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Deutsche Industrieunternehmen, die derzeit US-Arbeitsvisa für ihre Mitarbeiter beantragen, müssen sich auf Verzögerungen und neue Hürden einstellen.- (Bild: bluedesign - stock.adobe.com)

Die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den USA steht vor neuen Herausforderungen, seitdem der neue Präsident Donald Trump im Amt ist. Die Fachzeitung Produktion hat recherchiert, welche Hürden die Firmen derzeit bei ihrem US-Geschäft überwinden müssen.

Welche Probleme deutsche Firmen im US-Geschäft haben

Derzeit gibt es nach Informationen dieser Zeitung für deutsche Firmen neue Barrieren, wenn sie ihre heimischen Arbeitskräfte in den Vereinigten Staaten arbeiten lassen wollen. „Es ist ganz eindeutig schwieriger geworden, deutsche Arbeitskräfte mit einem Arbeits-Visum in die USA zu entsenden“, sagte Sven Riethmüller, Partner von Pepper Hamilton, gegenüber Produktion. „Die Anforderungen sind viel höher geworden, wenn Firmen ein Visum für ihre Mitarbeiter beantragen, die dort arbeiten sollen."

Wie sich das Verhalten der US-Konsulate verändert hat

Auch die US-Konsulate in Deutschland sind nach Beobachtungen des Anwalts nicht mehr so kooperativ wie früher, wenn es den Antrag für ein Arbeits-Visum geht.

„Es ist wirklich überraschend“, sagte Riethmüller. In der Vergangenheit hätte man den gesamten Antrag für ein Visum per E-Mail senden können.

Heute müsse der Antrag sowohl per E-Mail als auch per Fed Ex geschickt werden, was zusätzlich Zeit benötigt.

Früher gab es eine Entscheidung aus den USA über das Visum per E-Mail, jetzt werde alles per Post gesendet.

Wie die Hürden konkret aussehen

So wurde zum Beispiel einer mittelständischen deutschen Firma, die ein Arbeits-Visum für eigene Mitarbeiter beantragte, plötzlich mitgeteilt, sie müsse detaillierter belegen, dass sie in den USA auch wirtschaftlich erfolgreich sein werde. „Dieses Vorgehen ist neu“, meinte Riethmüller.

Inhaltlich seien viel mehr Dokumentationen für das Visum notwendig, es werde viel mehr hinterfragt. Und es dauere länger, ein Visum für deutsche Arbeitnehmer zu beantragen, die in den USA arbeiten sollen. „Wir haben regelmäßig Nachfragen: Reichen Sie bitte diese und jene Dokumente nach“, berichtete der Anwalt.

Video: U.S. Diversity Immigrant Visa Program Tutorial

Was es für weitere Vorkommnisse gibt

Es sind auch bereits Anträge von Deutschen auf ein Arbeits-Visum abgelehnt worden. Das ist ebenso eine neue Entwicklung.

Welche Folgen das für deutsche Firmen hat

Deutsche Firmen haben das Problem, dass der einzelne Mitarbeiter fast keine Möglichkeit hat, die Entscheidung über ein Visum anzufechten. Es gibt zwar eine Stelle in Washington, die die Entscheidungen der Konsulate prüft. Diese würde die Entscheidungen aber nicht sehr kritisch hinterfragen, so Riethmüller. Es sei schwiergier geworden.

Wer die Veränderungen feststellt

Festgestellt haben die Veränderungen bei der Visum-Vergabe sowohl deutsche Firmen, die in den Vereinigten Staaten tätig sind, als auch Rechtsanwälte, die für diese Unternehmen tätig sind.

Was der Hintergrund für diese Visa-Verschärfungen ist

Viele US-Unternehmen haben in der Vergangenheit Outsorcing im Bereich Back-Office betrieben. Sie beauftragten zum Beispiel eine indische Outsorcing-Firma, die zunächst ein große Anzahl von Mitarbeitern in die USA mit einem H-1B-Visum entsandte. Diese Visa H-1B, für die es eine zahlenmäßige Obergrenze gibt, sind gedacht für Arbeitnehmer, die für einen begrenzten Zeitraum in einem US-Unternehmen mitarbeiten möchten.

