Ein Mercedes-Benz EQC fährt durch Nürnberg.

Trotz Sparmaßnahmen will Daimler weiter am Thema Elektromobilität weiterarbeiten. Das Bild zeigt einen Mercedes-Benz EQC. - (Bild: Daimler)

Wir machen schon viel – aber es ist noch nicht genug. So kann man die Rede von Daimler-CEO Ola Källenius auf der Hauptversammlung zusammenfassen. „Unsere bisherigen Effizienzziele haben die bevorstehende Transformation abgedeckt, aber nicht eine weltweite Rezession“, sagte er. Deswegen solle der Sparkurs nachgeschärft werden. Daimler sei derzeit in konstruktiven Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern. Weitere Details nannte der Manager nicht. Schon vor der Krise ist bekannt geworden, dass der Autobauer bis zu 15.000 Stellen weltweit abbauen will.

Corona zeigt Daimler derzeit klar die Grenzen auf: „Die notwendigen Investitionen in die Zukunft können durch Umsatzsteigerungen und ‚normale‘ Effizienzgewinne nicht mehr erwirtschaftet werden“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Bischoff. Er erklärte aber auch, dass die Pandemie die Automobilindustrie zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt hätte treffen können. Die Branche sei mitten in einer Transformation. Durch Covid-19 haben sich die wirtschaftlichen Herausforderungen weiter verschärft, so Bischoff.

Manfred Bischoff, Vorsitzender des Aufsichtsrates (links) und Ola Källenius, Vorsitzender des Vorstands, bei der diesmal virtuellen Hauptversammlung von Daimler.
Manfred Bischoff, Vorsitzender des Aufsichtsrates (links) und Ola Källenius, Vorsitzender des Vorstands, bei der diesmal virtuellen Hauptversammlung von Daimler. - (Bild: Daimler)

Die Krise zeigt sich auch an den Absatzahlen: Im ersten Halbjahr hat Mercedes-Benz rund 870.000 Fahrzeuge verkauft. Das sind knapp 19 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2019. Bei den Lkw – das laut Källenius ohnehin ein schwächeres Marktumfeld sei – ist der Rückgang sogar 38 Prozent. 150.000 Fahrzeuge wurden verkauft.

Daimler will Werk in Frankreich verkaufen

Der Manager kündigte an, dass Daimler auf die veränderte gesunkene Nachfrage reagieren werde. Eine Maßnahme sei dabei der geplante Verkauf des Werks im französischen Hambach. Mit dem Chemie-Konzern Ineos steht dabei schon ein erster potenzieller Käufer bereit, verkündete Källenius. Das Unternehmen will einen eigenen Geländewagen nach dem Vorbild des „Land Rover Defender“ auf den Markt bringen.

Um die Kostenstruktur bei Daimler zu verbessern, hat der Vorstand laut Bischoff ein Programm verabschiedet. „Die Kostendisziplin umfasst alle Bereiche des Unternehmens und ist eine wesentliche Voraussetzung für eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft“, erklärte er. Zur Verschlankung der Prozesse und Strukturen sowie zur Verbesserung der Finanzkraft hat der Konzern nach eigener Aussage Ende 2019 über alle Sparten und die Dachorganisation hinweg eine Initiative gestartet, deren positive Effekte bereits spürbar seien.

Damit weiter investiert werden könne, gehe Daimler zudem Partnerschaften in unterschiedlichster Form ein, sagte Bischoff. Denn: „Die Mittel sind nicht endlich.“ Der Konzern will zum Beispiel zusammen mit Volvo nachhaltige Lastwagen produzieren. Mehr zur Zusammenarbeit lesen Sie hier.

Daimler erwartet starken Umsatzrückgang

Trotz aller Sparmaßnahmen hält der Autobauer jedoch daran fest, seinen Aktionären eine Dividende – Daimler schlug 90 Cent pro Aktie vor – auszuzahlen. Daimler-Chef reagierte auf entsprechende Kritik aus Politik und Gesellschaft und erklärte, das Unternehmen beziehe keine Staatshilfe und Kurzarbeit – als Instrument der Arbeitslosenversicherung – sichere Arbeitsplätze in tausenden Firmen.

Auch an seinen langfristigen Zielen – wie eine CO2-freie Pkw-Flotte bis 2039 – will der Konzern festhalten, versicherte Källenius, für den es im Übrigen die erste Hauptversammlung als Vorstandsvorsitzender war.

Und wie sieht der Blick in die nahe Zukunft aus? Daimler sieht durchaus Licht am Ende des Tunnels. In China hat Mercedes-Benz beim Absatz das bisher beste zweite Quartal erzielt. Källenius zeigte sich „vorsichtig optimistisch“, dass andere Märkte eine ähnliche Entwicklung nehmen. Dennoch rechnet das Stuttgarter Unternehmen einen deutlichen Umsatzrückgang und mit roten Zahlen im operativen Geschäft.

An einem will der Konzern allerdings festhalten: Die Themen Digitalisierung, Elektromobilität und Nachhaltigkeit stehen weiterhin im Vordergrund. „Das Ziel von Daimler ist und bleibt die emissionsfreie Mobilität“, sagte Bischoff.

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