
Der 3D-Druck ist für manche Branchen das nächste große Ding mit Potenzial. - Bild: Pixabay, Amy Karle - Regenerative Reliquary
Schon heute werden in Produktionshallen Prototypen mit 3D-Druckern hergestellt, in den kommenden Jahren wird das Verfahren jedoch erst sein volles wirtschaftliches Potenzial entfalten: Bis 2030 wird der weltweite Markt für 3D-Druck-Produkte in der Industrie pro Jahr durchschnittlich zwischen 13 und 23 Prozent auf ein Marktvolumen von 22,6 Milliarden Euro anwachsen, wie eine aktuelle Analyse von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, in Kooperation mit den 3D-Druck-Spezialisten von Materialise zeigt.
Sowohl optimierte Druckmethoden und -materialien als auch eine stärkere Implementierung in Geschäftsprozesse und das Etablieren neuer Geschäftsmodelle stellen hierbei Wachstumstreiber dar. Besonders für die Luft- und Raumfahrt mit durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten von 23 Prozent und für die Automobilindustrie (+15 Prozent) eröffnet das Verfahren neue Potenziale in der Produktion: Ersatzteile lassen sich zukünftig nach Bedarf vor Ort fertigen. Auch für die Medizintechnik birgt der 3D-Druck bei prognostizierten durchschnittlichen Wachstumsraten von 23 Prozent pro Jahr große Chancen, gefolgt von der Industrie (+14 Prozent) und dem Einzelhandel (+13 Prozent).
„Die durch das 3D-Druck-Verfahren beschleunigte und flexiblere Entwicklung und Produktion setzt in den nächsten Jahren eine enorme Wirtschaftskraft frei. Die Wachstumschancen sind groß: Derzeit nutzen erst 18 Prozent der Firmen 3D-Druck, in den nächsten fünf Jahren erwarten wir aber einen Anstieg auf ein Drittel der produzierenden Unternehmen. Deshalb gilt es jetzt zu überlegen, wie 3D-Technologien gewinnbringend in das eigene Geschäftsmodell integriert werden und wie sie das Produktportfolio strategisch erweitern können“, erläutert Christian Foltz, Partner bei Strategy& Deutschland.
3D-Druck in der Luft- und Raumfahrtindustrie:
Innerhalb der Luft- und Raumfahrtindustrie prognostizieren die Experten von Strategy& bis 2030 ein 3D-Druck-Marktvolumen von weltweit 9,59 Milliarden Euro. 2015 wurden in der Branche nur 0,49% der Produkte mit 3D-Druck hergestellt, bis 2030 wird dieser Anteil auf 5,2% anwachsen. In den nächsten zwei Jahren stellt vor allem die Zertifizierung von 3D-Druck-Technologien den zentralen Wachstumsfaktor dar, bis 2030 spielt dann die auf 3D-Druck-Verfahren maßgeschneiderte Konstruktion die wichtigste Rolle.
Metall-3D-Druck und Additive Fertigung: Die größten Firmen

Mit einem Umsatz von 45 Millionen Euro im vergangenen Jahr belegt das amerikanische Unternehmen ExOne in Sachen Additive Fertigung den siebten Platz. - Quelle: Statista, Bild: ExOne

68 Millionen Euro Umsatz konnte die deutsche Firma Concept Laser im Jahr 2016 erzielen und findet sich damit auf dem sechsten Platz der Metalldrucker wieder. - Quelle: Statista, Bild: Concept Laser

Arcam, ein schwedischer 3D-Druck-Konzern, erwirtschaftete 2016 einen Umsatz von 68 Millionen Euro. Dieser verschafft Arcam den fünften Platz. - Quelle: Statista, Bild: Arcam

Das Unternehmen SLM Solutions kommt ebenfalls aus Deutschland und konnte im letzten Jahr mit Anlagen für die Additive Fertigung einen Umsatz von 81 Millionen Euro verzeichnen. Damit landet das Unternehmen auf Platz 4. - Quelle: Statista, Bild: SLM

