Symbolbild MIMA-Award für Digitalisierungsprojekte von Microsoft und Roland Berger: Person in Anzug hält blau und orange leuchtende Trophäe

Mit dem MIMA-Award zeichnen Microsoft und Roland Berger erfolgreiche Digitalisierungsprojekte aus. (Bild: ipopba-stock.adobe.com)

Der Mima-Award prämiert Digitalisierungsprojekte aus der Fertigungs-, Prozess-, Bau- und Automobilindustrie, mit denen die Unternehmen ihre Wertschöpfungsketten verbessert haben. Ungefähr 50 Firmen stellten sich dieser Herausforderung. Microsoft und das Beratungsunternehmen Roland Berger hatten Industrieunternehmen unter dem Motto „Innovate, Transform, Sustain.“ dazu aufgerufen, digitale Lösungen einzureichen. Es durften Firmen teilnehmen aus dem erweiterten Wirtschaftsraum Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA). Dies sind die Gewinner der sechs Kategorien:

Construction Monitoring mit der schlauen Schraube

Die smarte Schraube Sensoranchor und die Unterlegscheibe Sensordisc von Fischer wurden mit dem Mima-Award ausgezeichnet.
Die vernetzte Befestigungstechnik von Fischer eignet sich beispielsweise für Windkraftanalgen, Kranbahnen, Flanschverbindungen von Rohrleitungen und Verankerung von Industrierobotern im Boden. (Bild: Fischer)

Wer bislang dachte, dass sich Schrauben nicht digitalisieren lassen, kann sich nun vom Gegenteil überzeugen: Der Gesamtsieg geht in diesem Jahr an die deutsche Traditionsfirma Fischerwerke für die intelligente Überwachung von Verbindungselementen in der Bauindustrie. Konkret hat das Unternehmen eine Schraube mit Sensoren ausgestattet, sodass sie die Vorspann- und Betriebskräfte erfasst.

Ein Gateway, das mit Netzstrom oder Batteriestrom betrieben wird, überträgt die Daten per Funk verschlüsselt an die Cloud des Herstellers, wo sie beispielsweise am Smartphone kontrolliert und visualisiert werden können. Werden selbst gesetzte Kraft-Schwellenwerte über- oder unterschritten, benachrichtigt das System den Anwender per Push-Nachricht auf das Smartphone oder im Browser. Für die Betreiber ist dies ein großer Vorteil, wenn die Schraube an einem schwer zugänglichen Ort sitzt, beispielsweise an einer Seilbahn im Gebirge.

Zusätzlich hat das Unternehmen auch eine smarte Unterlegscheibe in Größen ab M16 im Sortiment, genannt Sensordisc. Sie enthält Sensorik und Messelektronik. Die Daten werden per NFC mit dem Smartphone ausgelesen. Die neue Technologie befindet sich gerade in der Markteinführung.

„Die Idee der Firma Fischerwerke ist ein echter Gamechanger für den Bau und die Überwachung von Infrastruktur – vor allem in kritischen Bereichen“, sagt Jury-Mitglied Christof Bosbach, President of the Division Board der Firma Diehl Metering. „Die präzise und effiziente Überwachung von Verbindungselementen in nahezu Echtzeit hebt sich deutlich von herkömmlichen Mess- und Verriegelungsmethoden ab.“

Wie man sein Unternehmen digitalisiert

In der Kategorie Add Value! hat Danone den Mima gewonnen für sein Digital-Manufacturing-Acceleration-Programm (DMA). Das französische Lebensmittelunternehmen bringt aktuell 40 europäische Fabriken auf Industrie-4.0-Niveau, der Rest soll folgen. Das Programm besteht aus drei Bereichen:

  • Blue Stream: Identifizierung künftiger Anwendungsfälle
  • Tech Stream: standardisierte und zukunftssichere Technik-Lösungen
  • Yellow Stream: Change-Management in den Fabriken, strategische Personalplanung und digitale Weiterbildungsmöglichkeiten

Auch das Weltwirtschaftsforum hat die Danone-Fabrik im polnischen Oppeln als „Advanced Fourth Industrial Revolution Lighthouse“ ausgezeichnet, weil es im Rahmen des DMA-Programms bahnbrechende digitale Technologien in großem Maßstab einsetzt.

Maschine als Service mit KI-Unterstützung

Der Preis in der Kategorie „Scale!“ geht an zwei Unternehmen aus Baden-Württemberg: Trumpf Werkzeugmaschinen und das KI-Start-up Prenode. Sie haben zusammen eine Fernsteuer-Lösung entwickelt: Sie statteten Laserschneidmaschinen mit Kameras und Sensoren aus und vernetzten sie mit der Cloud. Nun kann Trumpf deren Bewegungen von Neukirch (in Sachsen) aus steuern.

