Ein 3D-Drucker im Einsatz

Mithilfe eines 3D-Druckers können fehlende Teile von Beatmungsgeräten oder Atemmasken hergestellt werden. - (Bild: Patrick Daxenbichler - stock.adobe.com)

Die Nachfrage nach pneumatischen Ventilen war schon einmal größer. Die Bauteile werden etwa für Motoren und Getriebe großer Lastwagen benötigt. Doch in der Coronakrise sind Lieferketten unterbrochen, die Autoproduktion ist vielerorts runtergefahren. Deshalb stehen auch beim Berliner Zulieferer Vielmetter, der unter anderem solche Ventile herstellt, Anlagen still. "Wir verzeichnen im Moment einen Produktionsrückgang von 50 bis 60 Prozent", sagt Geschäftsführer Olaf Jelken.

Das Unternehmen mit rund 50 Beschäftigten beliefert den Weltmarkt und profitiert davon, dass Asien allmählich wieder hochfährt. "Deshalb sind wir noch nicht bei null", sagt Jelken. "Aber das kann immer noch passieren." Wie viele andere Industrie-Unternehmer suchte er deshalb nach Alternativen. Für seine 3D-Drucker, mit denen ansonsten Prototypen der Ventile und Getriebeanwendungen gedruckt werden, hat Jelken bereits eine neue Verwendung gefunden: Sein Unternehmen produziert mit den Maschinen nun Gesichtsvisiere aus Kunststoff, die in der Coronakrise etwa von Zahnärzten oder Friseuren genutzt werden.

"Am Anfang dachte ich, wir können damit jetzt ein bisschen auf der Berliner Ebene helfen", sagt Jelken. Doch die Nachfrage sei enorm gewachsen. Inzwischen verfüge er mit einem weiteren Partner über rund 50 3D-Drucker und liefert die Masken bundesweit. Weitere Kooperationen sind geplant. "Wir haben schon vor, dass das ein Standbein bleibt", sagt Jelken. Dafür habe er einen größeren Vertriebspartner gesucht, um Kontakte und ein Netzwerk aufbauen zu können.

Teile für Beatmungsgeräte oder Atemmasken

Die Nachfrage nach im 3D-Drucker hergestellten Produkten für die Coronakrise scheint so hoch zu sein, dass selbst Industriekonzerne mitmachen. Spanische Mitarbeiter des Zulieferkonzerns Continental etwa haben nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie 3D-Drucker mit ins Homeoffice genommen und stellen dort seither Visiere her.

Auch Siemens hat sein 3D-Druck-Netzwerk geöffnet, um in der Coronakrise die schnelle Herstellung von Ersatzteilen für Medizinprodukte zu ermöglichen. 120 Drucker stehen zur Verfügung, teilte der Konzern vor wenigen Wochen mit. Dabei gehe es auch um Beatmungsgeräte oder Atemmasken, bei denen spezielle Teile fehlten.

3D-Drucker sind aber nicht ausschließlich Sache der großen Industrie. Auch in Hochschulen, offenen Werkstätten und nicht zuletzt in vielen Privathaushalten kommen sie zum Einsatz. Rund um die Maschinen, die aus Plastikschnüren - dem sogenannten Filament - praktisch jeden Gegenstand fertigen können, ist in Corona-Zeiten so etwas wie eine soziale Bewegung entstanden.

Im ganzen Land haben Menschen mit technischem Sachverstand bereits bestehende Initiativen zu überregionalen Netzwerken erweitert. Sie bündeln die Nachfrage an den unterschiedlichen Orten, koordinieren das Angebot sowie die Verteilung der notwendigen Rohstoffe und den Versand der fertigen Masken. Um Geld geht es ihnen dabei nicht.

Engpass beim Material für Plastikvisiere

Die wohl größte Initiative dieser Art in Deutschland heißt Maker vs. Virus - Macher gegen das Virus. Fast 6.800 Teilnehmer seien dort bereits registriert, sagt Sprecher Alexander Klarmann. Viele Privatleute, aber auch Hochschulen und lokale Netzwerke, die gleich mehrere Drucker bereitstellen könnten, machten mit.

"Der Großteil der Nachfrage ist lokaler Art", sagt Klarmann. Und sie sei bunt gemischt: Zahnärzte, Altenpflegeheime, Dialysezentren oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen - sie alle versuchen, mit Hilfe der Plastikvisiere ihre Mitarbeiter zumindest ansatzweise zu schützen.

Die Nachfrage ist so groß, dass die Netzwerke inzwischen einen Engpass beim Material feststellen. Für das Filament, aus dem im Drucker die Kopfteile der Visiere entstehen, gebe es genügend Hersteller, um den Bedarf sicherzustellen, sagt Klarmann von Makers vs. Virus. "Schon länger ein Problem sind allerdings die Visiere selbst."

Sie werden oft aus großen Folienrollen herausgeschnitten. Doch für die Unternehmen, die diese Rollen herstellen, sei die angefragte Stückzahl häufig zu klein, um speziell für diesen Markt zu produzieren, sagt Klarmann. Die Netzwerke setzen deshalb auf das, was da ist: Kunststoffplatten aus dem Baumarkt oder auch Din-A4-Folien für Overhead-Projektoren.

Einen medizinischen Schutz bieten die Visiere - so wie die gewöhnlichen Stoffmasken - nicht. Egal, ob sie aus dem Industriedrucker kommen oder dem eigenen. "Deshalb heißt es bei uns auch Gesichtsvisier", sagt Olaf Jelken von Vielmetter. Den Nutzern vermitteln sie in der Krise aber zumindest etwas Sicherheit.

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dpa