IN steht als Kennzeichenkürzel eigentlich für Ingolstadt. Geht es nach Audi, soll das Kürzel IN künftig auch für Innovation stehen. Gleichzetig ist das Kürzel namensgebend für den IN-Campus beziehungsweise die IN-Campus Gmbh. Bei letzterem handelt es sich um ein Joint Venture von Audi und der Stadt Ingolstadt.
Das gemeinsame Ziel: Die Sanierung des Geländes einer ehemaligen Erdölraffinerie bei Ingolstadt. Statt der Verarbeitung von Rohöl, soll dort künftig in einem Technologiepark Zukunftstechnik entwickelt werden. Oder wie Audi-Produktionsvorstand Peter Kössler sagt: "Wir schaffen Zukunft, hier wird Ingolstadts neue Denkfabrik entstehen."
Die Bebauung des offen und naturnah konzipierten 75 Hektar umfassenden IN-Campus läuft bereits. Am 13. Mai legten nun der Bayerische Ministerpräsident, Markus Söder, der Oberbürgermeister der Stadt Ingolstadt, Christian Lösel, sowie Audi-Produktionsvorstand Kössler zusammen mit den beiden Geschäftsführern der IN-Campus GmbH offiziell den Grundstein für das gesamte Projekt.
Die weitere Bebauung des ehemaligen Raffineriegeländes im Osten von Ingolstadt erfolgt jeweils dem Fortschritt der Bodensanierung folgend. Die Hochbauten des Bauabschnitts 1 - drei Bauabschnitte sind insgesamt geplant - sollen 2023 abgeschlossen sein.
Ab 2020 soll der Campus bereits 1.400 Mitarbeiter haben
Für den IN-Campus will Audi keine zusätzlichen Flächen versiegeln, im Gegenteil: Eine kontaminierte Industriebrache wird zu neuem Leben erweckt. Das sogenannte Projekthaus ist bereits im Bau, ein großer Komplex aus vier Gebäuden mit 42.000 Quadratmetern Büro- und Werkstattfläche.
Ab Ende 2020 werden in dieser Ideenfabrik etwa 1.400 Entwickler von Audi und Partnerfirmen an innovativen Technologieprojekten arbeiten. Parallel zum Bau des Projekthauses laufen aktuell umfangreiche Infrastrukturarbeiten für den Bauabschnitt 1.
"Mit dem IN-Campus setzen wir ein umweltschonendes Sanierungsprojekt um, das in Bayern seinesgleichen sucht. Wir sanieren ein ehemaliges Erdölraffinerie-Gelände vollumfänglich, statt bislang unbebaute Flächen zu verbrauchen," sagt Audi-Vorstand Kössler. "Zugleich schaffen wir Zukunft, denn hier wird Ingolstadts neue Denkfabrik mit klugen Köpfen von Audi, Wissenschaftlern, Start-ups und Partnerunternehmen entstehen. Es macht mich stolz, dafür heute den Grundstein zu legen."
Warum die geografische Lage ein Vorteil ist
Eine wesentliche Stärke des IN-Campus ist laut Audi die große, zusammenhängende Fläche von 75 Hektar, wie sie sonst in Ingolstadt und der Region nicht zu finden ist. Sie bietee die Chance, einen weiträumigen, flexiblen und attraktiven Technologiepark zu schaffen, in dem Hightech und Kreativität zusammenfinden.
60 Hektar sollen künftig als Gewerbe- und Industriegebiet genutzt werden, 15 Hektar für Natur und Landschaft werden renaturiert. Ein weiterer Vorteil ist die geografische Lage: Das Gelände liegt nah am Audi-Stammwerk und unmittelbar an der Autobahn A9, die als digitales Testfeld für die Entwicklung des autonomen Fahrens dient. Die Autobahnzufahrt Ingolstadt-Süd bekommt eine direkte Anbindung an den IN-Campus.
Freier Zugang, offene Strukturen und weitläufige Außenanlagen prägen den Campus-Charakter des Geländes. Die Ausgleichsfläche ist ein Grünzug im Osten, der einen naturnahen Übergang zum Auwald herstellt. Im Norden begrenzen der Auwald und die Donau das Gelände.
Der IN-Campus verbindet den urbanen Raum mit der Ruhe der Donauauen, er bildet eine Schnittstelle zwischen Hightech und Natur. Von Norden nach Süden verläuft künftig eine breite Allee mit großzügigen Grünanlagen über das Gelände. Diese „Campus-Ader“ ist ein zentraler Bestandteil des Bebauungskonzepts.
