Krieg, ROI

Ulrich Krieg ist seit 2006 Partner bei der ROI Management Consulting AG. Seine Beratungsschwerpunkte liegen in der Reorganisation und Geschäftsprozessoptimierung sowie im Projekt- und Programmmanagement für internationale IT-Projekte. - (Bild: ROI)

Speziell die neuen und digital angepassten Geschäftsmodelle stellen deutlich höhere Anforderungen an Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Schnelligkeit.

„Dabei verändern sich die Vertriebswege in Richtung Plattformen und Portale, mit denen kleinteiligere und kundenindividuellere Logistikdienstleistungen entstehen“, erklärt Ulrich Krieg, Partner bei der ROI Management Consulting AG aus München. Um Supply Chains für die neuen Herausforderungen zu rüsten, zeichnen sich derzeit eine Reihe von Technologietrends ab, die dabei helfen. Hier kommen die fünf Wichtigsten:

1. Prädiktive Analyse und KI – etwa für eine verlässlichere Prognose der Kundennachfrage

Die Verwendung von Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Machine und Deep Learning zum Beispiel auf Basis neuronaler Netze trägt zu einer deutlich verlässlicheren Vorhersagefähigkeit in der Supply Chain bei. Indem Planungssysteme zum Beispiel im Bereich Absatz-, Produktions- und Beschaffungsplanung selbst aus Daten lernen, werden Prognosen perspektivisch immer exakter.

Ein Ziel ist es beispielsweise, künftig bereits schon auf Basis der Vorhersagen die Kommissionierung von Waren anzustoßen, um eine deutlich schnellere Auslieferung zu ermöglichen. Dieser Trend ist besonders für Unternehmen im B2C-Geschäft wesentlich, die viele Lieferungen an Endkunden tätigen und gut in der Lage sind, Daten am Point of Sale zu erheben. „Je genauer die Vorhersage, desto größer die Vorteile beispielsweise bei der Optimierung der Lagerhaltung oder des Lieferservices“, so Krieg.

2. Mobile Endgeräte und Augmented Reality unterstützen den Logistiker

Noch ist Augmented Reality – also der Einsatz von zum Beispiel Datenbrillen, die die betrachtete Realität um zusätzliche Informationen erweitern – in Logistik und Kommissionierung wenig verbreitet. Autohersteller und große Zulieferer gehören hier zu den Early Birds. Für die Breite der Produzenten werden Wearables und Augmented Reality zu Schwerpunktthemen der kommenden Jahre, meint Ulrich Krieg: „Mittlerweile hat die Technologie die nötige Reife erlangt und es gibt gerade in der Logistik viele schöne, einfache Lösungen, die sich schnell nutzen lassen und nicht viel kosten“.

Sowohl im Bereich der Wearables, wie zum Beispiel ein Scanner am Armband, der Informationen automatisiert erfasst, als auch bei den Datenbrillen lassen sich gute Use Cases gestalten, die sich leicht, am besten Bereich für Bereich, umsetzen lassen. Der Nutzen liegt gut messbar in Effizienzsteigerungen: Vor allem fallen damit viele nicht wertschöpfende Buchungsvorgänge weg. Je nachdem, wie weit das Thema getrieben wird, kann durch die Verbindung von Datenbrille und dem Logistiksystem jeder Prozessschritt gegengeprüft werden: Zum Beispiel, um sicherzustellen, dass die richtige Ware oder die richtige Menge entnommen wurden. Das Ergebnis: höhere Geschwindigkeit und Qualität, weniger Fehler.

3. Intelligente, vernetzte Sensorik und Lokalisierungstechnologien ermöglichen die Überwachung und Steuerung der Prozesse

Lokalisierungstechnologien oder energieautarke Sensoren im Internet der Dinge, die im Low Power Wide Area Network (LPWAN) funken, erhöhen die Supply-Chain-Transparenz massiv. Viele Unternehmen kämpfen damit, dass der genaue Standort oder Lagerort von Produkten, Bauteilen oder Ladungsträgern nicht eindeutig auf Knopfdruck klärbar ist. Hier wurde traditionell viel Zeit und manuelle Arbeit in die Identifikation und Suche gesteckt.

