Philip Storch, Vice President und zuständig für Sales Management Water beim Pumpenhersteller KSB.

Auf dem Maschinenbau-Gipfel stellte Philip Storch, Vice President und zuständig für Sales Management Water beim Pumpenhersteller KSB, einige Projekte vor, wie der Maschinenbau etwa dazu beitragen kann, dem Ziel des United Nations Global Compact für den Zugang zu sauberem Wasser näherzukommen. (Bild: Daniela Hoffmann)

Die Zement- und die Kalkindustrie, von der weltweit zehn Prozent der globalen CO2-Emissionen ausgehen, ist mittendrin in der Disruption, meint Pablo Hofelich, CEO der Thyssenkrupp Polysius. „Freie Zertifikate für die Industrie werden in den nächsten Jahren verschwinden, dann kommen enorme Kosten auf die Hersteller zu“, so Hofelich. Wenn man Lösungen für die CO2-Abscheidung und -Reduktion anbieten könne, sehe die Welt anders aus. „Die EU hat hier einen Rahmen gesetzt, der für den Maschinenbau eine Riesenchance bietet“, ist sich Hofelich sicher.

Allein mit Blick auf den Innovationspakt seien in den vergangenen Jahren Innovationen in Höhe von sechs Milliarden Euro zur Verfügung gestellt worden. „Das ist ein enormer Mittelzulauf in die Industrie hinein für die Umstellung“, so Pablo Hofelich.

Dabei gehe es um die gesamte Kette von Gasmanagement, Kompressoren, Pipelinebau bis zum Einspeichern. Hier entstehe eine neue Industrie, die für viele Maschinen- und Anlagenbauer wichtige Chancen rund um die Dekarbonisierung biete. Zugleich sieht Hofelich das als Mammutaufgabe für den Maschinenbau in den nächsten Jahren: Selbst mit hoher Geschwindigkeit dauere der Umbauprozess 15 bis 20 Jahre.

Besserer Wirkungsgrad für Pumpen

Pumpen gehören zu den größten CO2-Verbrauchern überhaupt – sie machen zehn Prozent der deutschen CO2-Emissionen aus. Zugleich können sie dazu beitragen, Klimafolgen wie Hochwasser oder Dürre abzufedern. Auf dem Maschinenbau-Gipfel stellte Philip Storch, Vice President und zuständig für Sales Management Water beim Pumpenhersteller KSB, einige Projekte vor, wie der Maschinenbau etwa dazu beitragen kann, dem Ziel des United Nations Global Compact für den Zugang zu sauberem Wasser näherzukommen.

„Die Weltbevölkerung hat sich insgesamt seit 1968 verdoppelt, in Ägypten hat sich die Bevölkerung vervierfacht. Ägypten war zweitgrößter Importeur von Weizen aus der Ukraine, 80 Prozent des Getreides wurden von dort importiert“, berichtet Storch. In einem Mammutprojekt investierte das Land sieben Milliarden Euro für 900.000 Hektar Agrarfläche, um die eigene Landwirtschaft zu fördern und unabhängiger zu werden. Pumpen sorgen für die Bewässerung im großen Maßstab, dafür wird gereinigtes Wasser aus der Kläranlage genommen.

In Thailand hat KSB ein Großprojekt durchgeführt, in dem es um Hochwasserschutz geht. In der Trockenzeit wird die Technologie zur Bewässerung genutzt. Durch Vernetzung der Pumpstationen mit Sensorik entstünden ganz neue Steuerungsmöglichkeiten, mit denen frühzeitiger, zum Beispiel durch das Zurückhalten von Wasser, auf Veränderungen reagiert werden kann.

Dabei wird laut Storch aus Sicht der Kunden die Nachhaltigkeit immer wesentlicher, so sind bester Wirkungsgrad und kleinster Energieverbauch wichtige Gründe für die Investitionsentscheidung. „Die Klimafolgenanpassung ist ein Treiber für das Geschäft gerade in Asien, wo das ein wichtiges Thema ist“, konstatiert Storch.

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Klimaresilienz schon aus Versicherungsgründen

Aus Sicht von Paulos Asbe, Managing Director bei der Zurich Resilience Solutions Europe, sollten sich Industrieunternehmen schon jetzt proaktiv mit der Versicherung von Klimafolgen auseinandersetzen. Als einer der wichtigsten Industrieversicherer sehe man sich täglich damit konfrontiert. „Beim Wetterereignis Bernd war nur ein Drittel der Schäden versichert, trotzdem war es die teuerste Naturkatastrophe in Deutschland und in Europa. Das sollte angekommen sein auch bei mittelständischen Unternehmen“, nennt Asbe als Beispiel die Flutkatastrophe von 2021. Auch in Deutschland könne Unternehmen zudem Schaden entstehen, wenn durch Hochwasser oder Wirbelstürme auf anderen Kontinenten Lieferketten gestört werden.

„Die Zahl der Katastrophen wird sich bis ins Jahr 2050 verdoppeln, wie mehrere Studien belegen. Das hat Konsequenzen auf dem Versicherungsmarkt“, sagt Asbe. So sei an einigen Beispielen zu sehen, dass Rückversicherer drastisch Premien und Selbstbehalte erhöhen. „In den USA erleben wir schon, dass sich Versicherungen über die Zeit verknappen“, so der Experte. Diese Verknappung wegen schwer kalkulierbarer Risiken werde auch auf die deutsche Industrie zukommen. „Die Verknappung erfordert einen proaktiven Ansatz der Industrie, in Klimaprävention zu investieren“, meint Asbe.

Zugleich würden auch die Erwartungen von Kunden, Mitarbeitenden und Investoren an die Klimaresilienz der Unternehmen steigen. Aus Versicherungssicht will man Unternehmen bei der Identifikation der Klimarisiken begleiten.

VDMA-Vizepräsident Kawlath zur Lage im Maschinenbau

CSRD-Plicht kommt ab 2025 für viele Unternehmen

Dabei gehe es auch darum, für die einzelnen Standorte zu schauen, wie sie über die Zeit mit verschiedenen Erderwärmungsszenarien exponiert sein werden. „Manche Kunden möchten, dass wir kritische Zulieferer mit einbeziehen, um ein besseres Bild der Exponierung zu bekommen“, erläutert Asbe.

„Es ist ein ganz klarer Call for Action: Wenn wir etwa in eine Batteriefabrik eine Milliarde investieren, dann sind Klimarisiken ein wichtiger Entscheidungsfaktor“, sagt Goran Mazar, Partner und Experte für ESG and Automotive bei KPMG. Bei der Halbleiterherstellung sei sehr viel Wasser nötig. Wenn dann in einigen Jahren die Produktion eingestellt werden müsse, habe das einen harten finanziellen Impact. Zugleich sieht Mazar in mehr Klimaresilienz die Möglichkeit, im globalen Trend in Richtung Nearshoring einen positiven Effekt zu erzielen.

Hinzu kommt der Wettbewerbsfaktor. „Im B2B-Bereich liegt ein großer Hebel bei den Kaufentscheidungen darin, wie stark das Produkt bereits dekarbonisiert wurde“, bestätigt auch Mazar. Ab 2025 sind es 15.000 Unternehmen in Deutschland, die der Corporate Sustainability Reporting Directive der EU unterliegen. „Durch CSRD sind Unternehmen verpflichtet, sich mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, die Risiken zu kennen und den Versuch einer ersten Quantifizierung zu machen“, so Mazar. An diese Verpflichtung müsse man pragmatisch herangehen.

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