Tesla Model 3

Das Model 3 war im vergangenen Jahr das erfolgreichste Modell von Tesla. - (Bild: Tesla)

Mit 367.000 verkauften Elektrofahrzeugen weltweit war Tesla im vergangenen Jahr der absatzstärkste Elektroautobauer. Das geht aus dem Electromobility Report 2020 hervor, den das Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach diese Woche veröffentlich hat. Der amerikanische Konzern konnte damit seine Auslieferungen um 50 Prozent steigern. Mit großem Abstand landet der chinesische Hersteller BYD auf Platz zwei mit 219.000 Fahrzeugen, gefolgt von weiteren chinesischen Herstellern: BAIC und SAIC.  Auf den Plätzen fünf und sechs folgen die deutschen Autobauer BMW und Volkswagen. Die BMW Group hat im vergangenen Jahr nach eigener Aussage weltweit 146.000 E-Autos ausgeliefert.

Die steigende Zahl der verkauften Tesla-E-Autos erklärt der Electromobility Report durch die Verkäufe des Model 3. Dieser sei weltweit mit 300.000 E-Autos das meistverkaufte E-Modell des Jahres gewesen: 160.000 Autos wurden in den USA, rund 100.000 in Europa und circa 30.000 in China verkauft. Tesla ist deshalb nun auch der Hersteller mit der größten E-Fahrzeugflotte weltweit.

BMW will Zahl der eigenen Elektroautos verdoppeln

Insgesamt hat Tesla seit 2012 rund 900.000 Elektrofahrzeuge verkauft. BYD hat im gleichen Zeitraum 750.000 E-Autos abgesetzt. Im vergangenen Jahr konnte der chinesische Konkurrent seine Fahrzeugverkäufe nicht steigern. Grund dafür sei unter anderem die Kürzung der Subventionen durch die chinesische Regierung, so die Analyse von CAM.

Auf Nachfrage von Produktion erklärt ein Sprecher von BMW, dass Ende 2019 insgesamt 500.000 E-Wagen des Unternehmens auf den Straßen gewesen seien. Das Unternehmen möchte diese Zahl bis Ende 2021 verdoppeln, so der Sprecher. Das Unternehmen erwarte, dass bis 2021 ein Viertel aller Autoverkäufe in Europa Elektrofahrzeuge sind. 2025 soll es bereits die Hälfte sein.

BMW I3
BMW möchte die Zahl seiner Elektroautos auf den Straßen bis Ende 2021 verdoppeln. Im Bild sind die BMW I3. - (Bild: BMW)

Tesla erwartet für das Jahr 2020 mehr als eine halbe Million Neuzulassungen seiner Autos. Vor allem die neue Fabrik in Shanghai (China) und das neue Model Y sollen zum Wachstum beitragen. Die Experten des CAM rechnen damit, dass der amerikanische Konzern dieses Ziel erreichen kann und damit auch weiter Marktführer in der Elektromobilität bleiben wird.

CAM-Studienleiter Stefan Bratzel erklärt in einer Pressemitteilung: „Tesla ist derzeit der Innovationsführer im Bereich der reinen Elektromobilität mit zwei bis drei Jahren Vorsprung und der Benchmark für die anderen Automobilhersteller.“ Hersteller wie Volkwagen haben Bratzel zufolge jedoch bei konsequenter Fokussierung das Potential, die Rückstände aufzuholen und bis Mitte der 2020er Jahre die Marktführung zu übernehmen.

Wegen Coronavirus: Verzögerungen bei Tesla

Laut CAM hängt die Zielerreichung Teslas aber von den Rahmenbedingungen im chinesischen Automobilmarkt ab. Dieser wird momentan unter anderem von den Handelskonflikten mit den USA, aber auch durch die Ausbreitung des Coronavirus stark gebremst. Erste Auswirkungen waren diese Woche bereits spürbar: Der Wert der Tesla-Aktie fiel am Mittwoch um rund 17 Prozent. Anfang der Woche stieg die Aktie des Unternehmens noch um fast 20 Prozent an und Tesla war zwischenzeitlich wertvoller als Volkswagen und BMW zusammen.

Laut dem amerikanischen Nachrichtensender CNBC sank die Aktie, nachdem ein Tesla-Manager auf der chinesischen Website Weibo erklärte, dass sich die Auslieferungen der Autos aufgrund des Coronavirus verzögern werden. Wie viele andere Autohersteller hat Tesla seine Fabrik in Shanghai nach dem chinesischen Neujahrsfest noch nicht wieder geöffnet.

Weltweit gibt es zu wenig Schnellladepunkte

Aus dem Electromobility Report geht zudem hervor, dass Tesla 2019 die Zahl der firmeneigenen Schnellladestationen weiter ausgebaut hat: Von rund 4.000 (2018) zu jetzt über 16.000, was einer Steigerung von 34 Prozent entspricht. 2019 sind die Zahl der Ladestationen um 28 Prozent gewachsen auf jetzt 1.821 Standorte. Das Problem: Die Schnellladepunkte steigen nur unterdurchschnittlich zu den Tesla-Neuzulassungen.

Konkret heißt das, dass sich immer mehr Tesla-Fahrer auf der Langstrecke einen Schnellladepunkt teilen müssen. 2019 waren es 56 Autos pro Ladepunkt, hat das CAM ausgerechnet. An Thanksgiving bildeten sich in den USA zuletzt Warteschlangen an den Ladestationen. Tesla betreibt allein in Europa über 500 Ladestationen. Damit ist der Konzern den Wettbewerbern deutlich voraus.

Die deutschen Autobauer streben in einem Joint Venture mit dem Unternehmen Ionity momentan ein vergleichbares Schnellladenetz an. Dieses soll bis 2021 auf 400 europäische Standorte wachsen.  In Deutschland sind laut CAM derzeit 70 am Netz, weitere 17 sind geplant. Insgesamt gibt es laut Statista derzeit mehr als 18.000 Ladestationen in Deutschland. „Die Dichte und Verlässlichkeit der Ladeinfrastruktur ist notwendige Voraussetzung eines erfolgreichen Markthochlaufs“, sagt Studienführer Bratzel. In Deutschland gebe es noch erheblichen Handlungsbedarf bei der Qualität der Schnell- und Normalladestationen, aber auch bei der tatsächlichen Verfügbarkeit und der technischen Verlässlichkeit.

So beliebt sind Elektroautos in Deutschland

In Deutschland wächst der Markt für Elektrofahrzeuge kontinuierlich: Nach Angaben von Statista waren im vergangenen Jahr rund 83.000 E-Autos in der Bundesrepublik zugelassen. 2018 waren es noch knapp 54.000. Bei den Neuzulassungen war der Renault Zoe das beliebteste Elektrofahrzeug (9.413 Neuzulassungen), dicht gefolgt vom BMW I3 (9.117) und dem Tesla Model 3 (9.013). Nichtsdestotrotz ist der Marktanteil der Elektroautos weiter sehr gering: Batterie-Elektrofahrzeuge hatten 2019 einen Marktanteil von 0,18 Prozent, Plug-In-Hybrid-Autos von 0,14 Prozent.

Sie möchten gerne weiterlesen?