von Ines Rietzler
LANDSBERG. Im Jahr 2012 wurden circa 7,8 Millionen Pkw außerhalb Deutschlands produziert. Ein Anstieg von 6 % gegenüber dem Vorjahr. In inländischen Fabriken wurden 2012 nur noch 5,4 Millionen Autos gebaut. Doch kaufen nicht viele gerade einen BMW, Audi oder VW, weil er das Qualitätsmerkmal ‚made in Germany‘ trägt? Nein, sagt Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen: „Die Chinesen oder Amerikaner kaufen BMW, Mercedes, Audi oder VW – aber nicht Deutschland.“ ‚Made in Germany‘ steht für Marke und Qualität und nicht für den Produktionsort. Die Qualität leidet laut Dudenhöffer nicht unter zunehmender Auslandsfertigungen deutscher Automobilhersteller. „Ein Golf aus Bratislava ist in der Regel sogar besser als einer aus Wolfsburg. Je moderner und neuer das Werk, umso besser die Qualität. Die deutschen Werke sind da eher die Oldtimer.“
Dudenhöffer: „Die deutschen Werke sind eher Oldtimer“
Vor allem in den USA, China und Indien sind deutsche Automobilhersteller auf Erfolgskurs. In den USA stieg der Absatz in 2012 um rund 20 %, in China um 6 %, in Indien um rund 12 %. Und immer mehr Fahrzeuge, die dort verkauft werden, werden auch vor Ort produziert. Seit dem Jahr 2010 liegt die im Ausland produzierte Stückzahl über der des Exports.
Doch die Exportquote spiele für den Markterfolg keine Rolle, erklärt Dudenhöffer. Wer erfolgreich sein will, müsse auch im Ausland produzieren, sonst werde er nicht viel verkaufen. „Schauen Sie mal Opel an. Wie viel verkauft Opel in China? So gut wie nichts“, so der Automobilexperte. Es gibt aber noch andere gute Gründe, um im Ausland zu produzieren. Die Autobauer vermeiden Einfuhrzölle, können niedrige Löhne nutzen und umgehen Währungsschwankungen.
Export und die Produktion vor Ort passen aber durchaus zusammen, sagt ein Sprecher des Verbands der Automobilhersteller (VDA). „Die deutsche Automobilindustrie ist auch deshalb international so erfolgreich, weil sie seit vielen Jahren eine Zwei-Säulen-Strategie verfolgt: Produktion und Export aus Deutschland – und gleichzeitig Fertigung vor Ort.“ Und diese Vernetzung wird in Zukunft noch weiter voranschreiten. „Ein erheblicher Anteil der Fahrzeuge, die die deutschen Hersteller zum Beispiel in den USA produzieren, gehen von dort aus in den Export.“ Schon heute liegt der Anteil der im Ausland gefertigten Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen bei mehr als 50 %.
Dass der Exportschlager Auto unter der weiter steigenden Auslandsproduktion leiden könnte, stellt laut VDA kein Problem dar. „Die deutsche Automobilindustrie hat seit Jahren eine konstant hohe Exportquote von 75 Prozent und mehr. Diese Exportstärke ist umso bemerkenswerter, als gleichzeitig die Auslandsfertigung zugenommen hat.“ Außerdem gebe es noch genügend Luft nach oben: „Da der Pkw Weltmarkt von derzeit rund 70 Millionen Fahrzeugen bis zum Jahr 2020 auf rund 90 Millionen Autos steigen wird, bietet sich genügend Potenzial, um die Exportquote auf ihrem bisherigen hohen Niveau zu halten.“ Das gelingt bisher gut. Von 1993 bis 2012 wurde die Auslandsfertigung auf knapp 8 Millionen Pkw mehr als vervierfacht. Gleichzeitig haben sich die Pkw-Exporte verdoppelt. Export und Auslandsproduktion ergänzen sich also sinnvoll.
Wer als Autobauer erfolgreich sein will, muss auf den Wachstumsmärkten präsent sein. Nur so kann man vor Ort auf Nachfrage und Kundenwünsche eingehen. Ganz nach dem Prinzip ‚build where you sell‘ produzieren deutsche Automobilhersteller eben da, wo das Produkt am besten verkauft wird.
‚Build where you sell‘ gehört zur Strategie
So baut BMW seinen X6 in South Carolina, weil SUV in den USA lange Zeit am besten verkauft wurden. Als dann Mittelklassewagen beliebter wurden, ging beispielsweise der VW Passat in Chattanooga (USA) vom Band. Heute bedienen die Autobauer nach diesem Prinzip die stark wachsenden Märkte in China, USA, Indien und Russland. Fazit: Erfolgreich ist, wer vor Ort ist. Die Erschließung neuer Märkte ist wichtig, wollen die deutschen Autobauer erfolgreich bleiben. Qualität und Exportquote leiden darunter nicht. Und Marken wie VW oder BMW bleiben mit dem Qualitätsmerkmal ‚Made in Germany‘ verbunden.