Update vom 21.07.2021:
Die Trägerrakete New Shepard startete von der texanischen Wüste aus, nahe dem 1.800 Einwohner großen Ort Van Horn im Südwesten des Bundesstaats. Nach dem Start beschleunigte sie auf eine Geschwindigkeit von 3.200 Kilometern pro Stunde.
Drei Minuten danach löste sich die Kapsel von der Trägerrakete. Die Kapsel flog weiter und erreichte ihren höchsten Punkt in mehr als 100 Kilometern über dem Meeresspiegel.
Fast pünktlich auf die Minute hat Amazon-Gründer Jeff Bezos am Mittwoch (20.07.21) beim ersten bemannten Flug einer Raumkapsel seines Unternehmens Blue Origin den Weltraum erreicht. Auf ihrem Flug haben die Passagiere für Minuten Schwerelosigkeit erlebt und die Kugelgestalt der Erde aus einer Höhe von über 100 Kilometern sehen können. Danach glitt die Raumkapsel an drei Fallschirmen hängend sanft zur Erde zurück.
Laut Blue Origin hatte die Raumkapsel zuvor eine Höhe von 105 Kilometern erreicht, das waren demnach sogar 107 Kilometer über dem Meeresspiegel. Anders als beim Flug des britischen Milliardärs Richard Branson vor wenigen Tagen erreichten Bezos und die drei anderen Passagiere damit also die international akzeptierte Grenze des Weltraums. Insgesamt dauerte ihr Flug demnach etwas über 10 Minuten
Die Hintergründe zum ersten Weltall-Flug von Jeff Bezos
Seit der Gründung von Blue Origin im Jahr 2000 hat Bezos Milliarden in sein Unternehmen gesteckt, wie das Handelsblatt berichtet. Die Wachstumsaussichten für die Branche sind jedoch verlockend.
Schätzungen von Morgan Stanley zufolge soll sich das Geschäft mit dem Weltraum bis 2040 verdreifachen, auf über eine Billion Dollar – vorausgesetzt, es gibt keine Rückschläge bei den technologischen Entwicklungen. Mondlandungen könnten dann zur Routine werden, genauso wie Weltraumtourismus und „Asteroid Mining“, bei dem in Asteroiden vorhandene Rohstoffe abgebaut werden.
Konkurrenz um Weltraumtouristen
Doch die Konkurrenz um Weltraumtouristen schläft nicht: Kurzfristig und sehr überraschend hatte Konkurrent Richard Branson, britischer Milliardär und Chef des Raumfahrtunternehmens Virgin Galactic, seinen Flug vorverlegt und war vor neun Tagen gestartet.
Damit waren Branson die Schlagzeilen sicher. Bezos muss jetzt nachziehen. Über Social Media machte er gute Miene zum bösen Spiel und gratulierte seinem Konkurrenten: "Richard Branson und Crew, Glückwünsche zum Flug. Ich kann es nicht warten, dem Club beizutreten".
Jetzt also startet Bezos - und auch er will Rekorde brechen. Er selbst wird an Bord der "New Shepard"-Kapsel sein, neben seinem Bruder und - nach Angaben von Blue Origin - dem ältesten und dem jüngsten Menschen, die je im Weltraum waren. Dabei handelt es sich um den 18-jährigen Sohn eines Investment-Bankers aus den Niederlanden und die 82-jährige frühere US-Pilotin Wally Funk, die in den USA eine Legende ist.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Branson-Mission
Bei den Flügen von Branson und Bezos gibt es einige Gemeinsamkeiten, aber auch einige Unterschiede, wie die Tagesschau berichtet. Demnach nutze Branson ein Raumflugzeug, das in der letzten Phase der Rückkehr zur Erdoberfläche wie ein Segelflieger zum Startplatz zurückkehren kann. Bezos fliege hingegen in einer Raumkapsel an der Spitze einer wiederverwendbaren Rakete ins All. Diese Kapsel löse sich von der Rakete und landet an Fallschirmen. Beide Flüge sind demnach suborbitale Flüge.
Darüber hinaus seien beide Raumfahrzeuge nicht schnell genug sein, um dauerhaft in eine Erdumlaufbahn einzutreten. Ein Experte erklärte gegenüber dem SWR, dass Branson auf über 80 Kilometer Höhe flog und damit über jene Höhenmarke, die für das US-Militär die Grenze zum All definiert. Bezos will über die aus physikalischen Gründen als Grenze zwischen Luft- und Raumfahrt definierte 100-Kilometer-Grenze aufsteigen. Das ist auch die international als Grenzmarke betrachtete Flughöhe.
Der große Unterschied: Da der Amazon-Gründer über eine ausbaufähige Rakete verfügt und nicht, wie Branson, ein Flugzeug mit vergleichsweise bescheidenem Raketenantrieb entwickelt hat, könnte es für ihn künftig noch etwas weiter ins Weltall gehen. Im nächsten Schritt will er mit einem weiter entwickelten Raketentyp auch in die Erdumlaufbahn fliegen und ins Satellitengeschäft einsteigen.
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