Ulrich Kromer von Baerle, Geschäftsführer der Landesmesse Stuttgart GmbH

Ulrich Kromer von Baerle war seit Jahr 2001 Geschäftsführer der Landesmesse Stuttgart GmbH. - (Bild: Messe-Stuttgart)

„Mit Ulrich Kromer verabschieden wir heute eine Persönlichkeit in den Ruhestand, die fast zwei Jahrzehnte die Landesmesse Stuttgart entscheidend geprägt hat. Getragen von einem großen Gestaltungswillen hat er die Messe Stuttgart konzeptionell weiterentwickelt, mit viel Leidenschaft weit über die Landesgrenzen bekannt gemacht und dadurch die Weichen für eine weiterhin erfolgreiche Zukunft gestellt“, betonte Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, anlässlich des Neujahrsempfangs der Messe Stuttgart. In diesem Rahmen wurde Kromer bereits offiziell vor rund 1.800 Gästen verabschiedet.

Das Highlight in den Jahren von Kromers Wirken sei die offizielle Eröffnung der neuen Messe Stuttgart am 19. Oktober 2007 gewesen. „Wann hat ein Messechef schon mal den amtierenden Bundespräsidenten zu Besuch? Das war schon ein beeindruckender Tag, als Bundespräsident Horst Köhler unser Messegelände am Stuttgarter Flughafen eröffnet hat“, gibt Ulrich Kromer zu.

Neues Messegelände war überfällig

Es habe viele Widerstände gegen den Bau auf den Fildern gegeben. Aber ein neues, zeitgemäßes und größeres Messegelände sei längst überfällig gewesen in einer prosperierenden Wirtschaftsregion wie Baden-Württemberg und besonders im Raum Stuttgart. Die Beschwerden der heimischen Industrie, die sich ein ihrer Wirtschaftskraft angemessenes Schaufenster für ihre Maschinen und Produkte im Land gewünscht hatten, seien immer lauter geworden.

Ulrich Kromer nahm im Januar 2001 als Geschäftsführer und Nachfolger von Dr. Walter Gehring seine Arbeit für die Messe Stuttgart auf. In dieser Funktion konnte er bei der Planung und dem Bau des neuen Messegeländes, seiner Logistik-Abläufe und der Dienstleisterauswahl aktiv mitwirken.

Gemeinsam mit der Projektgesellschaft Neue Messe (ProNM) habe Kromer als Bauherr das Projekt Neue Messe Stuttgart, für das sein Vorgänger bereits die Weichen gestellt hatte, mit vorantreiben können. Der Umzug selbst, mit der feierlichen Eröffnung, habe den Abschluss dieses Mammutprojektes gebildet. „Das erlebt man in der Regel nur einmal im Leben. Ich durfte bereits mit der Messe Leipzig an einen neuen Standort umziehen“, so Kromer schmunzelnd.

Doppelt so viel Fläche

Der nächste Schritt war der Bau eines Verwaltungsgebäudes für die Mitarbeiter, die seit 2008 ihre Büros gegenüber den Messehallen an der großen Messepiazza haben. Der alte Messestandort auf dem Killesberg war damit Geschichte.

„Mit dem Umzug auf das neue Gelände standen uns 105.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung und damit doppelt so viel wie auf dem Killesberg mit seinen rund 50.000 Quadratmetern. Gleich in den ersten beiden Jahren konnten mit der CMT, der weltweit größten Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit, und der AMB, internationale Ausstellung für Metallbearbeitung, alle Hallen komplett belegt werden. Unser Anspruch musste aber sein, diese Fläche dauerhaft zu füllen. Und wir wollten internationaler werden, sowohl bei den Ausstellern, als auch bei den Besuchern, um wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben“, erklärt Kromer rückblickend.

Die Messen am Standort Stuttgart hätten bei der Internationalität der Aussteller und Besucher unter der Ägide Kromer deutlich zugenommen. Dazu sei intern umstrukturiert worden. Außerdem seien Fachbereiche gebildet worden, in denen Messen mit ähnlicher Thematik zusammengefasst wurden, für bessere Kundenansprache und individuelleren Kundenservice.

In aller Munde: Das Bosch-Parkhaus

Kromer zeichnete verantwortlich für die Bereiche Industrie & Technologie, Wirtschaft & Bildung, Gastveranstaltungen/ICS, MARKOM sowie Technik/Infrastruktur. Vor der Neuordnung des Messegeschäftes war er aber auch zuständig für die Publikumsmessen, von denen insbesondere die CMT und die Retro Classics ein Begriff in ihren Branchen sind.

