Was verbindet die Unternehmen in den drei Ländern?
Es gibt viele Gemeinsamkeiten: Ganz klar, die gleiche Sprache hilft dabei. In allen Ländern hat der Maschinenbau jeweils eine Schlüsselposition inne und die internationale Arbeitsteilung wird in der DACH-Region seit langem auf hohem Niveau praktiziert. „Ganz generell ist der Austausch und die Verflechtung sehr intensiv und vielschichtig. Zudem gibt es viele Firmen, die in mindestens zwei dieser Länder mit Niederlassungen vertreten sind“, sagt Hans Hess, Präsident des Schweizer Branchenverbands Swissmem.
In den Bereichen Maschinenbau, Metallverarbeitung sowie Elektro- und Elektronikindustrie sind die Technologieführer durch High-Tech-Lieferketten seit vielen Jahren miteinander verknüpft, bestätigt auch Mag. Christian Knill, Obmann des österreichischen Fachverbands Metalltechnische Industrie. In allen drei Ländern ist die Industrie durch Eigentümer-dominierte KMUs geprägt, alle glänzen auch beim Phänomen der Hidden Champions.
Die DACH-Unternehmen sind besonders aktiv auf den Weltmärkten – die Exportquote liegt in den beiden Alpenländern bei 90 Prozent – und so stehen sie damit vor ähnlichen Herausforderungen: „Volatile Märkte, hoher Innovationsdruck, kürzere Produktzyklen, komplexe Projektstrukturen und eine fortschreitende Digitalisierung stellen neue Anforderungen und erfordern neue Lösungsansätze“, sagt Carl Martin Welcker, Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau.
Warum ist Zusammenhalt heute vielleicht wichtiger denn je?
„Gerade im Rahmen der Automatisierung und der laufenden Digitalisierung stellen sich neue Aufgaben, die nur gemeinsam zu bewältigen sind“, glaubt Knill. Plattformen seien eine hervorragende Basis, um Entwicklungslinien und Zukunftstendenzen zu überlegen, damit die Unternehmen schnell und effizient reagieren können. „Alle Unternehmen sind real oder gefühlt einem massiven Wettbewerb ausgesetzt, auch aus Fernost und besonders aus China“, so der Österreicher.
Für den deutschen Verbandschef ist der Zusammenhalt ist besonders wichtig in Zeiten, da die EU durch den Brexit geschwächt wird und immer wieder Regierungen von Mitgliedsstaaten die Zusammenarbeit innerhalb der EU in Frage stellen. Aus Sicht von Hans Hess ist man dank bilateraler Verträge mit dem europäischen Binnenmarkt noch enger zusammengerückt, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sei wichtig.
„Wir müssen darauf achten, dass dieser für alle Beteiligten vorteilhafte Zusammenhalt weiter bestehen bleibt und noch gefestigt wird. Leider hat sich das Verhältnis zwischen der Schweiz und der EU eingetrübt, was sich negativ auf die DACH-Region auszuwirken droht“, mahnt jedoch der Swissmem-Präsident.
Das erwartet Sie bei Maschinenbau vorausgeDACHt:
- Protectionism versus Free Trade: Implications for the D-A-CH region
Prof. Simon Evenett, Professor of International Trade and Economic Development, Universität St. Gallen, Schweiz - Zunehmende Handelshemmnisse: Erfolgreiche Strategien eines Mittelständlers
Hans-Joachim Boekstegers, Geschäftsführender Direktor und Group CEO, MULTIVAC, Wolfertschwenden, Deutschland - Digitale Transformation – Der Mensch bleibt analog!
Mag. Ing. Thomas Welser, Geschäftsführung, Welser Profile GmbH, Ybbsitz, Österreich - Sessions:
- Energie mit Zukunft
Die Rolle des Maschinenbaus beim Klima- und Energiewandel - (Weiter)Bildung mit Zukunft
Fachkräftesicherung durch Rekrutierung und Entwicklung - Digitalisierung mit Zukunft
Erfolge durch digitale Geschäftsmodelle
- Thementische: Vernetzung bedeutet Austausch – ohne Austausch können keine neuen Impulse entstehen. Nutzen Sie die Gelegenheit, an den Thementischen mit Experten zu sechs Themen Ideen und Erfahrungen auszutauschen.
