Werksmitarbeitenden jubeln

Die deutsche Industrie ist zuversichtlich, dass 2022 ein gutes Jahr wird. (Bild: Blue Planet Studio - stock.adobe.com)

Materialmangel, Lieferengpässe, keine Messen vor Ort und Reisebeschränkungen: Die deutsche Industrie hat auch 2022 mit vielen Herausforderungen und Problemen zu kämpfen. Über einige davon haben die Verbände und Unternehmen im zweiten Teil unserer Industrietrends gesprochen. Den Artikel finden Sie hier. Deshalb wollten wir im dritten Teil unserer Serie wissen: Was macht Sie zuversichtlich, dass 2022 dennoch ein gutes Jahr für Ihre Branche/für Ihr Unternehmen werden kann? Außerdem haben wir gefragt: Welche Schulnote würden Sie der Konjunktur für das Jahr 2022 geben?

Der VDMA, VDW, ZVEI sowie Trumpf, Schunk, Grob, Universal Robots und Stratasys haben außerdem schon berichtet, welche Regionen sie zu ihren Wachstumsmärkten zählen. Die Antworten finden Sie hier.

Universal Robots will von positivem Investitionsklima profitieren

Andrea Alboni, Westeuropa-Chef bei Universal Robots
Andrea Alboni, Westeuropa-Chef bei Universal Robots (Bild: Universal Robots)

Andrea Alboni, Westeuropa-Chef bei Universal Robots, zeigt sich zuversichtlich, dass die Automatisierungsbranche in diesem Jahr von einem positiven Investitionsklima profitieren wird. Für Deutschland rechne der VDMA Fachverband Robotik + Automation 2022 mit einem Wachstum von zehn Prozent. "Die letzten beiden Pandemie-Jahre haben uns gezeigt, dass die Unternehmen Cobots gegenüber offener und mutiger werden", so Alboni.

Und: Die Möglichkeiten, wo Cobots mit anpacken können, seien noch lange nicht ausgeschöpft. Es gebe kontinuierlich neue Anwendungen, die beispielsweise Künstliche Intelligenz einbeziehen oder auf mobile Robotik-Plattformen setzen.

Universal Robots hat sich inzwischen in vielen verschiedenen Branchen etabliert. Neben Industrie und Handwerk kommen seit kurzem auch Schulen dazu. Warum das so ist, erfahren Sie im Podcast:

Schunk blickt positiv in die Zukunft

Harald Dickertmann, Executive Vice President Sales bei Schunk
Harald Dickertmann, Executive Vice President Sales bei Schunk (Bild: Schunk)

Schunk ist per se nah dran an den Entwicklungstrends der Industrie und frühzeitig auf sie eingestellt. Deshalb können wir uns am Markt erfolgreich behaupten und positiv in die Zukunft blicken“, sagt Executive Vice President Sales Harald Dickertmann. Auch bei Schunk bleibt die Automatisierung das Kernthema. Das Unternehmen entwickle sein Produkt- und Lösungsportfolio permanent weiter, um die Kundenanforderungen zu erfüllen. „Für uns ist wegweisend, was der Kunde benötigt“, sagt Dickertmann.

Viele Firmen suchen derzeit den einfachen, praktikablen Einstieg in die Automatisierung. Genau das möchte das Unternehmen mit seinen Angeboten erreichen. Dadurch eröffne sich auch in Regionen mit einem bislang geringeren technologisierten Fertigungsumfeld die Chance, Produktionsabläufe und Arbeitsbedingungen deutlich zu verbessern, erklärt Dickertmann.

Mit innovativen Produkten will Schunk außerdem den Einstieg in neue Anwendungsfelder finden. Als Beispiel nennt Dickertmann die umweltfreundliche Greiftechnologie Adheso. Sie ermöglicht ein rückstandsfreies Greifen völlig ohne externe Energie, etwa bei der Herstellung von Brennstoffzellen.

