Von links nach rechts: Olaf C. Gehrels (Europapräsident Fanuc Robotics) und Olaf Kramm

Von links nach rechts: Olaf C. Gehrels (Europapräsident Fanuc Robotics) und Olaf Kramm (Geschäftsführer Fanuc Robotics Deutschland) freuen sich über den Neuzugang Thomas Eder, der ab 1.9.2011 die Vertriebsleitung in Österreich übernehmen wird. (Bild: Annika Mentgen)

von Annika Mentgen

NEUHAUSEN/STUTTGART. „Wir sind jetzt schon deutlich weiter als wir gedacht haben und liegen 40 Prozent über unseren Planansätzen“, sagte Olaf Kramm, der seit Mai neuer Geschäftsführer von Fanuc Robotics Deutschland ist, auf der jüngsten Pressekonferenz des Unternehmens in Stuttgart. Auch ist sich Kramm sicher, dass Fanuc Robotics in Deutschland die 10 % Branchenwachstum – so lautet die aktuelle Prognose des VDMA Robotik + Automation – deutlich übertreffen wird.

Ein stärkeres Wachstum als der Markt sei zu erwarten. „Unsere Marktposition wird damit gestärkt“, so Kramm. Zu verdanken hat das Unternehmen diese positiven Entwicklungen allen drei Geschäftssäulen: ‚Base Business‘, ‚Tier 1‘ und ‚Automotive‘ „strotzen vor Kraft“ und vermelden laut Fanuc Rekordauftragseingänge.

Organisatorisch soll das Marktsegment Automotive künftig von der Europazentrale in Luxemburg aus betreut werden. „Großkunden wie Automobilkonzerne erfordern eine zentrale Entwicklungsmannschaft seitens der Zulieferer und Ausrüster sowie einheitliche Ansprechpartner in Europa“, begründet Kramm diesen Schritt der Zentralisierung. Grundsätzlich gehe es um eine bessere Nutzung der Ressourcen, ohne zusätzliche große Abteilungen aufzubauen.

Auch für den österreichischen Markt meldet Fanuc Robotics eine Neuerung: Zum 1.9.2011 wird es erstmals einen Vertriebsleiter Österreich geben. Der ‚Neue‘ verfügt über jahrelange Erfahrung im Bereich der Fügetechnik und soll nun Fanucs Marktanteil in Österreich – ein Markt mit starkem Fügetechnik-Fokus – ankurbeln: Thomas Eder.

Ziel: 20 bis 25% Marktanteil in Österreich

„Die führende Rolle, die wir uns in diesem Markt vorstellen, bedeutet sicher nicht, sich mit Platz drei oder vier zufrieden zu geben“, betont Kramm, zu dessen Verantwortungsbereich Österreich zählt, bei der Vorstellung des neuen Kollegen. Kramm hat das Ziel, bis zum Jahr 2013 auf dem österreichischen Markt den Platz 2 unter den Roboterherstellern einzunehmen. 20 bis 25 % Marktanteil hält er in absehbarer Zeit für realistisch. In Robotereinheiten gesprochen bedeutet dies einen Absatz von 100 bis 120 Stück jährlich bis zum Jahr 2013.

Basis für dieses ambitionierte Ziel ist die sehr gute Geschäftsentwicklung von Fanuc – die sich  aber nicht nur auf Fanuc Robotics Deutschland beziehen lässt. Europaweit liegen die zwölf Ländergesellschaften von Fanuc Robotics Europe über Plan. „Wir liegen derzeit auf einem sehr guten Kurs“, sagt Europapräsident Olaf C. Gehrels. Nach einem Umsatz von 192 Mio Euro im vergangenen Jahr hat Gehrels das Ziel, in diesem Geschäftsjahr 250 Mio Euro umzusetzen. Dies entspräche einem Plus von 30 %.


Verkäufe sollen 2011 um 64% steigen

Wurden 2010 noch 4 500 Roboter verkauft, sollen es nun 7 400 Einheiten werden – eine Steigerung um 64 %. Schon jetzt kommt Fanuc Robotics mit der Bearbeitung der weltweiten Aufträge nicht mehr hinterher: Aktuell liegt der monatliche Auftragseingang bei etwa 3 300 Robotern. Produzieren tut das Unternehmen in Oshino, Japan, aktuell jedoch „nur“ 2 700 Roboter pro Monat. „Die Kapazitätsgrenze ist längst erreicht“, sagte Gehrels.

