Toyota und Panasonic wollen im Batteriegeschäft kooperieren, Daimler investiert in ein chinesisches Start-up und General Motors übernimmt Laserspezialist Strobe. Autobauer müssen derzeit viel Geld in die Hand nehmen, um sich durch Zukäufe, Know-how für die Mobilität der Zukunft zu sichern. Und die Entwicklung von Elektroautos und autonom fahrender Autos in den eigenen Forschungszentren verschlingt ohnehin Unsummen.
Das dafür benötigte Geld müssen die OEMs heute mit den aktuellen Modellen verdienen. Die US-Hersteller profitieren dabei gerade von einem Trend unter amerikanischen Autokäufern. Dementsprechend passen sie ihre Produktionsstrategie an.
Die Autokäufer in den USA lassen Limousinen und Kompaktwagen, also traditionelle Autos, links liegen. SUVs und Pick-ups finden hingegen reißenden Absatz. Aktuelle Zahlen aus den USA bestätigen das. Die Verkaufszahlen von Ford Autos sackten 2017 gegenüber dem Vorjahr um 14,9 Prozent ab.
Konkurrent Chevrolet setzte 16,1 Prozent weniger Autos ab. GM’s Submarke Buick musste sogar Absatzeinbußen von 51 Prozent bei seinen Automodellen hinnehmen. Ganz anders die Situation bei den SUVs und Pick-ups.
Beispiel Ford: Die Marke verkaufte im Dezember 2017 fast 90.000 Einheiten seiner F-Serie Pick-ups. Von seinen „normalen“ Automodellen verkaufte der OEM im selben Zeitraum insgesamt nur 45.000, wie aus einer Analyse des Datendienstleisters Autodata hervorgeht.
Marchionnes Entscheidung schockte Autoindustrie
Dies ist ein Trend von dem Hersteller wie Ford, General Motors oder Fiat Chrysler Automobiles (FCA) profitieren. Denn die Marge bei großen Pick-up und SUVs ist deutlich höher als bei "normalen" Autos. So soll beim Verkauf eines F-150 Pick-ups bis zu 10.000 Dollar in der Kasse von Ford hängen bleiben – wohlgemerkt pro Fahrzeug.
Aus dieser Entwicklung haben einige US-Autobauer Konsequenzen gezogen und ihre Produktionsstrategie geändert. Die ersten waren Fiat Chrysler Automobiles. CEO Sergio Marchionne schockte vor geraumer Zeit die Autoindustrie mit seiner Ankündigung, keine "normalen" Autos mehr in den US-Werken des Konzerns zu produzieren.
Dort sollen nur noch SUVs und Pick-ups vom Band rollen, die hohe Margen abwerfen. Die Fertigung von gewöhnlichen Autos mit nur schwachen Margen verlagert der OEM in Niedriglohnländer oder stellt die Produktion mancher Modelle sogar ganz ein. Damit gibt es in den US-Werken mehr Kapazitäten für die Fertigung der SUVs und Pick-ups.
Ford geht mittlerweile einen ähnlichen Weg. Der Hersteller verlagerte die Produktion des Kompaktmodells Focus, der auch im Saarland produziert wird, von den USA nach China. Das gleiche passiert mit der nächsten Generation der Limousine namens Fusion. Der Fokus in der Produktionsstrategie liegt in den USA jetzt ganz klar auf SUVs und Pick-ups wie dem F-150. Der Tod des amerikanischen Autos?
Autobauer setzen alles auf eine Karte
Es ist eine gefährliche Wette, die die Hersteller eingehen: Jetzt brummt das Geschäft mit SUVs und Pick-ups. Die Nachfrage ist laut US-Experten vor allem getrieben vom billigen Öl. Das hält die Benzinpreise in den Vereinigten Staaten niedrig und macht das Fahren schwerer SUVs und Pick-ups erschwinglich.
Die gute Nachricht: Solange das so bleibt geht die Strategie von FCA und Ford auf. Die Gewinne wachsen. Es ist mehr Geld da, um den Wandel hin zur Elektromobilität und dem autonomen Fahren zu finanzieren.
Die schlechte Nachricht: Sollte der Ölpreis steigen und damit die Nachfrage nach Sprit-fressenden schweren SUVs und Pick-ups wegbrechen, geraten die Hersteller in die Bredouille, die alles auf eine Karte gesetzt haben und in den USA hauptsächlich nur noch SUVs und Pick-ups fertigen.
Denn logischerweise lässt sich ein Autowerk nicht mal ebenso ummodeln, um von heute auf morgen statt schweren Pick-ups, sparsame Kompaktwagen zu produzieren.