Die Unternehmen nutzen Umati (OPC UA), um die Maschine live zu überwachen, Ausfälle aus der Ferne zu erkennen und sie schnell durch das Bedienpersonal zu beheben. Verbesserungsvorschläge zur Vermeidung von Ausfällen ergänzen den Remote-Service. Eine künstliche Intelligenz (KI) wertet gleichzeitig Maschinen- und Kameradaten aus und weist ebenfalls auf Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten hin. Nutzerfeedback wird der KI zurückgespielt, was den Grundstein für die Entwicklung von vollkommen autonomen Maschinen legen soll.

Auf Basis dieser Technik bietet Trumpf das Equipment-as-a-Service-Modell (EaaS) an. Dabei zahlt ein Kunde pro produziertem Blechteil. „Diese innovative Technologie ist ein Meilenstein für die Metallblechindustrie“, sagt Jury-Mitglied Dirk Ramhorst, Chief Information Officer bei Evonik Industries. „Die Remote-Fehlerbehebung und die Optimierung von Produktion und Transparenz sind eine unschlagbare Kombination. Das spart Kosten und ist zudem branchenübergreifend skalierbar.“

Blitzschnell den Schuldigen finden mit Produkt-Stammbäumen

Wenn in einer Ware ein Produktionsfehler aufgetreten ist, kann die Suche nach der Ursache mühsam und langwierig sein: Zu welcher Charge gehört dieses Exemplar? Wo kann der Fehler passiert sein? Hier schafft Siemens mit Trusted Traceability Abhilfe, weshalb das Unternehmen in der Kategorie Disrupt! den Mima erhalten hat.

Die Lösung verknüpft alle relevanten Daten eines Produkts entlang der Wertschöpfungs- und Lieferkette in einem sogenannten Stammbaum. Dieser Produktstammbaum ist mit einem Klick und in Sekundenschnelle zugänglich. Die Lösung kombiniert Operational Technology, Information-Technology, digitale Zwillinge, Trust-Technologien und branchenspezifisches Fachwissen. Sie sorgt für mehr Transparenz bei Rückrufen und Qualitätsabweichungen.

Nachhaltigkeits-Standard für Edelstahl

Outokumpu erhält den Award in der Kategorie „Sustainability!“ für die Einführung eines neuen Nachhaltigkeitsstandards in der Edelstahlproduktion. Wer nachhaltiger produzieren will, benötigt umfangreiche Informationen zu den Emissionswerten der eingekauften Materialien. Outokumpu entwickelte deswegen ein Modell, mit dem es den CO2-Fußabdruck seiner Edelstahlprodukte auf der Grundlage tatsächlicher und kontinuierlicher Produktions- und Energieverbrauchsdaten berechnet.

Auf diese Weise können die Käufer nachweisen, inwieweit der Edelstahl des finnischen Herstellers zur CO2-Bilanz ihrer eigenen Produkte beiträgt. Das Besondere ist: Outokumpu stellt spezielle Zertifikate über den CO2-Fußabdruck seines Edelstahls zur Verfügung, einschließlich der für die Nachhaltigkeitsberichterstattung relevanten Scope-1- bis Scope-3-Emissionen. So können CO2-Emissionen nicht nur kontrolliert, sondern auch reduziert werden. Diese Transparenz sei bisher einzigartig in der Branche, lobte die Mima-Jury. Sie habe das Potenzial, die Materialauswahl in Richtung CO2-arm und damit klimafreundlich zu verändern.

Qualitätsmanagement für die Metallindustrie

Die italienischen Unternehmen Danieli Automation und Beantech gewinnen gemeinsam den Preis in der Kategorie „Innovate!“ für ihre Software „Q3-Premium“: eine modulare Lösung für die Qualitätskontrolle und Qualitätssicherung in der Metallproduktion. Sie nutzt IIoT-, Analyse- und KI-Technologien und -Methoden, um die Produktion und die Qualität der Produkte zu verbessern. Die Plattform arbeitet mit vielfältigen Datenquellen und großen Datenmengen.

Neben den MIMA-Gewinnern lobt die Jury auch den VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.). Als Verband durfte dieser nicht am Wettbewerb teilnehmen, aber die Jury würdigte dessen Arbeit an standardisierten Schnittstellen für Produktions- und Betriebsinformationen auf Basis der OPC-UA-Technologie. „Durch diese Arbeit steigt die Effizienz bei der Schnittstellenentwicklung, die Integration in bestehende Systemlandschaften wird erleichtert und der Interpretationsaufwand bei der Datennutzung sinkt“, hebt Jurymitglied Nico Hartmann hervor.

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