Stefan Grötzschel ist Referent für Bildungspolitik beim VDMA.

Stefan Grötzschel ist Referent für Bildungspolitik beim VDMA. (Bild: VDMA)

Was erwarten Sie sich von diesem Format in der Media Factory auf dem Messegelände Hannover?

Stefan Grötzschel: "Ich denke, dass die Veranstaltung insgesamt sehr spannend wird. Wir werden Branchenexpertinnen und ‑experten mit sehr unterschiedlichen Positionen auf dem Podium sehen und hören. Mit Selina Schröter ist auch eine bekannte Vertreterin der 'Generation Z' mit dabei. Das ist einfach gut, um nicht nur über die jüngere Generation, sondern vor allem mit ihr zu sprechen. Eine ebenfalls noch junge mittelständische Unternehmerin – die mit ihrer Firma Deguma neue, innovative Wege geht – wurde mit Viktoria Schütz gewonnen. Und last, but not least wird mit dem ehemaligen VDMA-Präsidenten Carl Martin Welcker auch die gute alte Schule des Maschinen- und Werkzeugbaus vor Ort vertreten sein."

Und wie verorten Sie sich selbst in diesem Spannungsfeld?

Grötzschel: "Ich sehe mich in einer eher moderierenden Rolle zwischen den Polen. Beide Positionen sind uns wichtig, denn der VDMA hat sowohl Mitglieder der alten als auch der neuen Schule. Darüber hinaus habe ich mir vorgenommen, einen Überblick aktueller Studien und Umfragen zu liefern, wie die Generation Z im Detail tickt."

maschinenbau-Gipfel Salon
(Bild: mi-connect)

Kommen Sie zum Maschinenbau-Gipfel Salon!

Der Maschinenbau-Gipfel ist richtungsweisend und impulsgebend für die gesamte Branche. Damit Sie nicht ein ganzes Jahr auf spannende Diskussionen verzichten müssen, laden wir Sie zu unserem Networking-Format "Maschinenbau-Gipfel Salon" mit anschließendem Catering ein – live vor Ort oder digital.

 

Der nächste Maschinenbau-Gipfel Salon findet am 8. Juli in Ludwigsburg in Präsenz oder digital in unserer Community-App statt. Das Thema: "Generative KI: Wie zieht der Maschinenbau den größten Nutzen daraus?"

 

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Der VDMA und die Wittenstein Stiftung haben in puncto Ansprache der jungen Generation längst neue Wege beschritten wie jüngst auf dem Maschinenbaugipfel mit dem BarCamp-Format. Warum haben die Generation Z und der Maschinenbau trotzdem noch nicht wirklich zusammengefunden?

Grötzschel: "Dazu habe ich eine etwas andere Einschätzung. Der Maschinenbaugipfel 2023 war aus unserer Sicht für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestimmt sehr aufschlussreich, um mit einigen Vorurteilen aufzuräumen – und zwar auf beiden Seiten. Die jungen Leute, die wir vor Ort einluden, haben alle einen sehr leistungsorientierten Eindruck hinterlassen. Das hat die Unternehmerinnen und Unternehmer wirklich positiv überrascht. Natürlich war das nur ein Ausschnitt: Die Generation Z insgesamt ist groß und breit.

Persönlich vertrete ich die Ansicht, dass in der Diskussion über die Generation Z zu sehr polarisiert wird. Die Klagelieder, die man vielerorts hört, hat man in den 1960er Jahren zu der damaligen jungen Generation fast genauso angestimmt: „Die können nichts mehr in Mathe, die sind faul“ und so weiter. Jetzt ist – wenn auch unter etwas anderen Vorzeichen – die Generation Z an der Reihe. Wenn die Jungen nachkommen, knirscht es halt immer etwas im Gebälk. Wie bei jeder Generation gibt es auch heute Gute, Faule und welche dazwischen. Manche wollen es vielleicht auch wirklich etwas leichter haben. Ich kann da immer beide Seiten verstehen."

Es scheint zumindest so: Alle, die heute irgendwie einen Realschulabschluss schaffen, können sich einen Ausbildungsplatz nahezu frei wählen. Welche Auswirkungen hat das?

Grötzschel: "Es lässt ich nicht leugnen: Der Markt hat sich geändert. Die Jugendlichen haben heute aus ihrer Sicht einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt, als das vor fünfzehn oder zwanzig Jahren noch der Fall war. Da hilft aber alles Jammern und Klagen nicht: Der Maschinenbau kann sich die Bewerber nicht backen, und wir müssen mit den Realitäten klarkommen. Für das Thema Ausbildung heißt das, sich auf diese Situation einzustellen und pädagogisch und praktisch besser zu werden. Die Unternehmen, die sich mit diesen Herausforderungen ernsthaft auseinandersetzen, kriegen das aus unserer Sicht auch sehr gut hin."

Als größtes Plus der sogenannten Generation Z gilt, dass diese jungen Menschen als erste Generation überhaupt von Kindesbeinen an mit dem Internet und modernen Kommunikationsmedien aufgewachsen und vertraut sind. Kann die Branche davon nicht auch profitieren?

Grötzschel: "Da bin ich ganz bei Ihnen. Dieses Plus kann dazu führen, dass man in den Unternehmen einen Wissensaustausch von Jung nach Alt organisieren muss. Gleichzeitig darf man aber nicht zu viel erwarten: Nur weil die jungen Leute von heute von Anfang an gewohnt sind, mit technischen Geräten wie Smartphone, Laptop und Tablet umzugehen, heißt das noch lange nicht, dass sie auch programmieren können.

Aber auch andere Dinge wie die Schulausbildung spielen eine Rolle. Schule ist heute anders als noch vor dreißig oder vierzig Jahren. Trotz Defiziten in manchen Fächern kommen die jungen Leute heute viel projekt- und berufsorientierter aus der Schule heraus. Diese Dinge kann man sich in den Unternehmen nutzbar machen."

Ohne den Diskussionen auf dem Maschinenbaugipfel-Salon vorzugreifen: Wie sieht Ihr vorläufiges Fazit aus?

Grötzschel: "Wenn es draußen regnet, muss man den Schirm mitnehmen. Wir müssen mit den Menschen arbeiten, die wir haben. Die alten Generationen und die junge Generation müssen enger zusammenrücken. Dabei sind die Erwachsenen als Autoritätspersonen wie Ausbilder, Lehrerinnen usw. am längeren Hebel. Es gilt daher für uns, heute vermehrt hinzugucken und aufeinander zuzugehen. Wer das beherzigt, kann auch den anstehenden Generationenumbruch in den Unternehmen bewältigen. Ich bin da sehr zuversichtlich."

Das Wochenendbier - Von Kurzarbeit und Generation Z

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