Eine internationale Umfrage unter ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern hat ergeben, dass Deutschland nach wie vor ein attraktiver Arbeitsstandort ist. In der am Mittwoch veröffentlichten Befragung von 150.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus 188 Ländern liegt Deutschland in der Rangliste der beliebtesten Arbeitsstandorte auf Platz fünf und ist damit das erste nicht-englischsprachige Land hinter Australien, den USA, Kanada und Großbritannien. Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group, die Stellenbörse Stepstone sowie deren Dachverband The Network veröffentlichten die Studie. Die Ergebnisse zeigen, dass deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Regel nicht ins Ausland ziehen möchten.
Internationale Mobilität als Chance für den Arbeitsmarkt
Dies geht aus einer aktuellen Studie hervor, nach der derzeit rund ein Viertel (23 Prozent) der Befragten aktiv nach einem Job außerhalb des eigenen Heimatlandes sucht. Trotz globaler Herausforderungen wie geopolitische Spannungen, anhaltende Inflation und Rezessionssorgen ist diese Bereitschaft zur Mobilität ungebrochen. Der Anteil derjenigen, die prinzipiell bereit wären, für einen Job ins Ausland zu gehen, ist weltweit auf einem stabilen hohen Niveau von 63 Prozent (2020: 66 Prozent) – wenn auch geringer als vor der Corona-Pandemie (2018: 78 Prozent).
Unter den Befragten in Deutschland ist die Bereitschaft jedoch deutlich geringer, für einen Job das Land zu verlassen: Lediglich weniger als die Hälfte der Befragten wäre bereit, im Ausland zu arbeiten, während lediglich knapp 7 Prozent derzeit aktiv auf der Suche nach einem Job außerhalb Deutschlands sind. Die beliebtesten Destinationen für die deutschen Befragten sind die Nachbarländer Schweiz und Österreich, gefolgt von den USA und Spanien. Deutschland ist wiederum ein besonders attraktives Zielland für Menschen aus Bosnien und Herzegowina (32 Prozent), der Türkei (30 Prozent), Pakistan und Ungarn (jeweils 26 Prozent).
„Der demographische Wandel stellt den Arbeitsmarkt vor eine große Herausforderung: Uns gehen die Arbeitnehmenden aus. Ohne Zuwanderung werden wir unseren Wohlstand nicht halten können“, sagt The Stepstone Group Arbeitsmarktexperte Dr. Tobias Zimmermann, Co-Autor der Studie. „Es ist eine riesige Chance, dass so viele Menschen Lust haben, für einen guten Job nach Deutschland zu ziehen. Politik und Wirtschaft sollten hier noch enger zusammenarbeiten, um gemeinsam eine flexiblere und schnellere Arbeitsmarktintegration zu fördern.“
Attraktive Jobs und Unterstützung beim Visa-Prozess gewünscht
Die Ergebnisse der globalen Studie legen nahe, dass das konkrete Jobangebot den ausschlaggebenden Faktor darstellt, ob Arbeitnehmende ins Ausland gehen möchten. Dabei ist zu beobachten, dass weniger die individuellen Vorteile eines bestimmten Landes als vielmehr die Qualität des Jobs selbst den Ausschlag gibt. Dies gilt auch für Deutschland, wo die Jobqualität für knapp drei Viertel der Befragten (74 Prozent) der entscheidende Faktor ist. Das Gesundheitssystem hingegen spielt nur für etwa ein Drittel (34 Prozent) eine Rolle.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass 77 Prozent der Befragten von ihren zukünftigen Arbeitgebern erwarten, dass diese sich maßgeblich um den Zuwanderungsprozess kümmern und sie beispielsweise bei der Beantragung von Visum und Arbeitserlaubnis unterstützen.
„Im Wettbewerb um Arbeitskräfte aus dem Ausland werden diejenigen Unternehmen gewinnen, die ihren zukünftigen Mitarbeiterbedarf kennen und Talenten attraktive Arbeitsbedingungen sowie organisatorische Hilfestellung bieten – zum Beispiel beim Beantragen von Arbeitserlaubnissen. Und das ist leider häufig noch immer sehr mühsam in Deutschland“, sagt Jens Baier, Senior Partner der Boston Consulting Group und Co-Autor der Studie.
Stepstone, BCG