Stratasys rechnet mit größerem Schritt Richtung additiver Produktion

Andreas Langfeld, President EMEA bei Stratasys
Andreas Langfeld, President EMEA bei Stratasys (Bild: Stratasys)

Andreas Langfeld, President EMEA bei Stratasys, macht zuversichtlich, dass die Industrie 2022 einen größeren Schritt in Richtung zertifizierter additiver Produktion sehen wird, um traditionelle Produktionsverfahren zu ersetzen oder um diese zu ergänzen. „Speziell bei Ersatzteilen werden wir weniger Lagerhaltung und mehr on demand Addtive Production sehen, was auch Nachhaltigkeitsziele von Unternehmen unterstützen wird“, sagt er.

Ausgewählte Materialien und Technologien werden zertifiziert werden und gebaute Teile werden industriespezifischen Anforderung, wie etwa Genauigkeit oder Entflammbarkeit entsprechen, so Langfeld. Dies habe man bereits bei luftfahrtzertifizierten FDM gedruckten Teile in Flugzeugen gesehen.

Welche Trends es gerade noch in der additiven Fertigung gibt, erklärt Langfeld im Podcast:

Trumpf: Das ist das wichtigste Thema für die Blechfertigung

Stephan Mayer, CEO Machine Tools bei Trumpf
Stephan Mayer, CEO Machine Tools bei Trumpf (Bild: Trumpf Group)

„Digitalisierung und Automatisierung sind heute, aber auch in Zukunft, die wichtigsten Themen für die moderne Blechfertigung“, sagt Stephan Mayer, CEO Machine Tools. Das Unternehmen sei hier als Leitanbieter und Leitanwender der digital vernetzten Produktion bestens aufgestellt. Mit Angeboten wie einer einfachen Software zur Produktionsplanung oder einer komplett vernetzen Smart Factory wolle Trumpf seine Kunden zum Erfolg führen. „Unsere Entwicklung, unser Vertrieb und unser Service begleiten die Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungslösung über die gesamte Prozesskette hinweg", so Mayer.

Die Blechbearbeitung ist geprägt von Vielfalt und Veränderung. Mehr zu den wichtigsten Entwicklungen in der Füge- und Umformtechnik lesen Sie hier.

Grob: Von Firmen wird hohe Anpassungsfähigkeit gefordert

Christian Müller, CSO und Mitglied der Geschäftsführung bei Grob
Christian Müller, CSO und Mitglied der Geschäftsführung bei Grob (Bild: Grob)

Christian Müller von Grob erklärt, dass Herausforderungen wie Rohstoffknappheit und Veränderungen in der Technologie von den Unternehmen eine hohe Anpassungsfähigkeit erfordern. Durch die hohe Fertigungstiefe des Unternehmens sei Grob aber in der Lage, seinen Kunden eine breite Palette an Produkten anzubieten.

Zudem arbeite man stetig an der Weiter- und Neuentwicklung seiner Produkte. „Durch unsere weltweiten Produktionswerke und Niederlassungen sind wir gut aufgestellt und können schnell auf sich ändernde Gegebenheiten reagieren“, sagt Müller.

Grob zeigt außerdem genau auf, wie durch engen Kontakt zur E-Auto-Industrie für vermeintlich Totgesagte neue Geschäftsmodelle entstehen. Alle Hintergründe gibt es hier.

VDMA: Auftragsbestand liegt bei mehr als zehn Monaten

Olaf Wortmann, Konjunkturexperte des VDMA
Olaf Wortmann, Konjunkturexperte des VDMA (Bild: VDMA)

Auch die Verbände sind optimistisch: „Durch den enorm hohen Auftragseingang und die vielen Produktionshindernisse hat sich ein außergewöhnlich hoher Auftragsberg gebildet“, sagt Olaf Wortmann, Konjunkturexperte des VDMA. Der Auftragsbestand liege inzwischen bei mehr als zehn Monaten. Der künftige Ordereingang dürfte außerdem davon profitieren, dass in zahlreichen Ländern weiterhin umfangreiche Unterstützungsmaßnahmen laufen. Zudem ergeben sich laut Wortmann zusätzliche Wachstumschancen durch den globalen strukturellen Wandel hin zu einer dekarbonisierten Welt.

