Türkei, Turkish Machinery, Adnan Dalgakiran, Putschversuch, Entlassungen

"Diese Geschehnisse hatten keinerlei Auswirkung auf unsere Geschäftsbeziehungen im In- und Ausland", sagte der Präsident von Turkish Machinery, Adnan Dalgakiran, gegenüber Produktion. - (Bild: Turkish Machinery)

Herr Dalgakiran, wie wirkt sich der niedergeschlagene Putsch-Versuch sowie die Entlassungen und Verhaftungen auf die Beziehungen zwischen deutschen und türkischen Maschinenbauern aus?

Die im Zusammenhang mit dem Putschversuch eingeleiteten Freistellungen, Suspendierungen und Verhaftungen beziehen sich maßgeblich auf Beamte und Angestellte im Staatsdienst (Militär, Verwaltung).Diese Geschehnisse hatten keinerlei Auswirkung auf unsere Geschäftsbeziehungen im In- und Ausland und werden dies auch zukünftig nicht haben. Die Versorgung unserer Lieferketten -beginnend mit Rohstoffen bis hin zu den Lieferungen fertiger Produkte- wird weiterhin wie gewohnt eingehalten.

Was tun Sie bei Turkish Machinery aktuell, um das Wirtschaftsklima in der Türkei zu verbessern?

Das wirtschaftliche Klima innerhalb der Branche ist unverändert positiv.Die türkische Zentralbank und das Finanzministerium haben auf Makro-Ebene alle notwendigen Maßnahmen eingeleitet, um potentiellen Negativszenarien auf dem Finanzmarkt entgegenzuwirken. Die türkischen Banken sind weiterhin stabil und der Wechselkurs bewegt sich in den üblichen Toleranzbereichen.
Die Entscheidungsträger der türkischen Wirtschaft haben unterstrichen, dass alle vor den Ereignissen des 15. Juli beschlossenen Maßnahmen (mittelfristige Wirtschaftsplanung der Türkei) ihre Gültigkeit behalten und man darüberhinaus weitere Pakete entwickeln und verabschieden wird.

Machen Sie als Verband ihren Einfluss in der türkischen Politik geltend?

Als Union der türkischen Maschinenbauer haben wir einen nicht unerheblichen Anteil bei der Gestaltung der Industriepolitik gehabt. Wir werden die konstruktive Zusammenarbeit mit der türkischen Politik und Verwaltung auch zukünftig unverändert positiv fortsetzen und arbeiten hier zur Zeit unter anderem gemeinsam an den Zukunftsaufgaben in Punkto Digitalisierung und Industrie 4.0.

Wie haben sich die ausländischen Investitionen in die türkische Industrie in diesem Jahr entwickelt?

Die ausländischen Investitionen in der Türkei haben sich im Jahr 2015 und den ersten beiden Quartalen dieses Jahres positiv entwickelt. Beispielhaft möchte ich erwähnen, dass ein ausländisches Investorenkonsortium bereits zehn Tage nach dem Putschversuch Investitionen in Höhe von 526 Mio. USD in der Türkei durchgeführt hat. Darüberhinaus haben insbesondere deutsche Unternehmen wie Bosch und Metro aktuell nochmals die Fortsetzung ihrer Investitionsvorhaben in der Türkei bekräftigt.

Wie haben sich die türkischen Maschinenexporte in diesem Jahr entwickelt?

Wir verzeichnen in der Branche auch in 2016 eine positive Entwicklung. Analog zu der Gesamtproduktion im Maschinenbau, welche einen Anstieg von knapp 3,0 Prozent im 1. Quartal 2016 verzeichnet, stiegen die Exporte im 1. Halbjahr um 4,0 Prozent auf insgesamt 6,8 Milliarden US-Dollar.
Deutschland, USA und England sind nach wie vor die Hauptexportländer der türkischen Maschinenbauer. Im Vorjahresvergleich stiegen die Exporte nach Deutschland in 2016 um 6,3 Prozent sowie um 9,9 Prozent in die USA.

Welche Länder sind aktuell die wichtigsten Wirtschaftspartner der Türkei?

Deutschland ist und bleibt der wichtigste Wirtschaftspartner der Türkei, auch im Maschinenbausektor. Unter Berücksichtigung der Exportverteilung ist die EU insgesamt der wichtigste Wirtschaftspartner (60 Prozent der Maschinenexporte gehen in die EU) der Türkei. Weiterhin verzeichnen wir einen deutlichen Anstieg der Exporte in die USA.
Darüberhinaus stehen die strategisch wichtigen Länder Russland und Iran im Fokus. Die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland normalisieren sich derzeit und werden voraussichtlich im vierten Quartal 2016 wieder auf dem Niveau von 2015 sein.

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