Das Erscheinungsbild der Messe und auch des Messelogos wurden überarbeitet um Aufbruchstimmung zu signalisieren. Schließlich habe Kromer mit der Einführung von Hallen-Marketingpartnerschaften eine innovative Idee gehabt, um die die Messe Stuttgart von anderen Messeplätzen beneidet werde. „Das Bosch-Parkhaus ist heute in aller Munde. Sowohl Bosch, als auch die Messe Stuttgart, sind stolz auf diese Kooperation“, freut sich Kromer.

Das L-Bank Forum, die Oskar Lapp Halle, die Alfred Kärcher Halle, der Rothaus Park, die Schenker Allee, die Paul Horn Halle, die Jaques Lanners Halle, die Ikono VIP-Lounge und die Mahle Halle sollten folgen. Alle diese Marketingpartnerschaften hätten Geld in die Kassen der Messe Stuttgart und der ProNM gespielt, das gewinnbringend investiert werden konnte.

Unternehmerisches Risiko

Ein großer Coup sei Kromer mit der Ansiedelung der Industriemessen des Messeveranstalters P. E. Schall gelungen, der auf der Suche nach einem neuen, größeren Messeplatz war. Man sei sich handelseinig geworden und er sei seitdem der größte Gastveranstalter auf dem Stuttgarter Messegelände.

Kromer habe zudem an der Neuentwicklung und der Akquise weiterer namhafter Messen und Kongresse wie der Logimat, Fastener Fair, Lasys, Moulding Expo, Castforge, T4M, In.Stand, IKA/Olympiade der Köche, Gelatissimo oder der Dach + Holz mitgewirkt. Nicht immer seien die neuen Projekte erfolgreich verlaufen, aber auch das gehöre für Kromer zum unternehmerischen Risiko.

„Man muss auch etwas wagen, um Erfolg zu haben. Ohne Mut zu neuen Themen, kann man einen Messeplatz nicht voranbringen.“ Ein besonderes Veranstaltungshighlight sei für Kromer der ThyssenKrupp Ideenpark 2008 gewesen, der für begeisterte Besucher gesorgt hatte. „Insgesamt konnten das Gastveranstaltungsgeschäft stetig weiter ausgebaut werden und macht zwischenzeitlich rund 30 bis 40 Prozent unseres Gesamtumsatzes aus, je nach Messejahr“, berichtet Kromer.

Unter den Top 10 der deutschen Messeplätze

Was niemand so schnell erwartet habe, sei bereits 2010, gut zwei Jahre nach dem Umzug auf das neue Messegelände, eingetreten. „Wir hatten unser Zehnjahresziel erreicht und die Messe Stuttgart damit unter die Top 10 der deutschen Messeplätze gehoben“, sagt Kromer. „Seit dem Umzug konnte der Umsatz gegenüber dem Killesberger Messegelände nahezu verdreifacht werden. Er liegt nun bei rund 180 Millionen Euro in den veranstaltungsstarken, geraden Jahren und Stuttgart damit auf Platz acht aller Messeplätze deutschlandweit." International sei es gelungen, im Ausland erfolgreiche Satellitenmessen der Stuttgarter Muttermessen zu installieren, wie beispielsweise eine R+T Asia. Doch es habe auch Rückschritte bei diesen Bestrebungen gegeben. „Unser ehemals sehr erfolgreiches Iran-Geschäft mussten wir aufgrund der politischen Großwetterlage leider vollständig einstellen.“

Am Standort Stuttgart selbst wurde im Januar 2018 mit der Paul Horn Halle die zehnte Messehalle in Betrieb genommen und die Ausstellungsfläche der Messe Stuttgart auf 120.000 Quadratmeter erweitert. Dringend benötigte Fläche, die gleich im ersten Jahr von diversen Eigen- und Gastmessen komplett belegt worden sei und der Messe Stuttgart einen neuen Rekordumsatz beschert habe.

Für die Zukunft der Messe Stuttgart habe Kromer ebenfalls schon vorgesorgt. Viele Partnerverträge für Messen seien bis in die 2030er Jahre hinein verlängert worden. „Damit ist eine Auslastungssicherheit auch in den Folgejahren gewährleistet“, freut sich Kromer.

Einen Masterplan für 2025 habe er ebenfalls mit aufgestellt. „Es geht darin im Wesentlichen um den weiteren Ausbau des Messegeländes mit einer Halle 11, einem zusätzlichen Kongressgebäude und mehr Parkplätzen“, fasst Kromer zusammen. Sehr wichtig sei ihm auch, dass das Verhältnis zu den Nachbarn am Standort sowie zu den Gesellschaftern und Partnern gut sei. „Man kann nur im guten Einvernehmen mit den beteiligten Partnern wachsen und für alle gute Ergebnisse erzielen“, ist Kromer überzeugt.

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