Herr Göppert, bitte bewerten Sie die konjunkturellen Aussichten für 2013.
Die Regeln der schwedischen Börse verbieten es uns, die zukünftigen Finanzentwicklungen zu kommentieren. Wir können aber sagen, dass wir vorsichtig optimistisch bleiben und erwarten, dass sich die wirtschaftliche Lage nach einem schwierigeren ersten Quartal 2013 leicht entspannt.
Welche Instrumente haben Sie etabliert, um in Ihrem Unternehmen konjunkturelle Ausschläge abzufedern?
In der global vernetzten Welt sind konjunkturbedingte Schwankungen zu einem Dauerzustand geworden.
Grundsätzlich arbeiten wir immer an einer weiteren Stärkung unserer globalen Präsenz. Denn indem wir unseren Kunden weltweit kompetente Unterstützung bieten, erfüllen wir lokale Ansprüche und sind in der Lage, unser Geschäft erfolgreich weiterzuentwickeln.
Welche Weltmärkte stehen für Sie im nächsten Jahr im Vordergrund und warum?
Wir sind in 130 Ländern vertreten und mit unserer 2012 gelaunchten Website ermöglichen wir E-Shopping in 190 Ländern. Daher ist eigentlich jeder Markt unser Markt. In stark entwickelten Märkten wie beispielsweise in Deutschland konzentrieren wir uns vor allem auf den erfolgreichen Ausbau unserer guten Kundenbeziehungen. Und selbstverständlich erhöhen auch wir unsere Präsenz in schnell wachsenden Märkten wie in Mexiko und Indonesien.
Spürt Ihr Unternehmen die Auswirkungen der Euro-Krise und glauben Sie noch an deren glimpflichen Ausgang?
Alle in Europa tätigen Unternehmen sind von der Krise betroffen. Auch unsere Kunden agieren vorsichtiger und sind beim Thema Investitionen spürbar zurückhaltender. Sandvik Coromant muss sich aber in einem globalen Kontext sehen, denn schließlich verfügen wir über globale Kompetenzen und können unterschiedliche Märkte bedienen.
Was sind aus Ihrer Sicht die großen technischen Herausforderungen in 2013?
Wir suchen permanent nach neuen Materialien, entwickeln innovative Werkzeuge sowie produktivere Methoden und Herstellungsverfahren, um Zukunftstechnologien bereitzustellen. Daher verfügt Sandvik Coromant bereits heute über Technologien, die über die Neueinführungen des kommenden Jahres hinausgehen. Als Technologietreiber sehen wir insbesondere die Luft- und Raumfahrtindustrie. Hier geht der Trend zur Bearbeitung neuer Materialien. Denn die in diesem Bereich genutzten Verbundwerkstoffe, kohlefaserverstärkten Kunststoffe und Superlegierungen erfordern neuartige Werkzeugkonzepte und Bearbeitungsprozesse. Weitere Herausforderungen sehen wir in der zunehmenden Bearbeitung von hochfesten Materialien wie Titan-Legierungen, Nickelbasis-Legierungen und hochfesten Stählen. Außerdem zeigen Beispiele wie die Trockenbearbeitung inklusive Minimalmengenschmierung und die Ultra-Hochdruckkühlung, dass die Anforderungsvielfalt weiterhin zunehmen wird. Kryogene Kühlung wird im nächsten Jahr ebenfalls ein Thema sein.
Welche Rolle spielen die Rohstoffpreise bei der Entwicklung innovativer Produkte?
Die Rohstoffpreise wirken sich selbstverständlich auf die gesamte verarbeitende Industrie aus. Und die Lage auf den Rohstoffmärkten ist nach wie vor angespannt. Weil unsere Produkte aus Hartmetall, einem nicht nachwachsenden Rohstoff, hergestellt werden, arbeiten wir seit 1996 mit einem weltweiten Recycling-Konzept. Denn Hersteller, die recyceltes Material verwenden, sind unabhängiger von Rohstoffverfügbarkeiten. 2011 konnten wir, gemessen am Gewicht, etwa 70 Prozent unserer verkauften Produkte wieder einsammeln und aufarbeiten. Auf diese Weise reduzieren wir CO2-Emissionen und den Energieverbrauch deutlich. Und obwohl Innovationen vor allem durch Faktoren wie Kundenbedürfnisse und Trends angetrieben werden, wird bei der Entwicklung zukünftiger Produkte das Recycling eine wichtige Rolle spielen.
aus Produktion Nr. 3-4, 2013