Indem Komponenten und Produkte heute mit zusätzlichen Sensoren ausgestattet werden, lässt sich nicht nur ihr Standort über GPS verfolgen, sondern auch weitere Parameter überwachen. Dazu gehört die Messung von Temperatur, Druck oder Feuchtigkeit – Faktoren, die darüber entscheiden, ob ein Produkt im korrekten Zustand seinen Zielort erreicht. In der Luftfahrt ist es beispielsweise bereits verbreitet, dass beim Transport von Flugzeugteilen der Container engmaschig überwacht wird, um den perfekten Zustand der Teile sicherzustellen.

„Mit diesen Technologien lässt sich die Supply Chain deutlich besser und agiler steuern: Bestände können knapper gehalten werden, Engpässe lassen sich frühzeitig antizipieren und es ist bereits im Vorfeld klar, ob eine Lieferung brauchbar ist oder nicht“, meint ROI-Experte Ulrich Krieg. Zugleich lasse sich Missbrauch besser managen, weil immer klar sei, ob ein Item am falschen Ort oder verschwunden ist.

4. Blockchain-Technologie macht Lieferbeziehungen sicherer und transparenter

Zwar ist der Einsatz von Blockchain-Technologie noch nicht weit verbreitet, große OEMs wie Volkswagen oder Daimler erkunden das Thema jedoch intensiv für unterschiedlichste Bereiche. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt dabei auf dem Nutzen der Distributed-Ledger-Technologie für sichere Verträge und mehr Transparenz in den Lieferketten, Stichwort Rückverfolgbarkeit. Durch die Blockchain könnten alle Informationen, die für Rückrufaktionen relevant sind, in einer durchgängigen, nicht manipulierbaren Kette gespeichert sein – zum Beispiel mit Blick auf die Zustände des Produkts mittels Sensorik.

Die größte Hürde ist derzeit die Komplexität der Technologie. Zudem gibt es verschiedene Ansätze wie IOTA oder MOBI. „Für eine übergreifende Umsetzung in einer Lieferkette müssten sich die Beteiligten einig werden – das ist traditionell schwierig. In Branchen wie der Autoindustrie ist davon auszugehen, dass die Großen das Thema treiben und die Kleinen nachziehen müssen“, stellt Krieg fest.

5. Intelligente Ladungsträger und fahrerlose Transportsysteme ermöglichen automatisierte und autonome Materialströme

Autonome Transportsysteme werden immer leistungsfähiger, zugleich aber auch für kleinere Unternehmen immer günstiger in der Anschaffung. Sie tragen erheblich zur Automatisierung in der Standortlogistik bei. „Diese Projekte laufen nicht unter ‚schöner wohnen‘, sondern rechnen sich oft ganz klar im Business Case. Mit fahrerlosen Transportsystemen und intelligenten Ladungsträgern kann Logistikpersonal eingespart und das Abholen und Einlagern von Material optimiert werden“, so Ulrich Krieg. Hier schließt sich nahtlos der Einsatz kooperierender Roboter (Cobots) an, die zum Beispiel an der Schnittstelle zwischen Produktionslinien und Transportsystemen die Be- und Entladeprozesse unterstützen können.

Für große Unternehmen stellt sich in diesem Umfeld die Herausforderung, mit zunehmend heterogenen FTS-Landschaften klarzukommen. Hier zeichnet sich ein Trend ab, Plattformen als eine übergreifende Schicht zu entwickeln, mit denen sich sämtliche Transportsysteme in den Werken herstellerunabhängig verwalten und steuern lassen.

Bewerben Sie sich mit Ihrer Idee zur Smart Factory oder Smart Supply Chain für den Industrie 4.0 Award

Seit 2013 evaluiert ROI Management Consulting in einem aufwendigen Prozess die Bewerber für die Vergabe des Industrie 4.0 Awards. Gemeinsam mit der Fachzeitung „Produktion“ findet dann die Prämierung der jeweiligen Gewinner statt.

In diesem Jahr können Unternehmen sich erstmals vollständig digital bewerben, um für die wichtigste Industrie-Auszeichnung Deutschlands anzutreten. Die Bewerbung ist noch bis zum 28. Juni 2019 möglich.

www.industrie40award.de

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