Die Stahlindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftszweig Deutschlands

Die Stahlindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftszweig Deutschlands. - (Bild: Martinelle auf Pixabay)

Die Stahlindustrie in Deutschland will den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid senken. Beim Branchenführer Thyssenkrupp laufen großangelegte Versuche, zu einer weniger klimaschädlichen Stahlproduktion zu kommen. Konzernchef Guido Kerkhoff wird Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Dienstag erläutern, wie der Industriekonzern sein Ziel erreichen will, 2050 komplett klimaneutral zu sein. Ihr Ministerium fördert die Forschungen für dieses Ziel mit vielen Millionen Euro.

Das Werk von Thyssenkrupp in Duisburg ist nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) die Industrieanlage mit den höchsten Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland. Nur die großen Braunkohlekraftwerke haben noch weit höhere Werte. Während aber der Energiesektor seinen CO2-Ausstoß seit Jahren kontinuierlich gesenkt hat, ist in der Industrie nur wenig passiert. Die Emissionen der energieintensiven Industrie, zu der der Stahl zählt, hätten 2018 «auf dem hohen Niveau der Vorjahre stagniert», stellte das Umweltbundesamt im Frühjahr fest.

Ohne einen wirkungsvollen Beitrag der Schwerindustrie kann Deutschland die Klimaziele für 2030 nicht erreichen. Das weiß auch Kerkhoff. Thyssenkrupp arbeite «hart daran, Emissionen einzusparen, was beim StAhl gar nicht so einfach ist», hat er unlängst versichert. Der Stahlriese muss den Ausstoß von Klimagasen aber auch reduzieren, um seine Kosten im Griff zu behalten.

Was Greenpeace vom Thyssenkrupp-Plan hält

Denn Stahlwerke nehmen am EU-Emissionshandel teil. Während die Branche bisher weitgehend auf kostenlos zugeteilte Zertifikate zurückgreifen konnte, drohen mit der Verknappung der Verschmutzungsrechte steigende Preise für Thyssenkrupp und andere energieintensive Industriekonzerne. Der Branchenverband Stahl hatte deshalb bereits vor Zusatzkosten in Milliardenhöhe gewarnt.

Greenpeace begrüßte die Ankündigung von Thyssenkrupp, den CO2-Ausstoß zu senken. "Endlich fängt auch die Stahlindustrie an, sich beim Klimaschutz nicht länger auf falschen politischen Anreizen wie Gratis-Emissionsrechten oder niedrigen Industriestrompreisen auszuruhen", sagte der Energieexperte der Umweltorganisation, Niklas Schinerl. Doch um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, "ist Klimaneutralität bis 2050 zu spät".

Die Stahlindustrie versucht die CO2-Belastung auf zwei Wegen zu senken. Zum einen sollen die Hüttengase aus der Stahlproduktion als Rohstoff für die chemische Industrie genutzt werden. Dieses Vorhaben mit dem Namen "Carbon2Chem", an dem Unternehmen und Wissenschaft gemeinsam arbeiten, fördert das Bundesforschungsministerium mit mehr als 60 Millionen Euro.

Einen wichtigen Schritt hat man in Duisburg bereits erreicht: Im vergangenen Jahr konnte erstmals Methanol und Ammoniak unter industriellen Produktionsbedingungen aus den Hüttengasen erzeugt werden. Rund 20 Millionen Tonnen der jährlichen CO2-Emissionen der deutschen Stahlbranche ließen sich wirtschaftlich verwerten. Und auch für andere Industriebranchen könne das Verfahren genutzt werden. Doch bis es so weit ist, dürften noch 15 Jahre vergehen, schätzt man bei Thyssenkrupp.

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Wasserstoff bei der Stahlherstellung

Die Nutzung von CO2 als Rohstoff, an der unter anderem auch der Chemiekonzern Covestro arbeitet, ist aus Sicht von Fabian Joas von der energiepolitischen Denkfabrik Agora Energiewende zwar ein Fortschritt, an dem weiter gearbeitet werden sollte. Die endgültige Lösung für die Klimaprobleme der Stahlindustrie könne sie aber nicht sein. "Das CO2 wird dabei zwar zweimal genutzt. Am Ende landet es aber doch in der Atmosphäre."

Erfolgversprechender sei der Einsatz von Wasserstoff bei der Stahlherstellung, betonte Joas. Auch das wird in Duisburg versucht. Ein Teil des in den Hochofen geblasenen Kohlenstaubs soll durch Wasserstoff ersetzt werden.

Auch Europas größer Stahlkonzern Arcelor Mittal arbeitet in seinem Hamburger Werk an diesem Verfahren, bei dem Treibhausgase erst gar nicht entstehen sollen. Das werde aber "ein langer und kostenintensiver Prozess", hatte der Produktionsvorstand von Thyssenkrupp, Arnd Köfler gesagt. An diesem Projekt beteiligt sich das Land Nordrhein-Westfalen mit Fördergeldern.

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