zwei Frauen klatschen sich an einem Konferenztisch ab.

Die Themen Nachhaltigkeit und Verantwortung sind für junge Menschen besonders wichtig. (Bild: Jacob Lund - stock.adobe.com)

Herr Warmeling, bevor wir uns die Frage stellen, wie Unternehmer mit jungen Mitarbeitenden umgehen sollten: Warum müssen wir uns überhaupt diese Frage stellen? Tickt die junge Generation so viel anders als ältere Generationen?

Mike Warmeling: Es gibt verschiedene Generationen, zum Beispiel die Babyboomer (1946–1965), X (1965–1979), Y oder auch Millennials genannt (1980–1996) oder Z (1997–2010). Die einzelnen Generationen ticken dabei tatsächlich unterschiedlich. Millennials sind zum Beispiel allgemein gesehen in relativem Wohlstand und mit veränderten Kommunikationsmitteln aufgewachsen. Sie wollen mit neuen Technologien arbeiten, sind mobiler als jede andere Generation vor ihnen, denken global und nachhaltig.

Bei der Generation Z sieht es ähnlich aus. Sie nutzen neue Technologien von früher Kindheit an, wachsen in einer Ära von Start-ups sowie Crowdsourcing auf. Diese verschiedenen Ereignisse und Strukturen in den wichtigen Jahren der Kindheit und Jugend haben schließlich zu unterschiedlichen Erwartungen und Lebensauffassungen geführt.

Mike Warmeling
(Bild: Warmeling Consulting)

Mike Warmeling ist Gründer von Warmeling Consulting. Das Unternehmen will Unternehmensgründern unter anderem mit einem fertigen System den Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtern.

Geschäftsführer Warmeling fing zunächst eine Elektrikerlehre an, die er aber abbrach. Er absolvierte dann eine kaufmännische Ausbildung und wurde Berufssoldat mit zahlreichen Auslandseinsätzen. Anschließend arbeitete er im Vertrieb und baute dann seine Unternehmensgruppe auf. Daneben ist er als Coach, Keynote-Speaker und Buchautor tätig.

Was erwarten junge Menschen denn dann inzwischen von Unternehmen?

Warmeling: Für viele Menschen der Generationen Y und Z stellt Technologie bei der Jobwahl ein wichtiges Kriterium dar. Laut der Studie „The Gen Z Effect“ wollen 80 Prozent mit Spitzentechnologie arbeiten. Ebenfalls 80 Prozent glauben zudem, dass Automatisierung und Technologie eine gerechtere Arbeitsumgebung schaffen werden. Die jüngeren Mitarbeiter verlangen aber auch nach Mitbestimmung am Arbeitsplatz und lehnen von oben herab gesteuerte Unternehmensstrukturen meist ab. Sie wollen sich individuell entwickeln können. Dabei schwebt ihnen häufig allerdings nicht der Aufstieg auf einer starren Karriereleiter vor – ein großes Büro, ein Dienstwagen oder ein Titel à la „Head of …“ ist ihnen weniger wichtig als noch Mitarbeitern aus vorherigen Generationen. Vielmehr wünschen sie sich ein offenes Ohr für ihre Anliegen und flexibel gedachte Aufstiegsmöglichkeiten.

Junge Menschen machen seit ein paar Jahren mit „Fridays for Future“ Schlagzeilen. Klima und Nachhaltigkeit spielt also eine große Rolle. Auch bei der Berufswahl? Wie sollten Unternehmen darauf reagieren?

Warmeling: Junge Mitarbeiter sind sich der Bedeutung von Klimaschutz und Nachhaltigkeit sehr bewusst. Seit durch die „Fridays for Future“-Demonstrationen diese Themen sehr präsent sind, spielen sie auch bei der Berufswahl verstärkt eine Rolle. Immer mehr Menschen achten zum Beispiel darauf, ob Arbeitgeber sich für den Klimaschutz einsetzen, sie nachhaltig wirtschaften oder hingegen umgekehrt dafür sorgen, dass die Zerstörung des Planeten voranschreitet. Manche Arbeitnehmer sind auch bereit, für einen umweltfreundlichen Job ein geringeres Gehalt zu akzeptieren.