In dem erwähnten Fall saßen diese Inder dann neben den amerikanischen Mitarbeitern und lernten von diesen, wie die Arbeit zu verrichten ist. Die amerikanischen Mitarbeiter wussten bereits, dass sie entlassen werden. Abhängig von ihrer Bereitschaft, die indischen Mitarbeiter einzuarbeiten, erhielten sie anschließend eine Abfindung. Dann wurde diese Back-Office-Funktion nach Indien verlagert und von den angelernten Indern erledigt.

Dieses Ausnutzen des Visums ist aus Sicht der aktuellen Regierung eine nicht erfreuliche Entwicklung, weil Arbeitsplätze von den USA nach Indien verlagert werden. Das ist in den Vereinigten Staaten ein großes Thema.

State Department
Das U.S. Department of State. - (Bild: USDC)

Welchen Grund es noch für die Vorsicht gibt

Als Weiteres gab es die Entwicklung, dass High-Tech-Jobs an Fachleute aus anderen Ländern vergeben wurden und diesen niedrigere Löhne gezahlt wurden. Dieses Vorgehen ist eigentlich nicht erlaubt, aber mit genügend Dokumentationen wird häufig vermittelt, dass es sich dabei um ein übliches Gehalt handele. So zahlen die Unternehmen diesen ausländischen Fachkräften häufig weniger als einem Amerikaner.

Das sind die Gründe, warum die amerikanische Politik dafür sorgen will, dass weniger H-1B-Visa vergeben werden.

Was die Amerikaner mit dem Vorgehen bezwecken

Offenbar steht der politische Wille dahinter, die amerikanischen Arbeitnehmer zu schützen. Indem die zuständigen Behörden die massenhafte Vergabe von Arbeitsvisa stoppen, soll dem amerikanischen Arbeitsmarkt geholfen werden.

"Man kann zum Beispiel für jeden Deutschen, der in die USA geht, ein bis drei neue Arbeitsplätze für Amerikaner ausschreiben." Sven Riethmüller, Partner der US-Wirtschaftskanzlei Pepper Hamilton LLP

Wie sich die Ziele der deutschen Firmen davon unterscheiden

Die Mehrzahl der deutschen Unternehmen in den USA verfolgt jedoch ganz andere Ziele. Diese Firmen entsenden Mitarbeiter in die USA, um das Geschäft aufzubauen. Sie wollen das amerikanische Personal ausbilden und trainieren, um dort Fuß zu fassen und das Geschäft zu integrieren. Deutsche Firmen entsenden ihre Mitarbeiter nicht, um die Einstellung von Amerikanern zu vermeiden.

Die Transfers der Deutschen führen in der Regel zu neuen Arbeitsplätzen in den USA. Denn die Deutschen sind entweder in einer Fühungsfunktion – dann müssen sie Mitarbeiter unter sich haben – oder es sind Fachkräfte, die ihr Wissen an amerikanische Kollegen weitergeben.

Wie deutsche Firmen mit der restriktiveren Visum-Politik umgehen können

Um die Erfolgsaussichten eines Visum-Antrags zu steigern, können deutsche Firmen betonen, dass sie neue Arbeitsplätze schaffen und dass sie zusätzlich investieren, auch wenn es nicht erforderlich ist. In den Regeln ist eigentlich ziemlich klar festgelegt, wieviel ein Unternehmen investieren muss beispielsweise für ein E-Visum, das für den längerfristigen Aufenthalt in den USA gedacht ist.

Riethmüller rät jedoch, darüber hinauszugehen und zu zeigen, dass der Antragsteller mehr investiert und Arbeitsplätze schafft. Man könne zum Beispiel für jeden Deutschen, der in die Vereinigten Staaten gehe, ein bis drei neue Arbeitsplätze für Amerikaner ausschreiben. So könne die amerikanische Bürokratie sagen, sie habe für mehr Arbeitsplätze gesorgt. Umgekehrt können die Deutschen dann sagen, sie brauchen ein Visum für einen eigenen Mitarbeiter, um die amerikanischen zu trainieren. Mit dieser Verbindung könne man die Visa-Vergabe erleichtern.

