Innovationsstrategie der Bundesregierung

Hightech-Agenda soll Schlüsseltechnologien stärken

Ein milliardenschweres Innovationsprogramm soll Deutschlands Technologiestandort neu aufstellen – mit Fokus auf sechs Schlüsseltechnologien, die die Zukunft prägen. Das hat das Kabinett beschlossen.

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German Tech: Microchip with Germany Flag, Representing Technology Innovation
Die Bundesregierung will verstärkt in Zukunftstechnologien investieren und Anreize für eine schnellere Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis geben. Das Kabinett beschloss dazu eine „Hightech-Agenda“, die den Startschuss für eine Neuausrichtung der Forschungs- und Technologiepolitik geben soll.

Die Bundesregierung beabsichtigt, in Zukunftstechnologien zu investieren und Anreize für eine beschleunigte Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis zu schaffen. Das Kabinett hat sich dazu entschlossen, eine "Hightech-Agenda" zu verabschieden, die den Ausgangspunkt für eine Neuausrichtung der Forschungs- und Technologiepolitik markieren soll, wie es Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) formulierte. Der vorliegende Plan wurde im Rahmen des Koalitionsvertrags vereinbart und beschreibt Maßnahmen zur Förderung von Innovation und Forschung auf zukunftsträchtigen Gebieten.

Bär zufolge soll die Bundesrepublik Deutschland durch den Einsatz von technologischen Innovationen auf eine neue Stufe gehoben werden. Das Qualitätssiegel "Made in Germany" solle demnach weltweit als Inbegriff technologischer Exzellenz gelten. Es ist von eminenter Wichtigkeit, dass die Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland wieder verspüren, dass der Einsatz von Technologien einen positiven Einfluss auf den Wohlstand der Gesellschaft hat, das Leben der Menschen erleichtert und Abhängigkeiten reduziert.

Das 35 Seiten umfassende Strategiepapier fokussiert sich auf sechs Schlüsseltechnologien: Künstliche Intelligenz (KI), Quantentechnologien, Mikroelektronik, Biotechnologie, klimaneutrale Energieerzeugung und Technologien für eine klimaneutrale Mobilität. Laut des stellvertretenden Regierungssprechers Sebastian Hille würden Investitionen in diese Schlüsseltechnologien "die Innovations- und Wirtschaftskraft unseres Landes deutlich erhöhen.

Das sagt der VDMA zur Hightech-Agenda

Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA

Zum Beschluss der Hightech-Agenda im Bundeskabinett sagt Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA:

  • "Priorisierung statt Gießkanne, Roadmaps statt Innovationslyrik, Tempo statt Bürokratismus - die Richtung stimmt bei der neuen Hightech-Agenda. Das ist ein großer Fortschritt, zumindest auf dem Papier. Jetzt kommt es darauf an, dass die Schere zwischen Wort und Tat nicht wieder im interministeriellen Kleinklein auseinandergeht. Die Hightech-Agenda muss auch mit ausreichend Geld umgesetzt werden.
  • Entscheidend ist: Produktionstechnologien bringen Deutschland als Hightech-Land voran! Sie sind der Garant dafür, dass auch in den priorisierten Technologien der Hightech-Agenda zukunftsfeste Arbeitsplätze in Europa entstehen. Wir müssen vermeiden, dass staatliche Förderleuchttürme entstehen, die an unserem Standort vorbeileuchten. Gebot der Stunde sind Investitionen dort, wo sie in einen technologisch souveränen und international wettbewerbsfähigen Innovationsraum einzahlen.
  • Mit seiner Schwarmintelligenz tausender innovativer Unternehmen muss der industrielle Mittelstand im Fokus der Politik stehen. Die Stärkung von themenoffenen und breitenwirksamen Instrumenten wie Forschungszulage und Industrielle Gemeinschaftsforschung sowie der Ergebnistransfer in die Breite der Industrie sind dafür unabdingbar.
  • Ausgerechnet bei der Industriellen Gemeinschaftsforschung bleibt die geplante Mittelausstattung im Bundeshaushalt jedoch weit hinter dem Notwendigen zurück, was im parlamentarischen Haushaltsverfahren dringend korrigiert werden muss.
  • Mit rund 190.000 Ingenieurinnen und Ingenieuren ist der Maschinenbau die Innovationsmaschine, die gerade bei den Produktionstechnologien den Schlüssel für Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit in der Hand hat. Noch liegt Deutschland beim Europäischen Patentamt auf Platz 1. Die Hightech-Agenda muss so umgesetzt werden, dass sie Impact am Standort entfaltet und wir diesen Spitzenplatz halten können."

