Das berichtet das Wirtschaftsmagazin “Bilanz” unter Berufung auf Konzernkreise. Tatsächlich taucht Östling im VW-Internetauftritt seit Anfang März nicht mehr als Vorstand auf. Ein Konzernsprecher kündigte am Freitag eine Stellungnahme an.
Der langjährige Scania-Chef Östling fungierte seit September 2012 als Lkw-Vorstand von Volkswagen, wurde aber im Februar von Ex-Daimler-Manager Andreas Renschler in dieser Funktion ersetzt. Eigentlich sollte Östling dem Vernehmen nach ursprünglich darüber hinaus einen Beratervertrag bekommen und weiter als Aufsichtsrat bei den Lkw-Töchtern MAN und Scania eine Rolle spielen.
Östling wusste von Veto-Vereinbarungen
Das soll sich nun ändern, erfuhr “Bilanz” aus Konzernkreisen. Ein Sprecher bestätigte lediglich Östlings Ausscheiden aus dem Konzernvorstand. Da Porsche-Chef Matthias Müller gerade in das Gremium berufen wurde, bleibt die Zahl der Vorstände bei neun.
Auf dem Genfer Autosalon Anfang der Woche kam es zum Eklat: Östling erzählte dem “Svenksa Dagbladet”, die Arbeitnehmer bei Scania sollten aufpassen, da sie kein Vetrorecht hätten. Dies sieht das deutsche VW-Gesetz vor. So können Werksverlagerungen oder -schließungen nur mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Aufsichtsrat beschlossen werden. Östlich sagte dagegen, am Ende entschieden das Management und die Eigentümer.
Doch in den bislang geheimen Vereinbarungen von Scania mit dem Mutterkonzern Volkswagen die Veto-Regelung auf Drängen von Betriebsratschef Bernd Osterloh enthalten. Was die Arbeitnehmer dem Vernehmen nach besonders erzürnte: Östling kennt diese Vereinbarungen, er hat sie mitgeschlossen. Das hat das Tischtuch zwischen dem früheren Scania-Chef und Volkswagen augenscheinlich endgültig zerschnitten.
Hintergrund ist ein seit Jahren schwelender Konflikt zwischen den für viele Milliarden Euro erworbenen VW-Töchtern Scania und MAN.
VW-Chefaufseher Piëch fordert Synergien, doch die Zusammenarbeit verlief bislang schleppend. Renschler soll das nun ändern, nachdem Östling aus Sicht vieler Manager sich vor allem für Scania eingesetzt haben soll. In Schweden haben Östlings Äußerungen eine heftige Debatte ausgelöst, der Betriebsrat äußerte sich enttäuscht über den früheren Chef.
ots/Bilanz/Guido Kruschke