Alle Infos und Anmeldung zum Kongress Maschinenbau vorausgeDACHt – Zukunft der Vernetzung!
Was kann man gemeinsam erreichen?
Die Verbandschefs sind allerdings optimistisch, dass sich gemeinsam einfach mehr bewegen lässt. „Die Unternehmen in der DACH-Region sehen sich ähnlichen Herausforderung gegenüber, gemeinsame Linien gegenüber der Brüsseler Struktur zu entwickeln, zum Beispiel bei technischen Vorgaben, Umweltschutz – und insbesondere bei dem für unsere Industrie im Moment ganz oben auf der Brüsseler Agenda stehenden Thema Energie“, meint Christian Knill.
Zudem ergeben sich beim Thema Aus- und Weiterbildung durch die Digitalisierung zusätzliche Anforderungen, denen sich alle stellen müssen. „Hier können wir als DACH-Region unser Wissen bündeln, um schnell zu einer Lösung zu kommen“, so Knill.
Der Maschinenbau wird aufgrund des technologischen Fortschritts immer komplexer und interdisziplinärer. Der Schweizer Hans Hess glaubt deshalb, dass mit betriebs- und grenzüberschreitenden Kooperationen die Stärken der deutschsprachigen Region besser genutzt und die Herausforderungen der Zeit gemeinsam besser und schneller bewältigt werden können.
„Deutschland, Österreich und die Schweiz bilden eine der wirtschaftlich stärksten Regionen in Europa, wenn nicht sogar der Welt. Hier wird Innovationsgeist gelebt, Qualität über Quantität gestellt und Standards gesetzt“, stellt VDMA-Chef Welcker heraus. Gemeinsam müsse man deshalb für die Themen, die die Region bewegen, einstehen.
Wo liegen die Unterschiede, was kann man voneinander lernen?
Voneinander lernen könnte man in vielen Bereichen, zum Beispiel beim Thema Arbeitszeitflexibilisierung, konstatiert Knill: „Dies ist in Österreich gerade brandaktuell, in Deutschland gibt es schon länger durch Tarifverträge ermöglichte betriebliche Lösungen, die es den Unternehmen erlauben, mit der Konjunktur zu atmen“.
Auch im Bereich der Forschung könne die DACH-Region noch enger zusammenarbeiten. Obwohl wir im gleichen Sprach- und Kulturraum leben, gibt es doch auch nationale und regionale Unterschiede, findet Hess: „Jede Region hat ihre eigene Industriestruktur mit ihren spezifischen Stärken und Gegebenheiten. Wenn man ohne Vorurteile aufeinander zugeht, dann können sich diese Unterschiede positiv ergänzen“. Daraus könne gemeinsam mehr Wettbewerbsstärke entstehen.
Warum ist ein gemeinsamer Kongress wichtig?
„Im Rahmen eines gemeinsamen Kongresses, diesmal unter dem Motto ‚Wandel durch Globalisierung‘, entstehen durch intensiven Dialog neue Ideen und Lösungen sowie Vernetzungspotenziale über Ländergrenzen hinweg“, sagt VDMA-Präsident Welcker. Zudem lasse sich von den jeweils innovativen und erfolgreichen Unternehmen lernen.
Beim Treffen in Bregenz ergibt sich die Möglichkeit direkter Kontakte, die nicht nur neue Anregungen geben, sondern auch durchaus zu neuen Projekten führen können, meint Christian Knill: „Hier können Unternehmer auch einmal selbstgeschaffene Sichtschutzwände und Barrieren des Tagesgeschäftes überspringen, wenn sie die entsprechenden Anregungen als Take Home Value mitnehmen“.