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Wieso chinesische Unternehmen verstärkt deutsche Maschinenbauer übernehmen, erläutert der Partner bei der Beratung Oliver Wyman, Thomas Kautzsch. - (Bild: Oliver Wyman)

Herr Kautzsch, werden die Übernahmen deutscher Maschinenbauer durch chinesische Firmen andauern?
Ich glaube schon. Es gibt eine Logik, die aus Sicht einzelner Firmen und aus Sicht von China sinnvoll ist. Wenn man China als Wirtschaftssystem betrachtet, hat das Land riesige Kapitalüberschüsse: dreitausend Milliarden US-Dollar an Währungsreserven. Diese werden bei der US-Notenbank und in anderen Wertpapieren gehalten.

Irgendwann geht diese Niedrigzinsphase jedoch zu Ende und das führt dazu, dass diese Wertpapiere im Preis verfallen und es möglicherweise auch zu größeren Wäh­rungsverschiebungen kommt. Das macht die Situation für China nicht leicht.

Wie könnte China reagieren?
Unter Umständen ist es für die Chinesen eher sinnvoll, realwirtschaftliche Assets zu erwerben. Das macht aus Makrosicht Sinn und entlastet die Währung. Für einzelne Firmen ergeben Übernahmen einen Sinn, weil sie in ihrem Heimatmarkt langsam an Wachstumsgrenzen stoßen. Sie  müssen sich stärker international orientieren.

Typischerweise haben viele chinesische Firmen auf dem internationalen Markt drei Probleme: Erstens ist die Technologie nicht gut genug für einige der Exportmärkte. Zweitens ist die Marke nicht gut genug. Und drittens  können viele Firmen nicht die Heterogenität der Märkte abbilden, weil sie einen großen homogenen Heimatmarkt gewohnt sind. Die chinesischen Firmen haben auch keine geeignete Vertriebs- und Serviceorganisation für die Bedienung entfernt liegender Exportmärkte. Diese Märkte müssen verstanden werden und eine entsprechende Organisation aufgebaut werden. Das würde Jahrzehnte dauern.

Deswegen ist es für chinesische Firmen sinnvoll, primär einen westeuropäischen oder amerikanischen Player zu kaufen, der genau diese Anforderungen erfüllen kann.

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