Roboter-Erzieher, Video-Berater und Simplizitäts-Experten: Die Digitalisierung schafft neue Jobs – und alte ab. Auch und gerade im produzierenden Gewerbe

Roboter-Erzieher, Video-Berater und Simplizitäts-Experten: Die Digitalisierung schafft neue Jobs – und alte ab. Auch und gerade im produzierenden Gewerbe. - (Bild: Pixabay)

Der Produktionshelfer, wie wir ihn kennen, verschwindet mit dem Siegeszug der Automation immer mehr aus den Werkshallen. Genauso wird es Kassiererinnen treffen. Amazon hat unlängst den ersten kassenfreien Supermarkt eröffnet. Sensoren und Kameras registrieren, was Kunden aus dem Regal nehmen. Bezahlt wird per App. Natürlich werden Computer Menschen ersetzen, zu Recht haben viele Leute Angst davor. Vor allem ungelernte Arbeitskräfte, die einfache Tätigkeiten ausüben, werden durch intelligente Systeme ersetzt, prognostizieren Experten. Die gute Nachricht: Es entstehen fast täglich neue Berufe.

Roboter-Berater und -Erzieher

Der Roboter- oder IT-Erzieher kombiniert Wissen aus Informatik, Ethik und Gesellschaft. Er vermittelt also gesunden Menschenverstand an Rechner und Roboter. Denn Programme können nur so gut sein, wie sie mit Wissen versorgt und erzogen werden, wie Ivo Körner von IBM Deutschland auf einem Fraunhofer-Symposium erklärt. Sobald Systeme mit Menschen interagieren, wie etwa in der Gastronomie oder in einer Montagehalle, sollten sie Umgangsformen kennen und anwenden können. Ein Beruf mit Zukunft: Wenn in Einwanderungsländern wie Deutschland Kulturen aufeinander treffen, wächst der Bedarf an Verhaltenskodexen rapide an.

In Zukunft schaffen sich viele Haushalte Roboter an. Die kochen dann oder putzen, mähen den Rasen und kümmert sich um Opa, Hunde und Katzen. Um den richtigen Assistenten zu finden, konsultieren wir zukünftig Roboter-Berater. Dieser analysiert Bedürfnisse und kennt die unterschiedlichsten Modelle. Dazu bleiben sie auf dem neusten Stand der Technologie, um bei der Auswahl optimal helfen zu können. Das prognostizieren die Macher einer Studie der kanadischen Stiftung für Bildungsförderung.

Tele-Mediziner und Video-Berater

Eric Boos von Snapview
Eric Boos von Snapview. - (Bild: Snapview)

Kein Termin beim Facharzt möglich? In naher Zukunft reicht eine App. Denn aktuell ändern sich die Regeln: Ärzte sollen mehr und aktiver über Videosprechstunden Patienten beraten. Das ist notwendig, weil vor allem in ländlichen Regionen immer mehr Praxen schließen – Landarzt zu werden gilt bei Medizinstudenten als weniger attraktiv, als etwa in einer Klinik oder Großstadt zu arbeiten. Pfiffige Firmen bieten schon heute Sprechstunden bei Tele-Medizinern an, die über eine Videoschaltung diagnostizieren und Therapien empfehlen. Technik-affine Hausärzte ziehen nach.

Ganz ähnlich sieht es in Produktionsbetrieben aus. Nicht immer lohnt sich der Besuch beim Kunden vor Ort. Egal ob Service-Techniker oder Außendienst: Hohe Reisekosten und Stau-Zeit auf der Straße, fressen Budgets auf.

„Sinnvoller ist es daher, in digitale Kundenbeziehungen zu investieren“, sagt Erik Boos von Snapview aus München. Der Geschäftsführer beobachtet, dass nach Finanzwelt und Reisebranche nun auch Medizin- und Maschinenbau-Unternehmen auf virtuelle Beratungen umsatteln. „Dabei gilt es die Mehrkanalfähigkeit zu trainieren, damit jeder Klick sitzt“, wie Boos erläutert.

E-Commerce- und Einfachheits-Experte

Ivo Körner von IBM Deutschland
Ivo Körner von IBM Deutschland. - (Bild: IBM)

Zum Herbst führen die IHKs einen neuen Ausbildungsgang zum Kaufmann/-frau im E-Commerce ein. Der Onlinehandel ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken und macht einen großen Teil unseres Lebens aus. Die Ausbildung zum E-Commerce-Kaufmann schließt die Lücke, die es bisher in der Onlinebranche gab.

Nach drei Jahren glänzen Gesellen durch kaufmännisches Know-how, wissen wie Online-Shops technisch funktionieren und kennen bestimmte Kniffe des Web-Marketings, die es Händler erleichtern ihre Produkte im Netz zu verkaufen. Arbeitsplätze finden sich bei Versicherungen, Verlagen oder bei Obi.

Experten für Simplizität haben einen hoch-komplexen Job: Sie sind Mathematiker und Manager. Oft kennen sie sich auch in Soziologe oder Psychologe aus und verfügen über Designkenntnisse. In Organisationen und Betrieben vereinfachen sie komplizierte Abläufe auf ein simples Mindestmaß.

Sie können Arbeitsgänge lesen und haben den Mut auch gegen Widerstände Prozesse zu verschlanken – das ist der Kern ihres Jobs. Wie ein Bildhauer, der störendes Gestein wegschlägt, machen sie aus 14 Prozessschritten fünf und 200 Stunden Arbeit verschlanken sie auf 45.

Wer noch mehr über neue Berufe wissen will, findet hier die „Top-Jobs 2030“ der kanadischen Bildungsförderer: https://careers2030.cst.org/

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