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Mit 1.800 Unternehmen und 33.000 Beschäftigten ist der Maschinen- und Anlagenbau die größte Industriebranche Estlands mit einer Tradition seit den 1870er Jahren. (Bild: Radius Machining)

Ob präventive Wartung, Predictive Analytics, Smart Factory, autonomer Transport oder Prozessautomatisierung – estnische Unternehmen sind in vielen Industrien Entwicklungspartner für deutsche und europäische Unternehmen. Der DESI, der EU-weite Digital Economy and Society Index, sieht Estland zusammen mit Finnland und Schweden als am weitesten fortgeschritten, mit ihrem Humankapital den Bedarf der digitalen Transformation in Deutschland und Europa zu decken. Besonders kleinen und mittleren Unternehmen des deutschen Mittelstands fehlen hierfür geeignete Mitarbeiter.

Estland, so groß wie Niedersachsen, gilt als das digitalste Land der Welt. Nach der Digitalisierung des Verwaltungswesens in den 90er Jahren mit dem so genannten „Tiigrihüpe“, dem Tigersprung-Programm, folgte die digitale Transformation des Bildungswesens sowie weiter Teile der Industrien, etwa die Fertigungsindustrien, inklusive der Auftragsproduktion.

„Estnische Hersteller sind agil in der Umsetzung neuer Lösungen und Technologien für digitalisierte Prozesse in der Produktion und Administration“, sagt Leana Kammertöns, Export Advisor bei der Wirtschaftsförderung Enterprise Estonia. Durch ihre große Fertigungstiefe können sie hochkomplexe Lösungen hervorbringen, etwa in Entwicklung, Produktion und Lohnfertigung sowie Beschaffung und Lieferketten-Management.

Ein Beispiel dafür, internationale Unternehmen mit ihren hohen Qualitätsstandards zu bedienen, ist Radius Machining OÜ aus Peetri, ein Auftragshersteller spezialisiert auf serielles CNC-Fräsen, -Drehen und Baugruppenmontage verschiedener Werkstoffe. Das Unternehmen fertigt maßgeschneiderte Komponenten für zahlreiche Branchen – von Medizintechnik über Lebensmittel-, Schwer- und Raumfahrtindustrie bis zur Verteidigung. Zu den Kunden zählen internationale Unternehmen wie ABB, Koenig & Bauer, Bronto Skylift oder CERN. Neben dem skandinavischen Markt spielt der deutsche eine zunehmend wichtige Rolle.

Deutscher Markt um das Dreifache gewachsen

Eva Laanemäe, Leiterin der DACH-Region von Radius Machining
Eva Laanemäe, Leiterin der DACH-Region von Radius Machining (Bild: Radius Machining)

„2022 hat sich das Geschäft mit deutschen Unternehmen verdreifacht“, sagt Eva Laanemäe, Leiterin der DACH-Region von Radius Machining. „Das umfasst einfache sowie komplexe Teile. Besonders in den Komplettlösungen aus einer Hand liegt für die Kunden großer Mehrwert.“ Dazu zählen zum Beispiel hydraulische Komponenten für die Baumaschinen und die Agrartechnik; hierfür liefert Radius Hydraulics, das Schwesterunternehmen von Radius Machining, spezifische Schlauch- und Rohrsätze zu, die zu komplexeren Endprodukten montiert werden. Zusätzlich erfüllt ein breites Netzwerk qualifizierter Partner auch spezielle Anforderungen wie Laserschneiden oder Oberflächenbehandlung der Werkstücke.

Die große räumliche Nähe zu Deutschland bei fast identischer Zeitzone vereinfacht die Zusammenarbeit erheblich. Die kurzen Lieferwege und -zeiten sind effizient, und die EU-weit identischen Gesetze sorgen für Rechtssicherheit. „Als Familienunternehmen verspüren wir auch eine große Nähe zur mittelständischen Mentalität und ihrer Werte, etwa der beiderseitigen Synergie einer langjährigen Kunden-Zulieferer-Beziehung“, so Laanemäe.

IoT-gestützte Steuerung aller Unternehmensprozesse verkürzt Reaktionszeit

„Radius Machining ist eine Produktion, in der keine Werkzeugmaschine ohne Computersteuerung und Programmierung startet“, erläutert Eva Laanemäe. Die CNC-Maschinen (computer numerical control) fertigen automatisch Werkstücke mit hoher Präzision auch für komplexe Formen, auch in großer Serie. „Radius übernimmt den gesamten Projektmanagementprozess von der Produktion oder Bestellung der erforderlichen Komponenten bis zur Montage und dem Transport von Komponenten“, so Laanemäe.

Um Abläufe und Strukturen stetig zu verbessern und schnell auf veränderte Umfeldbedingungen bei Kunden oder Lieferanten zu reagieren und sich anzupassen, nutzt Radius ein ERP-System (Enterprise Resource Planning) zur Steuerung aller Prozesse im Unternehmen. Verbunden mit einer IoT-Plattform lassen sich auch Prognosen erstellen und Trends erkennen. „Teil des ERP-Systems ist ein VMI-Programm, also Vendor Managed Inventory, das datengestützt die Lagerbestände für Kunden verwaltet und bei Unterdeckung eine automatisierte Nachproduktion auslöst und die vereinbarten Lagerbestände wieder auffüllt“, sagt Eva Laanemäe.

Ein Industrieroboter mit einer Tragfähigkeit von 90 kg wird demnächst die automatisierten CNC-Drehmaschinen höchst effizient mit Komponenten versorgen
Ein Industrieroboter mit einer Tragfähigkeit von 90 kg wird demnächst die automatisierten CNC-Drehmaschinen höchst effizient mit Komponenten versorgen (Bild: Radius Machining)

Offen für Business mit deutschen Kunden

Porträt Leana Kammertöns
Leana Kammertöns, Export Advisor bei Enterprise Estonia. (Bild: Enterprise Estonia)

Der Maschinenbau spiegelt deutlich Estlands Status als die führende digitale Nation wider. Mit 1.800 Unternehmen und 33.000 Beschäftigten ist der Maschinen- und Anlagenbau die größte Industriebranche Estlands mit einer Tradition seit den 1870er Jahren. Etwa 80 Prozent der Industrieleistung gehen heute in den Export. Estnische Maschinenbauunternehmen haben sich auf den globalen Märkten als zuverlässige und ideenreiche Partner etabliert.

"Estland ist offen für Business mit deutschen Kunden", sagt Leana Kammertöns. "Das Maschinenbau-Ökosystem ist international ausgerichtet und produziert zu wettbewerbsfähigen Kosten". Verglichen mit Deutschland sind die Durchschnittslöhne ein gutes Drittel geringer.

Die deutschsprachige Website www.tradewithestonia.com/de zeigt weitere Fallstudien zur Zusammenarbeit mit der estnischen Maschinenbau- und Elektronikindustrie. Für die direkte Ansprache stehen Radius (eva@radius.ee), Leana Kammertöns (leana.kammertons@estonia.eu) oder die Büros der estnischen Wirtschaftsförderung in Nürnberg und Berlin zur Verfügung.

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