Sowohl bei Airbus als auch bei Boeing ist die Zahl der Flugzeugbestellungen im laufenden Jahr (2019) stark gesunken. Diese Statista-Grafik zeigt die Netto-Bestellungen inklusive Stornierungen. Während bei Airbus immerhin noch 127 Aufträge eingingen, verzeichnet Boeing ein Minus von 84 Maschinen. Grund dafür sind vor allem die vielen Stornierungen beim Modell 737 (Minus 184 Bestellungen).

Geopolitische Krisen und auch die schwächelnde Weltwirtschaft lassen viele Fluggesellschaften vorsichtiger werden, meinen Experten. Das spiegelt sich auch in ihren Bestellungen wieder: Häufig wechseln sie doch noch zu anderen Modellen, verschieben die Auslieferungen oder stornieren gleich ganz.

Für Airbus und Boeing besteht bisher aber noch kein Grund zur Sorge. In den Auftragsbüchern beider Flugzeugbauer befinden sich noch so viele offene Aufträge, dass die Produktion für die kommenden Jahre gesichert ist.

Überraschung: Airbus erhält Rekordauftrag

Das kam unerwartet: Nur einen Tag vor der Bekanntgabe seiner Neunmonatszahlen verkündet Airbus einen Rekordauftrag. Stolze 300 Flugzeuge der A320neo-Familie wurden bestellt - alle von der indischen Billigairline IndiGo. Geordert hat der Billiganbieter aber nicht nur die Kurz- und Mittelstreckenversion, sondern auch noch die aufgewertete A321XLR, wie das Handelsblatt berichtet.

Das Timing dieser Mega-Bestellung ist perfekt für den Airbus-Chef Guillaume Faury. Diese Botschaft macht sich natürlich gut bei der Verkündung der Zahlen, denn eigentlich stockte der Bestelleingang seit Anfang des Jahres, wie obige Bildergalerie belegt.

Außerdem rückt Airbus dank der IndiGo-Bestellung wieder näher an den Vorjahreswert heran. Darüber hinaus ist ein zweiter Deal in greifbarer Nähe: Die US-Billigfluggesellschaft Spirit hat angekündigt, 100 A320-Maschinen bestellen zu wollen. Noch steht zwar nicht fest, wann genau der Auftrag abgeschlossen wird, aber die Chancen, dass Airbus die Bestellung noch bis zum Ende des Jahres verbuchen kann, stehen gut.

Dieses Video zeigt, warum die Modelle 737 Max und A320neo entscheidend für den Erfolg von Boeing und Airbus sind

Inder schließen Mega-Deal mit Airbus

Der Auftrag von IndiGo geht als bisher einer der größten Deals in die Geschichte von Airbus ein. Der Listenpreis für die über 100-fach georderte Standardversion A320neo liegt bei 110,6 Millionen US-Dollar. Damit dürfte die Bestellung der Billig-Airline rein rechnerisch auf einen Gesamtwert von fast 30 Milliarden Euro kommen. Da die Hersteller allerdings hohe Rabatte gewähren, muss IndiGo wohl deutlich weniger bezahlen.

Erwartet hatte diesen Milliarden-Deal vermutlich niemand, denn erst kürzlich hatte IndiGo seinen bislang größten Quartalsverlust bekannt gegeben. Analysten hatten deutlich weniger erwartet - in den IndiGo Büchern steht ein Minus von 150 Millionen US-Dollar. Die Erklärung des Vorstandschefs Ronojoy Dutta: Ausgerechnet Airbus habe bestellte Flugzeuge zu spät geliefert.

Wie Airbus von Boeings Problemen profitiert

Der Mega-Deal zeigt, dass Airbus zum Teil von Boeings Problemen mit dessen Modell 737 Max profitieren kann. Bei der Modernisierung der 737 ging offensichtlich einiges schief - aufgrund massiver Fehler hat sich der Konkurrent des Airbus A320 selbst ins Aus geschossen.

Gleich zwei Mal stürzte die Boeing 737 Max ab. Die entscheidende Unfallursache: Probleme mit der Steuerungsautomatik MCAS. Seit März darf sie deswegen nicht mehr starten. Boeing hat versprochen, das Probleme mithilfe eines Software-Updates zu beheben. Abheben darf die 737 Max aber trotzdem erst wieder im kommenden Frühjahr. Zumal in der Zwischenzeit auch noch weitere Probleme auftauchten. Die Boeing-Führung hofft nun, dass sie die Auslieferung der Jets im Dezember wieder aufnehmen darf. Die Behörden haben sich bislang noch nicht dazu geäußert.

Worauf sich Boeing jetzt konzentriert

Boeing verbucht in den ersten drei Quartalen ein Minus von 84 Flugzeugen (Stornierungen). Aber auch beim eigentlichen Erfolgsmodell Dreamliner läuft es aktuell nicht. Neue Bestellungen bleiben aus, die Liste der zu fertigenden Langstreckenflieger schrumpft.

Das Management von Boeing kämpft gegen diese Entwicklung. Eigentlich kündigte das Unternehmen seit Jahren einen kleineren Langstreckenjet mit dem inoffiziellen Namen "Boeing 797" an. Dieser wird aber vermutlich nicht auf den Markt kommen.

Stattdessen scheint sich der Flugzeugbauer auf die Entwicklung eines 737-Nachfolgers zu konzentrieren. Laut "The Air Current" steht Boeing bereits in Kontakt mit Fluggesellschaften und Leasingunternehmen. Im Gespräch steht ein neues, kleineres Flugzeug (Future Small Airplane) - mit einer Anzahl von 180 bis 210 Sitzen.