Neue Roboterfabrik in Japan

Abhilfe wird hier das neue Roboterwerk in Japan schaffen: Ab Januar 2012 können dann 4 000 Roboter pro Monat produziert werden, ab Februar seien dann sogar 5 000 Einheiten monatlich möglich. Die nachhaltige Lieferfähigkeit sei mit dieser Erhöhung der Produktionskapazitäten dann sichergestellt.

Trotz des immer noch ungünstigen Wechselkurses von Yen und Euro sowie der damit verbundenen Gewinnmarge ist Fanuc Robotics Europe nach eigenen Angaben seit mittlerweile 187 Monaten profitabel – ohne Unterbrechung. Die Eigenkaptialquote des Unternehmens liegt bei 100 %. Die herausragenden ersten beiden Quartale 2011 seien jedoch nicht maßgebend für das gesamte Geschäftsjahr. Große Stückzahlen für das MQB-Projekt (2 400 Roboter), die jetzt zur Auslieferung kommen, sowie ein Auftrag aus der PSA-Gruppe (1 100 Roboter), seien jedoch Ansporn, um weiteres Wachstum auch im dritten und vierten Quartal zu erzielen.

Die neuen Roboter im Einzelnen

Was ist aus den neuen Robotern geworden? Fanuc Robotics berichtete auf der jüngsten Pressekonferenz nicht nur über wirtschaftliche und organisatorische Entwicklungen, sondern gab auch Einblicke in Roboteranwendungen. Roboter, die noch ganz ‚frisch‘ in Fanucs Portfolio sind, nun im realen Einsatz.

1.) M-1iA-Zelle:

2009 hat Fanuc Robotics mit dem M-1iA seinen ersten Delta-Roboter vorgestellt. Schunk, Martin Mechanic und Fanuc Robotics planen, gemeinsam anwendungsspezifische Musterzellen für die Anwendungssegmente Food, Pharma und Elektronik zu entwickeln. Martin Mechanic wird die Zelle so bauen, dass sie möglichst in einem Van transportiert werden kann. Schunk bringt sein Know-how für die Greiftechnik ein. Fanuc Robotics stellt den M-1iA samt Visionsystem.

Geplant ist, den Deltaroboter auf eine Verfahrschiene zu setzen, um seinen Arbeitsbereich zu vergrößern. Die Antriebseinheit für diese zusätzliche Achse kommt ebenfalls von Fanuc und wird komplett in die Zellensteuerung integriert. Gedacht ist in einem ersten Schritt beispielsweise an ein Zellenlayout für die Elektronik-Montage. Dazu sind durchaus unterschiedliche Greifer inklusive Greifer-Wechselsystem erforderlich, die Schunk praktischerweise als Baukastensystem entwickeln bzw. beistellen wird. Den Vertrieb übernehmen Fanuc und Schunk gemeinsam.

2.) M-2000iA:

Seine Europapremiere feierte der Schwerlastroboter M-2000iA auf der Euroblech im Jahr 2008. Für eine mittelständische Gießerei hat die Janke GmbH, Spezialmaschinenbau, Ratingen, ein Bearbeitungszentrum zur vollautomatischen Bearbeitung von Gussteilen mit Stückgewichten von bis zu 1 000 kg realisiert. Typische Bearbeitungszeiten liegen in der Größenordnung von fünf bis sieben Minuten. Die Rohgussteile werden über ein Palettenfördersystem zugeführt. Ein Roboter M-2000iA mit einer Traglast von 1 300 kg nimmt die Teile von der Palette und positioniert sie auf dem Drehtisch der Maschine.

Ein stationäres 2D-Visionsystem liefert dem Roboter eine Vorinformation über die Position des Werkstückes. Ein seitlich im Greifer integriertes 3 D-Visionsystem übernimmt die exakte Lage- und Positionsbestimmung des Werkstückes. Damit in Losgröße 1 produziert werden kann, hat Janke ein entsprechendes Greifersystem entwickelt und gebaut: Der Greifer mit Servomotor von Fanuc stellt sich jeweils auf das detektierte Werkstück ein. In Reichweite des Roboters gibt es ein Magazin mit 20 Greiferbacken-Paaren, die der Roboter selbständig wechselt.

