Auch unter Berücksichtigung der Inflation bedeute dies noch einen realen Lohnzuwachs um 1,1 Prozent, berichtete die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung in ihrer am Dienstag veröffentlichten Tarifbilanz. Im Vergleich zum Vorjahr habe die Lohnentwicklung damit deutlich an Dynamik gewonnen.
"Mit der Tarifrunde 2018 haben die Gewerkschaften nicht nur kräftige Lohnzuwächse durchgesetzt, sondern haben auch eine Renaissance der tariflichen Arbeitszeitpolitik eingeleitet", betonte der Leiter des WSI-Tarifarchivs Thorsten Schulten. Denn in einer Reihe von Branchen von der Metall- und Elektroindustrie bis zur Deutschen Post AG sei erstmalig die Möglichkeit geschaffen worden, dass Beschäftigte auf einen Teil der vereinbarten Lohnerhöhung verzichten und stattdessen zusätzliche freie Tage wählen können.
Deutliche Unterschiede zwischen den Branchen
Allerdings gab es deutliche Unterschiede zwischen den Branchen. Am höchsten fiel 2018 die jahresbezogene Tarifsteigerung mit nominal 5,2 Prozent im boomenden Bauhauptgewerbe aus. Am niedrigsten stiegen die Tariflöhne und -gehälter bei den Banken mit 1,3 Prozent und in der Textilindustrie mit 1,2 Prozent.
Insgesamt bedeute die aktuelle Tariflohn-Entwicklung eine "Umverteilung zugunsten der Arbeitseinkommen»" betonte Schulten. Denn der Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen steige damit wieder.
In der Tarifrunde 2019 liegen die Forderungen der Gewerkschaften nach Angaben des Tarifexperten zumeist zwischen 5,5 und 6 Prozent - und damit auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr. Außerdem stehe das Thema individueller Wahlmöglichkeiten bei den Arbeitszeiten in vielen Branchen wieder auf der Tagesordnung.
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