Auf jeden Fall benötigt die Vergabe des Visums mehr Zeit und es müssen mehr Unterlagen eingereicht werden, egal wie ausführlich die ursprüngliche Anmeldung war. Deshalb müssen die Unternehmen die Anträge für ein Visum frühzeitig planen.

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Mitarbeitereinweisung im Mercedes-Benz Werk in Tuscaloosa/Alabama: Firmen sollten darauf hinweisen, dass sie Arbeitsplätze schaffen und Investitionen tätigen, wenn sie US-Arbeitsvisa beantragen, rät US-Anwalt Sven Riethmüller. - (Bild: Daimler)

Was deutsche Exporte in die USA erschweren könnte

Eine sogenannte Border Adjustment Tax könnte deutsche Firmen treffen. Dabei handelt es sich um eine versteckte Import-Steuer: Wenn Amerikaner ein Produkt importieren, könnten sie den Kaufpreis nicht gegen die Gewinne gegenrechnen, um die Steuern zu reduzieren. Sie würden also bei der Einfuhr nicht steuerlich begünstigt. Für Deutschland als Exportnation wäre das schlecht, da die Amerikaner den Kaufpreis nicht von ihrem zu versteuernden Einkommen abziehen können. So würde sich die Steuer für amerikanische Firmen erhöhen.

Diese Border Adjustment Tax plant Paul Ryan, der Sprecher des US-Repräsentantenhauses. Die Steuer soll auch dafür sorgen, dass die geplante Steuerreform steuerneutral ausfällt. Das Weiße Haus will sie jedoch nicht realisieren.

"Der einzige Strafzoll, den Trump erhoben hat, war der gegen kanadisches Holz." - Sven Riethmüller, Partner von Pepper Hamilton

Wie aktuell das Geschäftsklima für deutsche Unternehmen in den USA ist

Beim Geschäftsklima für deutsche Unternehmen in den USA gibt es derzeit keine große Änderung. Die Aussagen von Trump, dass ausländische Unternehmen sich unfair verhielten, seien nicht mehr auf der Agenda, hätten keine große Sichtbarkeit und flössen auch nicht in Gesetze ein, so der Anwalt Riethmüller.

„Der einzige Strafzoll, den Trump erhoben hat, war der gegen kanadisches Holz.“ Kanada werde versuchen, sich dagegen zu wehren. Bisher gebe es für deutsche Firmen jedoch keinen Unterschied zu der Situation vor der Amtsübernahme. Die Prioritäten hätten sich wegen der politischen Situation von Trump alle ein wenig nach hinten verschoben.

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Mercedes-Benz Vans baut ein neues Sprinter-Werk in North Charleston, South Carolina. Dort werden auch deutsche Mitarbeiter für den Produktionsanlauf benötigt. - (Bild: Mercedes)

Worauf deutsche Unternehmen in den USA generell achten sollten

Deutsche Firmen sollten beispielsweise im Personalbereich sehr vorsichtig sein. Man darf zum Beispiel nicht unangemessen mit Minderheiten umgehen, auch wenn einzelne Wählerschichten des neuen Präsidenten sich ermutigt fühlen, sich über bestimmte Gruppen zu erheben. Dieses Verhalten muss von der Unternehmensleitung unterbunden werden und es müssen entsprechende Regeln eingeführt werden.

Was das wirkliche Problem der US-amerikanischen Wirtschaft aktuell ist

Den USA fehlen derzeit eine große Zahl qualifizierter Arbeitskräfte. Diese Fachkräfte lassen sich nicht automatisch gewinnen, in dem man eine Politik der restriktiven Visa-Vergabe betreibt. Nach Ansicht von Fachleuten müssen die Menschen im eigenen Land ausgebildet werden. In diesem Zusammenhang spielt die technische Ausbildung ein wichtige Rolle. Dabei böte sich nach Meinung des Partners der US-Wirtschaftskanzlei Pepper Hamilton LLP beispielsweise das deutsche duale Berufsausbildungs-System an.

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