Das laufende Abfindungsprogramm wird für Europas größten Softwareanbieter SAP kostspieliger als ursprünglich geplant. Nachdem sich in Deutschland mehr Mitarbeiter als erwartet für das Vorruhestandsprogramm registriert haben, legt SAP noch einmal knapp 200 Millionen Euro beiseite, wie aus dem am Donnerstag vorgelegten Quartalsbericht hervorgeht. Damit summieren sich die Kosten auf knapp 1,1 Milliarden Euro.
Zuletzt war die Rede von 1870 Mitarbeitern, die sich hierzulande für eine Vorruhestandsregelung oder eine Abfindung registriert hatten. Mit wie vielen SAP sich aber am Ende tatsächlich einigen wird, könne man noch nicht sagen, sagte Finanzchef Luka Mucic. Denn auch das Unternehmen muss zustimmen, damit ein Mitarbeiter SAP verlassen kann. Ursprünglich hatte SAP mit 1200 geplant.
Kosten von rund 900 Millionen Euro für das Abfindungsprogramm
Im Januar hatte der Konzern die erste größere Umbaurunde nach 2015 angestoßen, bis zu 4400 Mitarbeiter sollen in andere Funktionen wechseln oder auch mittels Abfindungen die Firma verlassen. Zuletzt beschäftigte SAP weltweit 98 300 Mitarbeiter. Zum Jahresende sollen es aber trotz der Abfindungen mehr sein.
Denn gleichzeitig wird in anderen Bereichen eingestellt. Auf diese Weise will die Firma mit den Veränderungen in der Technologiebranche mithalten. Im ersten Quartal sorgten die Kosten für das Programm von fast 900 Millionen Euro zum ersten Mal seit knapp 17 Jahren für einen Quartalsverlust.
Soweit kam es im zweiten Quartal nicht. Unterm Strich ging das Ergebnis aber um 19 Prozent auf 582 Millionen Euro zurück. Neben dem Abfindungsprogramm schlug auch die aktienbasierte Vergütung stärker zu Buche, weil sich der Kurs der SAP-Aktie so gut entwickelt hatte. Hinzu kamen Kosten im Zusammenhang mit Übernahmen.
Der Umsatz kletterte von April bis Juni vor allem dank des boomenden Cloudgeschäfts um elf Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Insbesondere eine der jüngsten Milliarden-Übernahmen - die des Marktforschungsunternehmens Qualtrics - hatte sich nach den Worten von SAP-Chef Bill McDermott ausgezahlt. Dagegen bremste der schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China das Asiengeschäft. McDermott rechnet aber damit, dass die verschobenen Projekte der SAP-Kunden noch realisiert werden.
An Jahreszielen wird nicht gerüttelt
An seinen Zielen für das Gesamtjahr rüttelte der SAP-Vorstand deshalb nicht. McDermott hatte mit den Zahlen zum ersten Quartal eine positive Entwicklung bei der Profitabilität versprochen. Mit dem Schwenk zur Cloudsoftware aus dem Internet war sie mehrere Jahre in Folge gesunken. Die Software zur Miete konnte noch nicht mit den Gewinnen aus großen Einmalzahlungen für Softwarelizenzen mithalten.
SAP hat seine Kernsoftware zur Unternehmenssteuerung inzwischen in die Cloud gehievt und verzeichnet auch hier mehr Kundschaft. Künftig soll eine Kooperation mit dem Chiphersteller Intel das noch beschleunigen.
McDermott muss nach seiner Ansage nun unter Beweis stellen, dass sich die milliardenschweren Zukäufe der vergangenen Jahre auszahlen und das Cloudgeschäft die versprochenen Gewinne auch einfahren kann. Für Callidus hat SAP vergangenes Jahr 2,4 Milliarden US-Dollar ausgegeben, für Qualtrics rund 8 Milliarden Dollar.
Der Konzern wildert damit immer stärker im Revier des US-Rivalen Salesforce, der auf Software für Vertrieb und Kundenkontakt spezialisiert ist. Nun sind größere Zukäufe bei SAP vorerst tabu: Schulden sollen abgebaut werden, auch Aktienrückkäufe sind geplant. Details dazu werden aber erst im November bekannt gegeben.
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