Die Statista-Grafik zeigt die Anzahl der von Airbus und Boeing ausgelieferten Flugzeuge seit 2008
Aktuell hat Airbus bei der Zahl der ausgelieferten Flugzeuge die Nase vorn. Die Grafik zeigt, wie sich die Flugzeug-Auslieferungen von Airbus und Boeing seit 2008 verändert haben. - Grafik: Statista

Wann kommt das erste emissionsarme Passagierflugzeug von Airbus?

Der Airbus-Konzern will das erste emissionsarme Passagierflugzeug bauen und bis 2035 in die Luft bringen. Noch stecke die Entwicklung der notwendigen Technologien allerdings in den Kinderschuhen, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury am Donnerstagabend in Hamburg.

Möglicherweise werde es sich um ein hybrid-elektrisches Flugzeug handeln, vielleicht werde es auch durch Wasserstoff oder klimaneutrale Kraftstoffe angetrieben. „Der Weg ist hochkomplex“, sagte Faury. „Das dauert Jahre oder Jahrzehnte.“

Der Luftverkehr trage nur 2,5 Prozent zum weltweiten Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) bei. Airbus sei sich aber seiner Verantwortung bewusst und habe auch in der Vergangenheit durch immer leichtere Flugzeuge mit leistungsfähigeren Triebwerken den Kraftstoffverbrauch je Passagier deutlich senken können.

Bis 2050 wolle die Luftfahrt insgesamt ihren CO2-Ausstoß um 50 Prozent senken, verglichen mit 2005. „Grünes Fliegen hat für uns oberste Priorität“, sagte Faury.

Die Statista-Grafik zeigt das Ergebnis einer Umfrage zur Bereitschaft für umweltfreundlichere Flüge mehr Geld zu zahlen im Jahr 2019
In der Umfrage der British Airways ging es darum, wie stark die Befragten der Aussage "Ich würde einen Flug wählen, der am umweltfreundlichsten ist (zum Beispiel am wenigsten CO2 verursacht), auch wenn er der teuerste wäre, den ich mir leisten kann." zustimmen. - Grafik: Statista

Warum die Dubai Air Show ein Erfolgserlebnis für Airbus war

Von der Luftfahrtmesse in Dubai flogen Airbus und Boeing dieses Jahr mit ganz verschiedenen Ergebnissen nach Hause. Vor allem für Airbus schien die Messe ein voller Erfolg gewesen zu sein: zwei Airlines bestellten zusammen ganze 170 Mittel- und Langstreckenjets. Die ersten 120 Maschinen der A320neo-Serie (darunter 20 Exemplare der neuen Langstreckenversion) gehen an den arabischen Billigflieger Air Arabia, der für diesen Auftrag etwa 14 Milliarden US-Dollar hinblätterte.

Air Arabia wird allerdings etwas Geduld mitbringen müssen. Airbus wird die bestellten Flugzeuge erst im Jahr 2024 ausliefern können, weil die Produktion über Jahre hinweg ausgebucht ist. Außerdem bremste die Umstellung auf eine neue Kabineneinrichtung die Fertigung des Herstellers aus.

Auch der Produktionsplan wrude von Airbus-Chef Guillaume Faury gedrosselt: Er rechnet nur noch mit der Auslieferung von 860 Verkehrsflugzeugen, geplant waren 20-30 Maschinen mehr. Und obwohl der Produktionsrückstand schon fleißig aufgeholt wird, werde man laut Faury erst 2021 wieder im Zeitplan sein.

Die restlichen 50 Airbus-Großraumjets vom Typ A350 sicherte sich die ebenfalls arabische Airline Emirates. Die Jets haben einen Listenwert von insgesamt 16 Milliarden US-Dollar. Dank dieser beiden Großaufträge wird Airbus seinen Rivalen Boeing wahrscheinlich überholen und das Jahr als weltgrößter Flugzeughersteller 2019 abschließen.

Video: Highlights der Dubai Airshow 2019

Trotz Flugverbot: Boeing verkauft zehn 737 Max

Auch bei Boeing ging eine Bestellung ein - und zwar ausgerechnet für das Krisenmodell 737 Max. Aufgrund zweier Abstürze, die insgesamt 346 Tote forderte, gilt für die Modellreihe seit März ein internationales Flugverbot. Trotzdem bestellte der Lufthansa-Ableger Sunexpress gleich zehn Stück des 737 Max.

Der Chef des Unternehmens, Jens Bischof, sprach dem Flugzeug sein volles Vertrauen aus. Dennoch müssten zunächst alle zuständigen Aufsichtsbehörden ihr Okay geben und bestätigen, dass der Flugzeugtyp eindeutig flugtüchtig ist. Für die zehn Maschinen müsste Sunexpress laut Preisliste stolze 1,2 Milliarden US-Dollar blechen. Da das Modell aber eher wenig gefragt ist, kommen bei der Rechnung bestimmt noch für die Branche übliche, hohe Rabatte weg.

Eigentlich hätte Sunexpress die ersten "Max"-Jets schon 2019 erhalten sollen. Und auch in Deutschland wartet der Ferienflieger Tuifly darauf, dass der Auslieferungsstopp neuer Maschinen von Beoing aufgehoben wird. Denn sowohl Sunexpress als auch Tuifly kam diese Verzögerung teuer: Beide Airlines mussten im Sommer für viel Geld Ersatzflugzeuge mitsamt Besatzungen von anderen Gesellschaften mieten. Und natürlich schadet das Startverbot auch Boeing selbst. Der Konzern steckt aktuell in einer schweren Krise, der Schaden geht schon jetzt in die Milliarden.

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(Bild: filmbildfabrik - stock.adobe.com)

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