Ein besseres Halbjahr gab es für den Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall noch nie: Das MDax-Unternehmen erzielte im ersten Halbjahr 2021 einen Rekord und meldete ein operatives Ergebnis von 191 Millionen Euro. Damit wurden die Zahlen im Vergleich zum Vorjahreswert von 96 Millionen Euro nahezu verdoppelt. Zudem schreiben die Düsseldorfer Millionen auf ihr zum Verkauf stehendes Kolbengeschäft ab. An den Konzernzielen ändert sich aber nichts.
Die Verkäufe von Munition, Panzern, Radfahrzeugen und Lkw hatten sich im vergangenen Jahr als wichtiger Stabilitätsanker in der Corona-Krise erwiesen, in der der Konzern auch mit Einsparungen gegensteuerte. Auch im ersten Quartal dieses Jahres lief es im Rüstungsbereich insgesamt positiv. Bessere Geschäfte machte Rheinmetall zum Jahresstart auch wieder in der Autozulieferung, die als das Sorgenkind des Konzerns gilt.
Für das Gesamtjahr ist bisher ein operatives Umsatzwachstum zwischen 7 und 9 Prozent angepeilt. Die operative Ergebnismarge soll sich deutlich verbessern und zwischen 9 und 10 Prozent liegen. Im Krisenjahr 2020 war sie auf 1,5 Prozent eingebrochen.
Rheinmetall hat den Konzernumsatz nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 210 Millionen Euro oder 8,9 Prozent auf 2.582 Millionen Euro gesteigert (Vorjahr: 2.372 Millionen Euro). Währungsbereinigt betrug das Umsatzwachstum 9,3 Prozent. Der Umsatzanstieg im Konzern resultiert im Wesentlichen aus der deutlichen Erholung der weltweiten Märkte.
Zahlen der einzelnen Divisionen
Der Umsatz in der Division Vehicle Systems, die im Bereich der militärischen Rad- und Kettenfahrzeuge tätig ist, lag im ersten Halbjahr 2021 mit 870 Millionen Euro um rund vier Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Dank drei neuer Großaufträge ist der Auftragseingang der Division gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1.425 Millionen Euro auf 1.973 Millionen Euro stark gestiegen. Damit erreichte der Auftragsbestand der Division zum 30. Juni 2021 mit 10,5 Milliarden Euro einen Rekordwert. Das operative Ergebnis ist aufgrund des Umsatzrückgangs und des Produktmixes im ersten Halbjahr 2021 von 84 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum um 19 Millionen Euro auf 65 Millionen Euro zurückgegangen.
Die Division Weapon and Ammunition erzielte mit ihren Aktivitäten bei Waffensystemen und Munition im ersten Halbjahr 2021 einen Umsatz von 471 Millionen Euro und übertraf damit den Vergleichswert des Vorjahres um sechs Prozent. Dieser Zuwachs resultiert im Wesentlichen aus höheren Munitionslieferungen an einen internationalen Kunden. Der Auftragseingang blieb mit 429 Millionen Euro hinter dem hohen Vergleichswert des ersten Halbjahres 2020 (624 Millionen Euro) zurück. Der Auftragsbestand belief sich zum Ende des ersten Halbjahres am 30. Juni 2021 auf 2,7 Milliarden Euro (30. Juni 2020: 2,4 Milliarden Euro). Das operative Ergebnis der Division verbesserte sich im ersten Halbjahr 2021 von 15 Millionen Euro im Vorjahr um 32 Millionen Euro auf 47 Millionen Euro. Diese Ergebnissteigerung war maßgeblich durch den Umsatzanstieg und einen positiven Produktmixeffekt beeinflusst. Die operative Marge lag bei 10,0 Prozent (Vorjahr: 3,4 Prozent).
Die Division Electronic Solutions, die Lösungen im Bereich der Verteidigungselektronik entwickelt und produziert, blieb mit einem Umsatz von 362 Millionen Euro um neun Prozent hinter dem Wert des ersten Halbjahres 2020 zurück. Eine Aufwärtsentwicklung gab es beim Auftragseingang, er stieg von 426 Millionen Euro um 18 Millionen Euro auf 444 Millionen Euro. Dies entspricht einem Zuwachs von 4 Prozent gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres. Der Auftragsbestand der Division lag zum 30. Juni 2021 bei 2,4 Milliarden Euro (30. Juni 2020: 2,2 Milliarden Euro). Trotz des Umsatzrückgangs erreichte das operative Ergebnis der Division mit 29 Millionen Euro das Niveau des Vorjahres. Die operative Marge verbesserte sich leicht von 7,3 Prozent im Vorjahreszeitraum auf 8,0 Prozent im ersten Halbjahr 2021.
Der Umsatz der Division Sensors and Actuators, die mit Komponenten und Regelsystemen zur Emissionsreduzierung und zum Thermomanagement aktiv ist, erhöhte sich um rund ein Drittel und erreichte 697 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2021. Nach 521 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum ist dies ein Zuwachs um 34 Prozent. Das Booked Business für das erste Halbjahr 2021 – also das künftige Umsatzpotenzial aus Kundenprojekten basierend auf schriftlichen Vereinbarungen und Rahmenverträgen – blieb mit 951 Millionen Euro leicht unter dem Vorjahresvergleichswert von 982 Millionen Euro. Von den Beauftragungen entfielen je rund die Hälfte auf neue Projekte sowie auf Verlängerungen bzw. Volumenerhöhungen bei laufenden Projekten. Das operative Ergebnis der Division verbesserte sich im ersten Halbjahr 2021 im Vorjahresvergleich deutlich von -16 Millionen Euro auf 51 Millionen Euro. Entsprechend erhöhte sich die operative Marge auf 7,3 Prozent, nach -3 Prozent im Vorjahreszeitraum.
Auch die Division Materials and Trade, die Gleitlager und Strukturbauteile liefert und das weltweite Aftermarket-Geschäft betreibt, hat ihren Umsatz im ersten Halbjahr 2021 um rund ein Drittel steigern können. Das Geschäftsvolumen der Division erhöhte sich auf 320 Millionen Euro, nach 243 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2020. Der Zuwachs beträgt damit 32 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das Booked Business wuchs im ersten Halbjahr 2021 auf 327 Millionen Euro und verzeichnete damit einen Anstieg um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Anteil neuer Kundenprojekte am gebuchten Geschäft lag bei über 90 Prozent. Das operative Ergebnis der Division hat sich mit 27 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem durch die COVID19-Krise belasteten Vorjahreszeitraum deutlich erhöht. Im ersten Halbjahr 2020 belief es sich auf drei Millionen Euro. Die operative Marge stieg auf 8,5 Prozent (Vorjahr: 1,2 Prozent).
Rheinmetall kündigte zudem im Zuge des Verkaufsprozesses für das Geschäft mit Klein- und Großkolben eine weitere Wertberichtigung an, diese liege bei 110 Millionen Euro. Auswirkungen auf das Ergebnis der fortgeführten Aktivitäten seien mit dem Schritt aber nicht verbunden. Das Kolbengeschäft wird seit dem zweiten Quartal als nicht fortgeführter Geschäftsbereich geführt. Rheinmetall will sich von dem Bereich trennen, da die Düsseldorfer im Zuge ihrer strategischen
Neuausrichtung weg vom Verbrennungsmotor wollen. Stattdessen soll das Geschäft mit Rüstungs- und Sicherheitstechnik weiter ausgebaut werden.