Immerhin 60 Prozent der Maschinen- und Anlagenbauer waren im letzten Energiewende-Barometer des VDMA der Ansicht, dass die Energiewende den Standort Deutschland stärkt. Noch etwas mehr meinten sogar, dass die Energiewende positive Auswirkungen auf ihr Unternehmen hat.
„Wenn das so ist und wenn wir in überwiegender Zahl glauben, dass der Klimawandel ein Problem darstellt, dann ist es unsere gesellschaftliche Aufgabe, Teil der Lösung zu sein“, meint Matthias Zelinger, Energiepolitischer Sprecher des VDMA. Egal, ob es um Produktionswärme, Strom oder Druckluft geht: Bei integrierten Produktionsprozessen ergeben sich große Potenziale bei der Bereitstellung und Speicherung von Energie. „Jede Druckluftanlage ist ein Stromspeicher, damit können Unternehmen am Energiemarkt aktiv werden und Geld verdienen – aber nur durch die volle Einbindung in die Digitalisierung“, erklärt Zelinger. Hier stehe man allerdings noch am Anfang.
Elektromobilität verändert die Branche
Den wohl größten Impact für die Branche hat das Thema Elektromobilität. Doch was bedeutet es eigentlich, CO2 aus der Mobilität herauszunehmen? „Die Kernbotschaft ist, dass es geht. Aber es ist immer ein Aufwand, für den es neue Technologien und Infrastrukturen braucht. Die Beziehungen zwischen den Industrien ändern sich fundamental: Das birgt große Chancen, aber es ist auch eine große Herausforderung“, meint Dr. Gil Georges vom Institut für Energietechnik der ETH Zürich. Das Problem ist: Niemand weiß Genaues.
„Es ist noch nicht entschieden, nach welchem Muster elektrische Antriebe gebaut werden, Hybride bleiben ein großes Thema. Je nachdem, wie man es macht, braucht man mehr oder weniger Präzisionsteile. Diese Entwicklung ist nur schwer absehbar“, so Georges, Leiter der Gruppe Energiesystemforschung am Labor für Verbrennungssysteme und Aerothermochemie. Zwar verschwindet die bisherige Technologie nicht über Nacht, allerdings könne es gut sein, dass traditionelle Antriebe schon in 20 Jahren nur noch einen kleinen Marktanteil haben. Bei der Frage, wie Elektroautos mit null Impact gebaut werden sollen, sieht Georges auch den Maschinenbau in der Pflicht.
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Prof. Simon Evenett, Professor of International Trade and Economic Development, Universität St. Gallen, Schweiz - Zunehmende Handelshemmnisse: Erfolgreiche Strategien eines Mittelständlers
Hans-Joachim Boekstegers, Geschäftsführender Direktor und Group CEO, MULTIVAC, Wolfertschwenden, Deutschland - Digitale Transformation – Der Mensch bleibt analog!
Mag. Ing. Thomas Welser, Geschäftsführung, Welser Profile GmbH, Ybbsitz, Österreich - Sessions:
- Energie mit Zukunft
Die Rolle des Maschinenbaus beim Klima- und Energiewandel - (Weiter)Bildung mit Zukunft
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Digitalisierung und Energieeffizienz sind eng verknüpft
Nur ein Viertel der Unternehmen bindet bisher das Thema Energieversorgung in seine Digitalisierungsstrategie ein, zeigt die Umfrage des VDMA. „Da wird im engeren Sinne auf Industrie 4.0 und Produkte geschaut, aber die Effizienzpotentiale bei der Digitalisierung noch stark übersehen“, berichtet Matthias Zelinger. Der Weg ist sicher nicht einfach, aber lohnend. „Es geht darum, die Herausforderungen anzunehmen und die digitale Transformation zu bewältigen. Damit werden digitale Services und Lösungen entstehen, die zur Nachhaltigkeit mit Blick auf Ressourcenschonung und Emissionseffizienz beitragen“, sagt Jürgen Winterholler, Head of Digital Solutions, Rolls-Royce Power Systems AG aus Friedrichshafen.
Die Analyse der Daten aus den Anlagen ist dabei essentiell. „Es ist eindeutig so, dass durch Analytics die Maschinen in den optimalen Betriebspunkten gefahren werden können und dadurch den höchsten Wirkungsgrad erzielen“, konstatiert Winterholler. Durch die Analyse der Livedaten lässt sich demnach auch für ganze Maschinen-Pools exakt sagen, wo die Leistung angehoben oder ein wenig zurückgefahren werden sollte, um die Maschine so zu betreiben, dass sie einerseits längere Laufzeiten erreicht, andererseits weniger Emissionen verursacht. Bei den „grünen Technologien“ gehe es immer auch darum, die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu erreichen. Nur wenn diese gegeben sei, werde es gelingen, langfristige Ressourcenschonung sicher zu stellen.
Energiewende als Chance für den Maschinenbau
Wolfgang Anzengruber, CEO des Energieerzeugers Verbund AG aus Österreich, geht davon aus, dass die Nachfrage nach effizienten Kraftwerken und Erzeugungstechnologien bei Wasser- Wind- oder Sonnenkraft ebenso steigen wird wie nach Speicher- und Flexibilitätslösungen. „Der Maschinen- und Anlagenbau kann also mit einem gewaltigen Investitionsschub seitens der Kunden rechnen“, stellt der Verbund-CEO fest.
Das eigene Beispiel beim Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug illustriert das gut. Seit 2014 wird pro Jahr bis 2022 ein Maschinensatz aus Turbine und Generator erneuert und die Stromerzeugung des Kraftwerks so signifikant gesteigert. Auch im Pumpspeicherkraftwerk Kaprun ist ein Maschinentausch geplant, der in Summe rund 50 Prozent Leistungssteigerung bringen soll. Das Thema hält neben Herausforderungen also durchaus Potential für die Branche bereit. Auf dem Kongress sind die vier Experten im Forum „Energie mit Zukunft“ anzutreffen.