Was Markus Söder von dem Projekt hält
Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder betont: "Hier in Ingolstadt sehen wir: Naturschutz und Spitzentechnologie gehen in Bayern Hand in Hand. Mit dem IN-Campus wird aus einer Alt-Raffinerie ein Innovationszentrum der Automobilindustrie auf saniertem bayerischen Boden." Durch das Engagement der Audi AG und der Stadt Ingolstadt werde Natur und Landschaft geschützt und gleichzeitig viele neue Arbeitsplätze geschaffen. "Das ist ein klares Bekenntnis zum Standort Ingolstadt. Zukunftsprojekte wie diese zeichnen Bayern und seine Unternehmen aus", so Söder.
Was im Bauabschnitt 1 passiert
Neben dem Projekthaus und den umfangreichen Infrastrukturmaßnahmen komplettieren weitere Hochbauten den Bauabschnitt 1: ein Fahrzeug-Sicherheitszentrum mit einer hochmodernen Crash-Arena, ein Rechenzentrum, ein Funktionsgebäude samt Feuerwache sowie eine Energiezentrale. Letztere dient als Steuerzentrale eines neuartigen energetischen Konzepts für den IN-Campus. Die Gebäude des Bauabschnitts 1 werden voraussichtlich bis 2023 fertiggestellt sein, auf den restlichen Teilflächen des Areals wird die IN-Campus GmbH schrittweise weitere Zukunfts-Projekte entwickeln.
Der IN-Campus entsteht auf einem ehemaligen Raffineriestandort, der 43 Jahre in Betrieb war. 2015 erwarb die IN-Campus GmbH den größten Teil der Fläche. Die erforderliche Reinigung von Boden und Grundwasser begann im Herbst 2016, ausgeführt von einer Arbeitsgemeinschaft aus drei Fachfirmen, die hochmoderne Methoden nutzt. Ende 2022 sollen die Sanierungsarbeiten im Wesentlichen abgeschlossen sein. Die Abstromsicherung wird voraussichtlich bis 2028 laufen.
Das aufwändige Sanierungsprojekt auf dem IN-Campus Gelände ist eines der größten in Deutschland und ein bislang einzigartiges Umweltprojekt in Bayern. Die Sanierung umfasst vier Verfahren: die Abstromsicherung, die Air-Sparging-Methode sowie den Wabenaushub mit nachgeschalteter Bodenwäsche.
Video von Audis IN-Campus-Projekt
Wie Audi den Boden saniert
Bei der Abstromsicherung holen am Rand des Areals zehn Brunnen mit elektrischen Pumpen das belastete Grundwasser aus dem Boden. Eine Aufbereitungsanlage reinigt das Wasser zu mehr als 99,9 Prozent von den Schadstoffen.
Die Air-Sparging-Methode richtet sich gegen die leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffe, die Bestandteile der Benzinkraftstoffe. Durch hunderte Leitungen wird Luft in den Boden geblasen; sie nimmt die in Boden und Grundwasser gelösten Schadstoffe auf. Knapp unterhalb der Erdoberfläche wird die Luft durch Drainagerohre abgesaugt und gereinigt.
Um die PFC-Rückstände aus Löschschäumen und die Mineralölkohlenwasserstoffe (Reste des Schweröls) zu eliminieren, wird der belastete Boden ausgehoben. Dies geschieht in einem neuartigen, hochpräzisen Verfahren, indem hydraulische Rammen stählerne Waben in die Erde vibrieren. In der Summe holen sie 600.000 Tonnen Material aus dem Boden, vor allem den für das Gelände typischen Sand und Kies.
"Bekenntnis zum Standort Ingolstadt"
In einer Bodenwaschanlage werden die Schadstoffe mit Wasser vom Bodenkorn abgereinigt. Das Wasser läuft im Kreislauf über eine Aufbereitungsanlage, eine Anlage reinigt die entstehende Abluft. Mehr als 90 Prozent des angelieferten Materials wird wieder in die Wabenlöcher verfüllt, der Rest deponiert.
Rüdiger Recknagel, Leiter Umweltschutz der Audi AG, kommentiert: "Wir legen ein Bekenntnis zum Standort Ingolstadt ab und schreiben zugleich Stadtgeschichte. Wir sind stolz, mit diesem umweltschonenden Sanierungsprojekt die erste vollumfängliche Sanierung eines Raffineriegeländes in Bayern umzusetzen. Damit geben wir sowohl der Gesellschaft als auch der Natur etwas zurück. Die Sanierung des ehemaligen Raffineriegeländes ist ein gigantisches und einmaliges Umweltprojekt."
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