Was VDMA-Präsident Haeusgen zum Thema internationaler Handel sagt, hören Sie im Podcast:

VDW: Gutes Polster für den Umsatz in diesem Jahr

Bernhard Geis, Leiter Wirtschaft und Statistik beim VDW
Bernhard Geis, Leiter Wirtschaft und Statistik beim VDW (Bild: VDW)

In der Werkzeugmaschinenbranche haben sich die Auftragsbücher spürbar erholt, berichtet Bernhard Geis, Leiter Wirtschaft und Statistik des VDW. Somit ergebe sich ein gutes Polster für den Umsatz in diesem Jahr, der bei sukzessiver Besserung in den Lieferketten deutlich stärker als 2021 wachsen sollte.

Ein weiterer Punkt, der den Verband zuversichtlich stimmt: „Der Trend zur Digitalisierung wird weiter stützen mit einer starken Nachfrage aus der Elektronikindustrie beziehungsweise von deren Zulieferern“, sagt Geis. Auch der schon länger bestehende Trend zu steigender Automatisierung werde angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels und des Reshorings von Wertschöpfung nach Europa anhalten. „Davon profitieren die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller mit ihrem hohen Know-how für technisch anspruchsvolle, automatisierte und damit auch besonders produktive Fertigungslösungen“, erklärt der VDW-Experte.

Auch die Elektromobilität sieht er als ein weiter wachsendes Geschäftsfeld. Und: Aus den anspruchsvollen Umweltzielen der Politik auf dem Weg hin zur Klima-Neutralität ergeben sich hohe Investitionsbedarfe zur Beschleunigung der Energiewende. Zum Beispiel bei der Windenergie.

ZVEI: Leitmärkte der Elektroindustrie wachsen weiter

Dr. Andreas Gontermann, Chefvolkswirt des ZVEI
Dr. Andreas Gontermann, Chefvolkswirt des ZVEI (Bild: ZVEI)

"Die Elektro- und Digitalindustrie ist 2020 weniger stark geschrumpft und 2021 dynamischer gewachsen als die allermeisten anderen Industriezweige hierzulande", sagt Dr. Andreas Gontermann, Chefvolkswirt des ZVEI. Die zentralen Leitmärkte der Elektroindustrie – wie Consumer, Energie, Gesundheit und Industrie – wachsen trotz konjunkturellem Auf und Ab, erklärt Gontermann. Von der voranschreitenden Digitalisierung und Elektrifizierung profitiere die Branche in besonderer Weise, weil sie beides überhaupt erst ermögliche. Daher sei die Stimmung in der Elektroindustrie gut. Unterm Strich habe das Geschäftsklima in der Branche zuletzt wieder angezogen.

Mehr zur aktuellen Lage in der Elektroindustrie und die Jahresprognose des ZVEI lesen Sie hier.

Konjunktur 2022: Das sind die Einschätzungen der Experten

Wie auch in den vergangenen Jahren haben wir außerdem wieder gefragt, welche Schulnote (1-6) die Verbände und Unternehmen der Konjunktur für das Jahr 2022 geben würden. Das sind die Antworten:

  • Bernhard Geis (VDW): 3+
  • Olaf Wortman (VDMA): 2
  • Gontermann (ZVEI): 2 bis 3
  • Harald Dickertmann (Schunk): 2
  • Andreas Langfeld (Stratasys): 2
  • Andrea Alboni (Universal Robots): 2
  • Christian Müller (Grob): 3
  • Stephan Mayer (Trumpf): Mayer möchte keine Note vergeben und lieber zum Schluss abrechnen. „Ich würde mich aber zu einem vagen Ausblick auf eine Zwei einlassen“, sagt er.

Das sind die Industrietrends 2022

Wie ist die Lage in der Industrie? Wo gibt es Herausforderungen? Welche Wachstumsmärket bieten neue Chancen?

 

PRODUKTION hat Verbände und Unternehmen zu den Industrietrends 2022 befragt. Antworten geben der VDMA, VDW, ZVEI sowie Trumpf, Schunk, Stratasys, Grob und Universal Robots.

 

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