Gesamtmetallchef Rainer Dulger

Besteht Gesamtmetallchef Rainer Dulger den Stresstest mit der IG Metall. - (Bild: Gesamtmetall)

Zwischen den Tarifpartnern in der Metall- und Elektroindustrie hat es zuletzt geknirscht. Mit Blick auf die 2020 anstehenden Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie mahnte Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick am Donnerstag in Stuttgart: "Es muss ein Tarifvertrag sein, der es schafft, Frieden in unsere Beziehungen zu bringen." Das beziehe sich sowohl auf die Mitglieder in den eigenen Reihen, als auch auf die Beziehungen zur IG Metall und deren Mitgliedschaft.

Es habe noch nie so viel Ärger unter den Mitgliedern gegeben wie nach dem letzten Tarifabschluss im vergangenen Jahr, sagte Dick. Die damals erzielte Einigung brachte im ersten Jahr eine Lohnsteigerung um 4,3 Prozent und im laufenden Jahr ein neues tarifliches Zusatzgeld von weiteren 2 Prozent. Es kann von einer ganzen Reihe Beschäftigter in Freizeit umgewandelt werden.

Dick räumte ein, dass sogar einige Firmen angesichts der Auftragsflaute in der Autoindustrie freiwillig die Freizeit für alle Beschäftigten anböten. Trotzdem klagte er mit Blick auf das geltende Tarifwerk: "Wir werben dafür, aber womit sollen wir denn werben." Gerade für die kleinen und mittelgroßen Firmen seien die Tariflöhne zu hoch und das Tarifwerk viel zu komplex.

Hohe Gehälter in der Metallindustrie

Nach Daten des Statistischem Landesamtes war der Durchschnittsverdienst in der Metallindustrie 2018 mit 65.000 Euro so hoch wie in kaum einer anderen Branche. Nur in der Chemiebranche, wo viele Akademiker arbeiten, verdienen die Beschäftigten im Schnitt mehr.

Südwestmetall fürchtet angesichts dessen einen weiteren Mitgliederschwund. In den vergangenen 30 Jahren habe der Verband gut 300 Mitglieder verloren, rechnete Dick vor. Zuletzt hatte Südwestmetall noch 695 Mitgliedsunternehmen. Diese Firmen halten sich verbindlich an das mit der IG Metall ausgehandelte Tarifwerk. Darüber hinaus gibt es Firmen in der Metall- und Elektroindustrie, die sich zumindest an den Tarifverträgen orientieren.

Auf die rund 1 Million Beschäftigten in der Branche bezogen arbeiten laut Südwestmetall noch rund 53 Prozent in unmittelbar tarifgebundenen Unternehmen. 1990 lag der Wert noch bei 70 Prozent.

Gesamtmetallchef Rainer Dulger hatte schon im Juli in der "Süddeutschen Zeitung" vor einem Ende des Flächentarifvertrags gewarnt: "Wenn alle Unternehmen die Tarifbindung verlassen, kann die Gewerkschaft zusehen, wie sie sich im Häuserkampf durchschlägt", hatte er gesagt.

Der Ton zwischen den beiden Tarifpartnern war nach der jüngsten, von heftigen Warnstreiks begleiteten Runde für die Metall- und Elektroindustrie deutlich rauer geworden. Dick warf der Gewerkschaft vor, zunehmend ihre Kompetenzen zu überschreiten: "Industriepolitik mit Mitteln der Tarifpolitik zu machen, halte ich für falsch."

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Kurzarbeit noch kein Thema

In eine Richtung ziehen die Tarifparteien zumindest bei der von Arbeitsminister Hubertus Heil (CDU) geplanten Verbindung von Kurzarbeit und Qualifizierung. "Da finden wir das ein oder andere Element ganz gut", sagte Dick. Das von der Gewerkschaft vorgeschlagene Transformationskurzarbeitgeld, das Firmen helfen soll, den strukturellen Wandel in der Branche abzufedern, geht den Arbeitgebern aber zu weit.

Die Zahl der Anzeigen für Kurzarbeit war im Südwesten zuletzt gestiegen. Das heißt aber noch nicht, dass die Betriebe auch wirklich Kurzarbeit anmelden, sondern ist lediglich ein vorsorglicher Schritt. Zur Zeit sei Kurzarbeit noch kein großes Thema, so Dick. Die Firmen nutzten derzeit noch Instrumente wie Arbeitszeitkonten, um die Delle insbesondere in der Autoindustrie abzufangen: "Wenn die wirtschaftliche Entwicklung so weitergeht, rechne ich damit, dass wir im Herbst an unsere Grenzen kommen."

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dpa