Grammer

Grammer wehrt sich gegen eine Machtübernahme durch die Industriellenfamilie Hastor. - (Bild: Grammer)

Aus einer Pflichtmitteilung des SDAX-Konzerns Grammer geht hervor, dass die Chinesen über ihre Gesellschaft JAP Capital Holding ihren Anteil auf 15,07 von 11,2 Prozent erhöht haben. Das berichtet die Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires.

Hintergrund: Grammer hat sich Anfang des Jahres mit dem langjährigen Partner verbündet, um den Einfluss der Industriellenfamilie Hastor zurückzudrängen, die bei Grammer durchregieren und auch den Grammer-Chef ablösen will.

Vergangene Woche hat Grammer einen juristischen Etappensieg eingefahren, als das Landgericht Nürnberg-Fürth eine einstweilige Verfügung endgültig aufhob, mit der es Grammer untersagt war, Aktien über eine Pflichtwandelanleihe an das Investmentvehikel von Ningbo Jifeng auszugeben.

Auf der Grammer-Hauptversammlung am morgigen Mittwoch will die Familie Hastor, die über zwei Gesellschaften 20 Prozent an dem Unternehmen hält, Vorstands- und Aufsichtsratsposten mit Vertrauten besetzen.

VW als Strippenzieher im Hintergrund?

Ein Dokument, das die Süddeutsche Zeitung einsehen konnte, zeigt wie detailliert VW in diese Abwehrstrategie involviert ist. In dem auf den 13. Dezember 2016 datierten Papier ist unter "Maßnahmen Grammer AG" notiert, was der Zulieferer aus der Oberpfalz macht oder machen soll, um eine Übernahme durch Hastor abzuwehren. So würden etwa Gespräche mit einem "friendly investor" laufen, einem wohlgesonnen Ankeraktionär also, der in dem Dokument auch "white knight" genannt wird, weißer Ritter. Ziel sei eine Änderung der Aktionärsstruktur, um die Stimmrechte der Hastor-Familie zu verwässern. Und eben dieser weiße Ritter ist Ningbo Jifeng.

Darüber hinaus sei geplant, Einfluss auf die Kleinaktionäre zu nehmen. Wörtlich heißt es in dem Dokument: Die "Steuerung des Stimmverhaltens der Kleinaktionäre und institutionellen Investoren über Proxy Advisors auf der HV". Auf der HV, also der Hauptversammlung an diesem Mittwoch in Amberg, sollen Berater wohl kundtun, dass die Hastor-Familie kein guter Investor sei. Schließlich heißt es, all diese Maßnahmen seien "bereits durch den Grammer-Vorstand zugesagt und vom Grammer-Aufsichtsrat freigegeben".

Warum VW eingreift

Dass der Volkswagen-Konzern sich scheinbar als Strippenzieher betätigt, verwundert Kenner der Automotive-Branche nicht. Bei VW in Wolfsburg hatten die Hastors die Fließbänder vergangenen August mit einem plötzlichen Zulieferstopp ihrer Prevent-Firmengruppe lahmgelegt. 

Damals hatte sich sogar die Politik eingeschaltet – und tut es im Fall Grammer wieder. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner hat das Vorgehen der Investorenfamilie Hastor beim Oberpfälzer Autozulieferer Grammer scharf kritisiert. "Hastor veranstaltet einen unverantwortlichen Machtpoker auf dem Rücken des Unternehmens und seiner Mitarbeiter", sagte die CSU-Politikerin gegenüber der "Welt am Sonntag". In der sozialen Marktwirtschaft trage ein Großaktionär soziale Verantwortung für Mitarbeiter und Arbeitsplätze. "Hastor gefährdet die Zukunft von Grammer", so Aigner.

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