Gut 43 Jahre arbeitete Dieter Zetsche bei Daimler. 13 Jahre lang leitete er den Stuttgarter Autobauer. Im Mai wird der Manager mit dem markantem Schnauzbart seine Karriere beenden und sich in den Ruhestand verabschieden. Seinen Posten als Vorstandsvorsitzenden wird er an den bisherigen Entwicklungschef Ola Källenius übergeben.
Nach Informationen der 'Bild am Sonntag' wird Zetsche dann die höchste Betriebsrente kassieren, die jemals an einen Vorstandsvorsitzenden gezahlt wurde. Dem Zeitungsbericht zufolge erhält der Automanager ab 2020 eine Rente in Höhe von 4.250 Euro - wohlgemerkt pro Tag. Die höchste Betriebsrente hatte bislang der langjährige VW-Vorstandschef Martin Winterkorn erhalten: 3.100 Euro pro Tag.
Als Vorstandsboss verdiente er Millionen
Die 4.250 Euro pro Tag ergeben sich aus dem sogenannten jährlichen Ruhegehalt von 1,05 Millionen Euro und einem Kapitalbetrag aus dem aktuellen Altersvorsorgesystem des Konzerns. Besagte 1,05 Millionen Euro stehen laut einem Daimler-Sprecher als jährliches Ruhegehalt im jüngsten Daimler-Geschäftsbericht von 2017. Der Betrag sei seit Ende des Jahres 2005 auf diesem Niveau eingefroren.
Zwei Summen können, müssen demnach aber nicht hinzukommen: Wie jede Führungskraft der Daimler AG habe der Vorstandsvorsitzende einen Anspruch auf einen jährlichen Kapitalbaustein aus dem aktuellen Altersvorsorgesystem. "Der für Dieter Zetsche zurückgestellte, seit 2013 eingefrorene Kapitalbetrag würde rechnerisch zu einer zusätzlichen jährlichen Rente von circa 500.000 Euro führen können."
Während seiner Amtszeit hatte Zetsche aber deutlich mehr verdient: Zuletzt kassierte er 8,6 Millionen Euro pro Jahr.
Zetsche führte Daimler durch schwierige Zeiten
Umsatzsteigerungen, Rekordverkäufe und große Gewinne - Zetsche hatte mit Daimler zuletzt viele Erfolge feiern können. Doch der Schnauzbartträger musste den Autobauer auch schon durch den ein oder anderen Sturm manövrieren.
Mehr als fünf Jahre ist es her. An seinem 60. Geburtstag hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche gerade wieder eine Gewinnprognose kassieren müssen und nur knapp eine Revolte der Arbeitnehmer überstanden. Deren Vertreter im Aufsichtsrat wären ihn gern losgeworden.
Es hagelte Kritik - an seinem Sparkurs, an seiner kompromisslosen Art, an seinem Führungsstil, am Rückstand auf die Konkurrenz von BMW und Audi. Zetsche bekam so etwas wie Bewährung, durfte bleiben, aber erstmal nur drei weitere Jahre statt der üblichen fünf.
"Zetsche hat Daimler gerettet"
Mittlerweile verkündet Zetsche eigentlich nur noch Rekorde. "Zetsche hat Daimler gerettet und eine Perle daraus gemacht", kommentierte unlängst der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer - und verweist auch auf Zetsches Anfangszeit als Vorstandschef, als der Autobauer die erst gepriesene und am Ende nur noch verfluchte Verbindung mit dem US-Konzern Chrysler beendete.
Mittlerweile ist Daimler so erfolgreich, dass Investoren schon das "Besser-geht's-nicht-Problem" beklagen. Angesichts der Bestwerte bei Absatz, Umsatz und Gewinn im Jahr 2017 müsse es ja fast zwangsläufig bald wieder abwärts gehen, hieß es bei einer der vergangenen Hauptversammlungen.
Tatsächlich sind die Herausforderungen groß: Bei der Elektro-Wende drängt die Zeit, die Pläne kosten Milliarden - ohne Garantie, dass sie auch aufgehen. Dieselskandal und Kartellvorwürfe könnten, je nach Ausgang, auch noch richtig teuer werden.
Mindestlöhne in der EU: So groß sind die Unterschiede
Ein Unterschied wie Tag und Nacht: Die gesetzlichen Brutto-Mindestlöhne pro Monat in diesen 22 EU-Ländern variieren enorm. Zwischen dem Gehalt des letzten und des ersten Platzes liegen Welten. Oder um es in Zahlen auszudrücken: 1.738 Euro. Zum Ländervergleich!
Bodenständig, offen, modern
Alldieweil beweise Zetsche Bodenständigkeit und Offenheit, beim Smalltalk mit Mitarbeitern in der Kantine ebenso wie am Rande von durchaus immer noch harten Verhandlungen, lobte Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht dereinst anlässlich des 65. Geburtstags des Managers.
"Mit dem beruflichen Erfolg zu wachsen, fällt leicht, mit dem Erfolg auf dem Boden zu bleiben, umso schwerer", so Brecht. Genau das zeichne Zetsche aus. Er lebe die moderne Unternehmenskultur, die er sich wünsche, selbst vor. Das hatte früher - vor Brecht - oft noch ganz anders geklungen.
Früher, so Branchenkenner Dudenhöffer, stand Daimler für Manschettenknöpfe und Krawatten, jetzt für Jeans und Turnschuhe. Zetsche hat diesen Kulturwandel eingeleitet.
Der Daimler-Boss ist der Kumpel-Chef, der zwar nicht mehr als "Dr. Z" in Werbeclips auftritt wie früher in den USA, dafür nun aber für ulkige Grußbotschaften zu Weihnachten Gedichte vorträgt oder den markanten Schnauzbart in der Glühwein-Tasse verschwinden lässt.
Video: Wie Dieter Zetsche über sich selbst lachen kann
Zetsche zählt zu den beliebtesten Managern
Kein Wunder, dass Zetsche mittlerweile zu den beliebtesten Managern zählt (siehe Bildergalerie). Es wird erwartet, dass der Auto-Boss nach einer sogenannten Abkühlungsphase 2021 in den Aufsichtsrat des Konzerns wechselt.
Auch dafür gibt es in der Regel Geld. Ein Daimler-Sprecher erklärte diesbezüglich gegenüber der 'Deutschen Presse-Agentur': "Was dann gezahlt wird und ob gezahlt wird, wird dann neu festgesetzt."
Mit Material von dpa
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