EOS erwirtschaftete unter anderem mit 3D-Druckern im Jahr 2016 einen Umsatz von 315 Millionen Euro und erreicht damit den dritten Platz. - Quelle: Statista, Bild: EOS
3D-Druck in der Medizintechnik:
In der Medizintechnik steigt das 3D-Druck-Marktvolumen von 0,26 Milliarden Euro (Stand: 2015) auf 5,59 Milliarden Euro (2030). „Bis 2020 werden die Fortschritte des 3D-Drucks in der Medizintechnik vor allem durch die Neuerfindung existierender Produkte und Geschäftsmodelle gekennzeichnet sein. Später hängt der Erfolg von Unternehmen mit aussichtsreichen 3D-Druck-Projekten dagegen besonders von der Entwicklung neuartiger Materialien und optimierten Druckverfahren ab“, kommentiert Foltz.
3D-Druck in der Automobilindustrie:
In der Automobilindustrie wächst das 3D-Druck-Marktvolumen den Schätzungen zufolge von 0,34 Milliarden Euro (2015) auf 2,61 Milliarden Euro (2030) an. Hier liegt der Schwerpunkt bisher noch in der Prototypentwicklung. „Künftig ist es denkbar, dass Hersteller einzelne Bauteile, die nur in kleinerer Auflage benötigt werden, selbst ausdrucken und damit Zeit und Kosten gegenüber der bisherigen Lieferkette einsparen.
Auch hier werden spezialisierte 3D-Druck-Zulieferer den Löwenanteil der Wertschöpfungskette unter sich aufteilen. Aus Just-in-time-Lieferung wird dann On-Demand-3D-Druck“, so Foltz. Auch OEMs werden wohl in nicht allzu ferner Zukunft eigene zertifizierte 3D-Drucker in ihren Vertragswerkstätten aufbauen, die bei Bedarf Originalersatzteile drucken und damit durch verringerte Logistik- und Lagerkosten die Margen im Aftersales-Bereich erhöhen.
Einzelhandel und Industrie
Ein Effekt, von dem der Einzelhandel im Zusammenspiel mit einzelnen, besonders fortschrittlichen Marken bereits heute profitiert: Kunden können Produkte digital entwerfen und direkt vor Ort drucken lassen. Bezogen auf den gesamten deutschen Einzelhandel prognostiziert die Strategy&-Analyse, dass das 3D-Druck-Marktvolumen von 0,3 Milliarden Euro (2015) auf 1,89 Milliarden Euro (2030) anwachsen wird. Im Industriebereich (ohne die Automobilbranche) erwarten die Experten eine Erhöhung von 0,44 Milliarden Euro (2015) auf 2,98 Milliarden Euro (2030).
„Die rasante technologische Entwicklung des 3D-Drucks kann etablierte Strukturen sowie das Zusammenspiel zwischen Forschung und Entwicklung, Zulieferern, Herstellern und dem Handel fundamental verändern. Die involvierten Player entlang der Wertschöpfungskette müssen sich daher konsequent mit den Chancen, aber auch den Risiken dieser Technologie auseinandersetzen und analysieren, wie sich daraus resultierende Potenziale für ihr Unternehmen nutzen lassen“, so das Fazit von Foltz.
PwC
Die 10 coolsten Produkte aus dem 3D-Drucker

Platz 10: Spielzeug - Mit App und Tablet lässt sich individuelles Spielzeug kinderleicht designen. Damit der Kindertraum anschließend verwirklicht wird, druckt Tinkertoys die Konstruktionsvorlage in einer seiner Filialen auf dem 3D-Drucker aus. – Bild: Tinkertoys

Platz 9: Wohnaccessoires – Individuelles Weinregal gefällig? Forscher des Fraunhofer IPA haben gemeinsam mit Studierenden der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd Wohnaccessoires wie dieses Weinregal entwickelt. Das Besondere sind die generativ gefertigten Verbindungselemente. – Bild: Fraunhofer IPA

Platz 8: Sneakers-Sohlen – Maßgeschneidert für Jedermann ist eine neue Sohle von Adidas. Die im 3D-Druck gefertigte Laufschuhzwischensohle wird an die Dämpfungsbedürfnisse des jeweiligen Läufers angepasst. So wird das Joggen zum Vergnügen. – Bild: Adidas

Platz 7: Auto – Erst den Prototypen drucken, dann das richtige Auto. Dies hat Locolmotors aus den USA vor. Das Modell Strati besteht nur aus 50 Teilen, ist aber für die Straße noch nicht zugelassen. Prototypen des gedruckten Autos hat Localmotors bereits produziert. – Bild: Localmotors

Platz 6: Lebensmittel – Schmackhafte Gerichte einfach ausdrucken. Das ermöglicht der Lebensmittel-3D-Drucker des niederländischen Unternehmens By Flow. Ganz nach Gusto verarbeitet der Drucker unterschiedlichste Zutaten von Avocado bis Schokolade. – Bild: By Flow

Platz 5: Schmuck – Individuelle Kostbarkeiten auf Bestellung liefert Stilnest. Designer aus aller Welt entwerfen dazu Schmuckstücke, die dank 3D-Druck innerhalb kürzester Zeit gefertigt werden können. – Bild: Stilnest

Platz 4: Waffen – Solid Concepts aus den USA fertigt gleich eine ganze Faustfeuerwaffe generativ. Der Großteil der Pistolenteile wurde durch selektives Laserschmelzen aufgebaut. Aber auch die Griffschale aus Kunststoff kommt aus dem 3D-Drucker. – Bild: Solid Concepts

Platz 3: Prothesen – Kranken Kindern in aller Welt helfen sollen günstige Kinderhandprothesen aus dem 3D-Drucker. Neben einer universellen Alltagsprothese haben Forscher der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) auch spezielle Prothesen fürs Radfahren, Tennisspielen oder Skifahren entwickelt. – Bild: ZHAW
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