastrophe. Laut unseren Umfragen glaubt die Hälfte der Betriebe, dass sich ihre Geschäftslage erst 2021 oder sogar noch später wieder spürbar bessert." Deswegen sei der DIHK mit einer Prognose von minus zehn Prozent beim Bruttoinlandsprodukt in Deutschland in diesem Jahr pessimistischer als die Bundesregierung.

Die wirtschaftliche Erholung in Deutschland sei außerdem sehr stark an die Entwicklung beim Export gekoppelt, sagte Schweitzer. "In der Industrie hängt jeder zweite Arbeitsplatz am Export. Es gibt aber viele Unsicherheiten." Schweitzer nannte die schwierige Lage in den USA sowie den Handelskonflikt zwischen den USA und China.

Das Eigenkapital schmilzt

Bei vielen Unternehmen schmelze das Eigenkapital. "Wir befürchten im Herbst eine Insolvenzwelle dramatischen Ausmaßes", sagte Schweitzer. Deswegen müssten die staatlichen Überbrückungshilfen, die bis Ende August laufen, verlängert werden. "Dann bekommen viele Unternehmen noch einmal drei, vier Monate Luft, um sich zu stabilisieren, bis die Geschäfte eventuell auch wieder ein Stück stärker anziehen."

Für die Überbrückungshilfen - Zuschüsse an Firmen - hat der Bund bisher 25 Milliarden Euro eingeplant. "Es ist in jedem Fall sinnvoller, eigentlich gesunde Unternehmen bei der Überbrückung einer schwierigen Lage mit Zuschüssen zu unterstützen als ihre Verschuldung mit Krediten weiter zu erhöhen", sagte der DIHK-Präsident. "Wenn die Wirtschaft wieder ins Laufen kommt, profitiert auch der Staat davon über steigende Steuereinnahmen. Die Alternative ist, dass Unternehmen in Insolvenz gehen und Arbeitsplätze wegfallen."

2022 zurück zu alter Stärke

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände rechnet für die deutsche Wirtschaft im übernächsten Jahr mit einer Rückkehr zu alter Stärke. "Ich glaube, dass wir 2022 wieder das Leistungsniveau der Zeit vor Corona, also wie wir es noch im Februar erlebt haben, verzeichnen", sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer der Tageszeitung 'Augsburger Allgemeine'. Er forderte die Unternehmen auf, in der Krise nicht die Ausbildung zu vernachlässigen. Nach der Coronakrise werde der Mangel an Facharbeitern wieder das Hauptwachstumshindernis der deutschen Volkswirtschaft sein. Die Gesellschaft werde nach wie vor älter.

Die Arbeitsagenturen haben alle Hände voll zu tun, um dem Ausbildungsjahrgang 2020 über den Berg zu verhelfen. BA-Chef Scheele sagte der dpa jüngst, die Lage auf dem Ausbildungsmarkt sei nicht dramatisch. Es bedürfe aber erhöhter und vieler Anstrengungen, um die Bewerber zu den Stellen zu bringen.

Scheele sieht den staatlichen Ausbildungszuschuss, der als Hilfe für Ausbildungsbetriebe eingeführt werden soll, prinzipiell als sinnvoll an. "Wenn er dazu hilft, das Ausbildungsjahr am Ende, wenn wir in die Nachvermittlung im Herbst kommen, über die Hürde zu bringen, dann ist die Prämie gut", sagte er.

Auszubildende: Vermittlungsprozess hängt zeitlich zurück

"Das Problem ist, dass wir in den letzten Monaten mit unseren Berufsberatern nicht in die Schulen konnten", beschrieb Scheele die aktuelle Vermittlungssituation. "Es ist rechnerisch für jeden Jugendlichen ein Ausbildungsplatz da." Es komme jetzt darauf an, die Jugendlichen für die entsprechenden Stellen zu gewinnen und mit den Unternehmen zusammenzubringen.

Den Kontakt herzustellen, das sei schwieriger als in zurückliegenden Jahren. Insgesamt stünden in diesem Jahr 482.000 gemeldeten Lehrstellen 417.000 Bewerber gegenüber. Sowohl die Zahl der Bewerber als auch die Zahl der Stellen sei um acht bis zehn Prozent rückläufig. Der Vermittlungsprozess hänge zeitlich sechs bis acht Wochen hinter den Vorjahren zurück.

Sie möchten gerne weiterlesen?

dpa