Quelle: VDMA

Förderung von KI- und KI-Forschung

So wird etwa das Ziel ausgegeben, bis 2030 zehn Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung KI-basiert zu erwirtschaften. Es ist vorgesehen, dass Start-ups und kleine und mittlere Unternehmen unterstützt werden und die Nutzung von KI in der Medizin forciert wird. Gemäß der jüngsten Ankündigung soll die Verfügbarkeit und Nutzbarkeit von KI-Kapazitäten für Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft messbar verbessert werden. Es wird angestrebt, mindestens eine der europäischen Gigafactories für künstliche Intelligenz nach Deutschland zu holen.

Chipproduktion nach Deutschland

Die Bundesregierung strebt die Ansiedlung neuer Produktionsstätten zur Herstellung von Chips, Ausrüstung und Vorprodukten in Deutschland an und beabsichtigt eine Erweiterung der bestehenden Kapazitäten. Gemäß der vorliegenden Strategie wird eine Festigung der Position Deutschlands als führender Produktionsstandort für Chips in Europa angestrebt. Die Realisierung von leistungsfähigen Chips, die unter der Bezeichnung "Designed in Germany" vertrieben werden, ist das Ziel des Unternehmens. Die damit einhergehende Positionierung Deutschlands als europäisches Zentrum für Chip-Design ist ein wesentlicher Aspekt der Unternehmensphilosophie.

Der Großteil der Chips wird seit Jahrzehnten in Asien produziert. Die jüngste Entscheidung des Intel-Konzerns, die Pläne für den Bau einer groß angelegten Chipfabrik in Magdeburg mit einem Investitionsvolumen von rund 30 Milliarden Euro endgültig zu verwerfen, steht jedoch im Widerspruch zu den Zielsetzungen der Bundesregierung.

Klimaneutrale Mobilität fördern

Die Strategie sieht vor, bis 2035 eine wettbewerbsfähige Batterieproduktion in Deutschland aufzubauen. Dazu soll unter anderem die bestehende Batterieforschung gestärkt werden. Die Bundesregierung will Deutschland als Forschungs- und Entwicklungsstandort für alternative Antriebstechnologien und klimafreundliche Kraftstoffe ausbauen. Dadurch machen wir Deutschland perspektivisch zum globalen Leitanbieter und größten europäischen Technologie-Exporteur», heißt es in der Strategie.

In der Praxis leidet die deutsche Automobilindustrie derzeit allerdings darunter, dass sie bei der Elektromobilität im Vergleich vor allem zu China hinterherhinkt.

dpa

VDI und ZVEI zur Hightech-Agenda

"Die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts und die Bewältigung unserer Herausforderungen erfordern einen echten Innovationsschub und gleichzeitig wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen in Deutschland. Ingenieurinnen und Ingenieure transformieren wissenschaftliche Erkenntnisse in innovative Produkte und Anlagen, die den Anspruch haben sollten, nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit erfolgreich zu sein und damit eine globale Wirkung zu entfalten." - Prof. Dr.-Ing. Lutz Eckstein, Präsident des VDI.

"Die neue Hightech-Agenda ist ein klares Bekenntnis zu einer technologiegetriebenen Standortpolitik und setzt damit ein dringend notwendiges Signal, die Technologien von Morgen stärker ins Rampenlicht zu stellen und zu fördern. Sie erkennt damit das hohe Wertschöpfungspotenzial von Wachstumsmärkten wie industrieller KI, Mikroelektronik oder intelligenter Energietechnik an und denkt dabei Innovationen endlich gesamtheitlich: von der Forschung, über die Entwicklung bis hin zur industriellen Skalierung." - Sarah Bäumchen, ZVEI-Geschäftsführerin.