Herr Bachthaler, Sie waren zuvor bei Infor. Was waren die Gründe für Ihren Wechsel zu Asseco Solutions?
Ich habe den gesamten Wachstumsprozess bei Infor in den verschiedensten Rollen mitgemacht. In dieser Zeit hat sich Infor zum Konzern entwickelt. Für mich kam dann, nach zuletzt neun Jahren in der Leitung der Global Accounts Europa, der Punkt, an dem auch ich mich weiterentwickeln wollte – und dann kam das Angebot von Asseco. Insbesondere die Wertestruktur des Unternehmens hat mich beeindruckt; sprich Teamgeist, Vertrauen, Menschlichkeit, Innovation und Respekt. Das war für mich ein wesentliches Kriterium bei der Auswahl meines neuen Jobs.
Asseco Solutions ist eher mittelständisch geprägt. Fehlt Ihnen da nicht die internationale Komponente?
Auch Asseco Solutions hat internationale Strukturen. Das heißt, die internationale Komponente fehlt auch hier nicht. Ganz im Gegenteil: Sie wird immer wichtiger. So kann ich meine Erfahrung, die ich mit internationalen Kunden gesammelt habe, bei Asseco sehr gut einbringen.
Sie wollen starkes Wachstum generieren, insbesondere international. Welche Märkte haben Sie dabei im Visier?
Wir sind heute schon sehr international unterwegs. Asseco Solutions selbst ist ja ein internationales Unternehmen und sehr stark in der Slowakei, Tschechien und natürlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten. Auch in Italien und Mittelamerika sind wir bereits vor Ort. Wir haben also bereits eine internationale Basisstruktur, auf der wir aufsetzen können. Und wenn es um Wachstum geht, müssen wir uns natürlich Gedanken machen, wo sich die Industrie hinbewegt und wo die Wirtschaftslage positiv ist.
Können Sie dafür ein Beispiel nennen?
Zum Beispiel sind wir nach Italien gegangen, weil wir ein gutes Gefühl hatten, was das Wachstum im mittelständischen Fertigungssegment betrifft. Und wir sehen anhand der Erfolge, die wir dort bereits erzielt haben, dass der Markt tatsächlich auf einen Anbieter wie Asseco Solutions gewartet hat.
Was haben Sie durch den Markteintritt in Italien gelernt?
Durch dieses Engagement in Italien haben wir gelernt, wie man sich organisatorisch aufstellen muss, um ins Ausland zu gehen. Wir wissen, welche Strukturen wir brauchen, damit ein solches Projekt lauffähig und reproduzierbar in anderen Ländern ist. Derzeit sind wir in der Analyse, wo weitere potenzielle Märkte liegen.
Gibt es schon Favoriten?
Die gibt es. Aber wir haben noch keine finale Entscheidung getroffen. Ein interessanter Markt wäre zum Beispiel Spanien. Denn wir haben in Mittelamerika schon eine kleine Einheit, die in Kooperation mit unserer Zentrale eine spanische Version unserer Software aufgelegt hat. Diese könnten wir relativ leicht auf Spanien übertragen. Darüber hinaus hatte das Land durch die Wirtschaftskrise stark gelitten. Deswegen erleben wir derzeit einen Aufholeffekt mit großen Wachstumsraten. Die Frage stellt sich dann natürlich: Machen wir eine Geschäftsstelle auf oder gehen wir mit einer Partnerstruktur in den neuen Markt?
…und welche Märkte haben Sie neben Spanien im Visier?
Wir denken auch über eine Ausweitung in Richtung Osteuropa nach. Als Beispiel dafür kann ich Ungarn nennen. Dort gibt es unter anderem die Automobilindustrie und deren Zulieferer. Zudem sitzen wir mit einem Hub in Bratislava nicht weit weg von Ungarn. Das könnte uns den Einstieg sehr erleichtern und passt zu unserer Vorgehensweise: Internationalisierung ja, aber mit Bedacht. Wir wollen keine zehn Länderprojekte gleichzeitig offen haben.
"Asseco Solutions ist in den vergangenen Jahren extrem schnell gewachsen. Wir haben uns in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt." - Ralf Bachthaler
Es heißt, dass Sie auf Basis Ihrer Expertise das Unternehmen dabei unterstützen, die Strukturen auf Wachstum auszulegen. Was ist damit konkret gemeint?
Das ganze Thema würde ich unter dem Begriff ‚Sales Excellence‘ zusammenfassen. Sie müssen sich vorstellen, Asseco Solutions ist in den vergangenen Jahren extrem schnell gewachsen. Wir haben uns in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Dazu muss man natürlich auch die Strukturen nachziehen. Das heißt, die Organisation muss angepasst werden. Bei Infor habe ich bereits einschlägige Erfahrungen dazu gesammelt. Ich sehe es nun als meine Aufgabe an, meine Erfahrungen in diesem Bereich bei Asseco einzubringen. Neben dem Fokus auf Neukunden erfordert dies auch professionelle Strukturen im Bestandskundenmanagement.
Die Forschungsarbeit gilt als Stärke von Asseco. Können Sie das konkretisieren?
Wir waren der erste ERP-Anbieter, der ein Browser-basiertes ERP-System auf den Markt gebracht hat. Jetzt geht die Reise weiter. Die letzten Jahre war IoT ein ganz großes Thema. Momentan geht die Forschungsarbeit weiter in Richtung Künstliche Intelligenz. Das heißt, auf der einen Seite haben wir heute die Daten mittlerweile in den Systemen, auf der anderen Seite ist die gesamte ERP-Landschaft noch in der Anfangsphase, diese Daten auch im Sinne von Automatisierung nutzbar zu machen. Das wollen wir mit unserer Forschungsarbeit ändern. Das ist wichtig, weil Unternehmen dadurch viele manuelle Tätigkeiten einsparen können beziehungsweise der Mitarbeiter nur noch im Ausnahmefall eingreifen sollte.
Wo sehen Sie weitere Stärken von Asseco gegenüber den Wettbewerbern?
Ein ganz entscheidender Punkt ist, dass wir uns auf Augenhöhe mit dem Kunden bewegen. Wir setzen uns nicht in ein Labor und entwickeln mit Heerscharen von Entwicklern etwas, das im Endeffekt nicht zu den Kundenanforderungen passt. Wir nehmen unsere Kunden mit ins Boot und gehen auch Projekte gemeinsam an, um sie marktgerecht zu entwickeln.
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