In Fabrikgebäude bringt ein Roboter ein fertiges Hausmodul zum Gebäude

Zusammenarbeit zwischen Porsche Consulting und ABB Robotics zur Transformation der Bauindustrie: In Zukunft sollen fertige Hausmodule in Fabriken entstehen. (Bild: Porsche Consulting GmbH)

ABB Robotics und Porsche Consulting haben ihre Zusammenarbeit mit dem Ziel einer verstärkten Automatisierung in der Bauindustrie bekanntgegeben. Über ein Pilotprojekt sollen innovative Verfahren im modularen Wohnungsbau vorangetrieben werden. Die Kooperation soll dazu beitragen, den Bedarf an bezahlbaren und nachhaltigen Wohngebäuden zu decken und die Umweltbelastung durch das Bauwesen zu reduzieren – unter Berücksichtigung des weit verbreiteten Mangels an Fachkräften und Arbeitskräften.


„Die Bauindustrie steht vor zahlreichen Herausforderungen. Hochautomatisierte Gebäudefabriken sind geeignet, qualitativ hochwertigere und erschwinglichere Wohnungen zu liefern. Durch die Kombination der führenden Roboterlösungen von ABB und dem Know-how von Porsche Consulting in der Planung und im Betrieb modernster Fabriken wollen wir zum Wandel in dieser wichtigen Branche beitragen“, erklärt Eberhard Weiblen, der Vorsitzende der Geschäftsführung von Porsche Consulting.

Fertigungsprozess für modulare Komponenten automatisieren

„Wir sehen ganz klar die Möglichkeit, diesen Sektor und die Art und Weise des Wohnungsbaus zu verändern, indem wir den Fertigungsprozess für modulare Komponenten automatisieren“, fügt Marc Segura, Leiter der Robotics-Division von ABB, hinzu. „Eine intensivere, intelligentere Automatisierung ist die Antwort auf den um sich greifenden Arbeitskräftemangel, und diese Zusammenarbeit wird die Produktivität steigern, mehr Individualisierung sowie nachhaltigeres und effizienteres Bauen ermöglichen.“

Das Baugewerbe ist in der Regel besonders von Arbeitskräftemangel betroffen, was den Wohnungsmangel in vielen Ländern noch verschärft. In den Vereinigten Staaten wird der Bedarf an fast vier Millionen Wohnungen auf den Arbeitskräftemangel zurückgeführt. In Deutschland wird bis zum Jahr 2030 in 35 Städten mit einem Mangel an Wohnraum gerechnet.

Effizienzsteigerung durch modulare Bauweise

Der herkömmliche Bausektor kann der Nachfrage nach neuen Wohngebäuden kaum noch gerecht werden. Zugleich müssen die Umweltverträglichkeit und Effizienz der Gebäude verbessert werden und es braucht nachhaltigere Bauformen. Hierbei ist auch die Verringerung des Materialtransports zur Baustelle sowie die Beseitigung von Kosten und Folgen der Entsorgung unnötiger Materialien und Abfälle bedeutend. Schätzungen zufolge umfasst dies bis zu 25 Prozent der Materialien, die zur Baustelle transportiert werden.

Ziel der Modulbauweise ist die Steigerung der Effizienz durch Verringerung der Materialverschwendung und Minimierung der Ausfalltage aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen. Fabriken bieten auch eine sicherere und angenehmere Arbeitsumgebung, da Bauarbeiter im Vergleich zu anderen Branchen einem etwa 30 Prozent höheren Verletzungsrisiko am Arbeitsplatz ausgesetzt sind und das Risiko tödlicher Unfälle bei ihnen viermal höher ist.

Video: Wie ABB-Roboter Wandpaneele fertigen

Automatisierter modularer Hausbau

Auch Kuka ist in diesem Bereich bereits aktiv. Der Automatisierungsspezialist kooperiert mit Gyropus, einem deutsch-österreichischen Unternehmen für nachhaltiges und serielles Bauen.

Im Werk Richen bei Heilbronn baut Kuka für das Unternehmen eine hochautomatisierte Fertigungsanlage für Haus-Module aus Holz. Dabei liefert Kuka eine schlüsselfertige, flexible Anlage und integriert 45 Roboter und 12 AGVs (Automated Guided Vehicle). Bei einem Automatisierungsgrad von bis zu 86 Prozent ist Gropyus mit der neuen Fertigungslinie in der Lage, ein Wandelement in 17 Minuten zu produzieren. Ein Deckenelement ist bereits nach 16 Minuten hergestellt.

Video: Mehr zum automatisierten modularen Hausbau

Bisher wenige Roboter im Baugewerbe

Das Baugewerbe hinkt anderen Branchen hinterher, wenn es um die Einführung von Automatisierung und Robotik geht. Laut einer weltweiten Umfrage, die von ABB unter 1.900 großen und kleinen Bauunternehmen in Europa, den USA und China in Auftrag gegeben wurde, setzen nur 55 Prozent der Unternehmen Roboter ein. Im Vergleich dazu verwenden 84 Prozent der Unternehmen in der Automobilindustrie und 79 Prozent in der Fertigung solche Technologien. Darüber hinaus ergab die Umfrage, dass 81 Prozent der befragten Bauunternehmen in den kommenden zehn Jahren den Einsatz von Robotern und Automatisierung planen oder intensivieren werden.

„Wir wissen, wie wichtig nachhaltiger Wohnungsbau ist, und sind überzeugt, dass der Transfer von Technologie und Know-how in den Bausektor die gleichen positiven Auswirkungen haben wird, wie wir sie in anderen Branchen gesehen haben“, fügt Eberhard Weiblen von Porsche Consulting hinzu.

„Wir werden unsere Planungen realisieren und demonstrieren, wie der Einsatz von Robotern im modularen Wohnungsbau dazu beitragen kann, die gesellschaftlich notwendigen Veränderungen zu unterstützen. Der gemeinsame Ansatz wird die modulare Bauweise in Bezug auf Qualität, Effizienz, Konstruktion und Nachhaltigkeit auf ein neues Niveau heben“, so Marc Segura von ABB.

Quellen: Porsche, Kuka

 

Wissen, was die Industrie bewegt!

Newsletter-Produktion

Alles zu Industrie 4.0, Smart Manufacturing und die ganze Welt der Technik.

Newsletter gratis bestellen!

Sie möchten gerne weiterlesen?