Viele Unternehmen haben von sich aus bereits entschieden, dass sie in Zukunft nachhaltiger produzieren, auf Öko-Strom setzen oder Umweltschutzorganisationen unterstützen wollen. Um junge Mitarbeiter, denen diese Themen wichtig sind, langfristig zu halten, sollten Firmen sie weiter in den Fokus rücken – und nicht nur darüber reden, ohne letztendlich etwas zu tun. Das sogenannte Greenwashing kommt bei den jungen Generationen gar nicht gut an.  

Aus Unternehmensseite: Was sollte eine Firma tun, um den Auszubildenden/neuen Mitarbeitenden der Generationen Y und Z einen guten Start im Unternehmen zu ermöglichen?

Warmeling: Wir befinden uns immer noch in einer weltweiten Pandemie. Viele junge Menschen wurden von der Corona-Pandemie ausgebremst und mussten allein zu Hause lernen und studieren. Dadurch fällt vielen nicht nur die Berufswahl schwer, einige gilt es nach dieser Zeit auch neu zu motivieren. Man sollte ihnen nach und nach mehr Verantwortung geben und sie in verschiedene Projekte einbinden. Dabei können sie ihr Wissen und ihre Ideen dann einbringen. Gleichzeitig sollten Unternehmen neue Mitarbeiter nicht überfordern. Viele haben nämlich einen Hochschulabschluss, fühlen sich aber oft noch nicht gewappnet, andere zu führen oder auch Konflikte zu lösen.

Ich habe das Gefühl, dass das Thema Work-Life-Balance inzwischen eine viel größere Rolle spielt. Sehen Sie das auch so?

Warmeling: Ja, die Generationen Y und Z legen sehr viel Wert auf Familie und Freizeit. Führungspositionen, die mit vielen Überstunden einhergehen, halten sie meist für unattraktiv. Sie wollen sich ihre Arbeitszeit am besten frei einteilen können, um neben der Arbeit auch das soziale Umfeld und Hobbys pflegen zu können. Auch bei Bedarf ein Sabbatical einschieben und theoretisch von überall in der Welt aus arbeiten zu können, steht hoch im Kurs. Auf diese Entwicklungen sollten sich Unternehmen einstellen, um Mitarbeiter zu rekrutieren – und zu halten. Schließlich können sich heutzutage viele Fachkräfte vorstellen, häufiger ihren Job zu wechseln.

Um die Themen New Work und Jobsharing geht es im Podcast mit zwei Mahle-Führungskräften:

Wenn junge Mitarbeiter ins Team kommen, stoßen oft mehrere Generationen aufeinander. Wie kann ein Generationenkonflikt vermieden werden?

Warmeling: Die Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlichen Alters kann durchaus zu einer Herausforderung werden, da sie oft verschiedene Bedürfnisse und Erwartungen an einen Arbeitgeber haben. Generell helfen immer ein offener Austausch zwischen den Mitarbeitern sowie sachliche Kritikäußerung, um voneinander zu lernen und erfolgreich zusammenzuarbeiten. Jüngeren Menschen ist Feedback auch sehr wichtig, da sie meist damit aufgewachsen sind – von Eltern, Erziehern, Lehrern oder auch den Followern in den sozialen Medien sind sie ständiges Feedback gewohnt.

Neben Konfliktpotenzial bringt der Generationen-Mix aber bestimmt auch Chancen mit sich, oder?

Warmeling: Ja, auf jeden Fall bietet ein Mix aus Generationen vielfältige Chancen für die Weiterentwicklung von Unternehmen. Junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen neue Aspekte und Denkansätze mit in die Arbeitswelt. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssen sich dieser Situation nur bewusst sein und eine Unternehmenskultur schaffen, die allen gerecht wird. So bleiben sie für Fachkräfte interessant und können daraus auch Wettbewerbsvorteile generieren.

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