Zur Bearbeitung in der Doppelstation dienen Hexapod-Roboter des Typs F-200iB. Hexapod-gestützte Trenn- und Entgratzentren gehören zu den Spezialitäten von Janke. Die F-200iB-Roboter sind aufgrund ihrer Kinematik extrem steif und für die Gussbearbeitung ideal geeignet. Laborversuche haben ergeben, dass die Roboter derart steif und robust sind, dass sie selbst eine kurzzeitige Überlastung vom Mehrfachen des Nennmomentes verkraften. Aufgrund dieser Steifigkeit lassen sich bei der Gussbearbeitung sehr hohe Vorschubgeschwindigkeiten fahren und damit die Bearbeitungszeiten kurz halten. Im Fall der Anlage mit dem Fanuc-Roboter M-2000iA konnten die Taktzeiten im Vergleich zum bis dahin manuellen Beladen auf ein Drittel verkürzt werden.

3.) M-900iA:MOMO

In einer gänzlich neuartigen Anwendung kommt der Fanuc M-900iA zum Einsatz: als mobiler Montageroboter für Solarmodule für große Freiflächenanlagen. Realisiert wird MOMO (Mobile Solar Module Assembly) von der Kiener Maschinenbau GmbH und zwar in Kooperation mit Ideengeber und Berater Dr. Bernd Brodbeck. MOMO ist ein auf einem Fahrgestell montierter Fanuc-Roboter M-900iA mit 700 kg Traglast und einer Reichweite von 3,5 m.

Der Fanuc M-900iA als mobiler Montageroboter für Solarmodule für große Freiflächenanlagen: MOMO (Mobile Solar Module Assembly).

Der Fanuc M-900iA als mobiler Montageroboter für Solarmodule für große Freiflächenanlagen: MOMO (Mobile Solar Module Assembly).

Mit einem eigens entwickelten Greifer sollen rund 6 m² große und bis zu 150 kg schwere Solarmodule auf Gestelle im Freien montiert werden. 100.000 Bewegungszyklen und mehr können bei einem entsprechend großen Solarkraftwerk beim Aufbau zusammenkommen. Der Outdoor-Einsatz bringt es mit sich, dass die exakte Montageposition nicht von vornherein bekannt ist und MOMO diese Position mit Hilfe eines Visionsystems jeweils bestimmen muss – auch dies eine besonders große Herausforderung, denn schließlich soll bei Sonne, bei Wind und Wetter automatisch montiert werden.

Beim Montagezyklus sichert sich MOMO in einer stabilen und definierten Position. Die Solarmodule werden kontinuierlich an die Montagestelle geliefert. Das Greifersystem ist mit drei Kameras ausgestattet, die dem Roboter die exakten Positionsdaten liefern. Für die Datenübertragung und die Einbindung der Positionsdaten in die Robotersteuerung wurde ein eigenes Interface entwickelt. Den Strom für den Roboter liefert ein Generator auf dem Fahrzeug. Lediglich ein Bediener pro Schicht ist erforderlich, dann arbeitet MOMO rund um die Uhr. Der Bediener fährt das Fahrzeug und überwacht den vollautomatischen Handling- und Montageprozess.

Laut Brodbeck amortisiere sich MOMO innerhalb von drei Monaten. Seine Beispielrechnung: Montiert man Solarmodule, die eine Leistung von 100 MW erbringen sollen, benötigt man bisher etwa 300 Mitarbeiter, die ein Jahr lang montieren. Setzt man nun MOMO für die Montage ein, benötigt man noch immer ein Jahr Montagezeit, aber lediglich noch sechs Mitarbeiter.

4.) R-1000iA

Der R-1000iA ist laut Hersteller die erfolgreichste Produkteinführung von Fanuc Robotics in den vergangenen Jahren. Systempartner haben insbesondere in der Zulieferindustrie über 50 Einheiten bereits im Produktionsbetrieb. Dabei sei insbesondere die Kombination  aus R-1000iA und der Leichtbauzange Speed-Gun von Lewa Attendorn erfolgreich. Auswahlkriterien sind für die Betreiber der im Vergleich zu anderen Robotermodellen deutlich geringere Bauraum und die aus der hohen Robotergeschwindigkeit resultierenden kurzen Taktzeiten.

Der R-1000iA in Kombination mit der Leichtbau-Schweißzange von LEWA Attendorn ist laut Fanuc ein echter Renner.

Der R-1000iA in Kombination mit der Leichtbau-Schweißzange von LEWA Attendorn ist laut Fanuc ein echter Renner.

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