Meldungen aus der Industrie
Insolvenzwelle erfasst deutschen Mittelstand
Die die Datenauswertung von Falkensteg spricht von Großinsolvenzen im Maschinenbau und bei Metallwarenherstellern nach dem Q3/2025.
Bonsales - stock.adobe.com - Generiert mit KI
Fachkräftemangel, Lieferengpässe, Digitalisierung: Die Industrie steht vor vielen Herausforderungen. Alle Meldungen aus Maschinenbau und Co finden Sie hier.
Insolvenzwelle
erfasst deutschen Mittelstand
Di, 25.11.2025, 12:02 Uhr: Die deutsche Maschinenbau- und Metallwarenbranche durchlebt eine beispiellose Strukturkrise. Zwischen Januar und September 2025 explodierten die Großinsolvenzen – im Maschinenbau um 30 Prozent, bei Metallwarenherstellern sogar um 79 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch hinter diesen Zahlen verbirgt sich ein tiefer liegendes, systemisches Problem, das durch die Schwäche der Automobilbranche ausgelöst wurde.
Bereits im Jahr 2024 stiegen die Zahlen im Maschinenbau um ein Drittel und bei den Metallwarenherstellern sogar um 71 Prozent. Im Gesamtjahr 2024 kletterten die Insolvenzen im Maschinenbau auf 32 und bei den Metallwarenherstellern auf 48.
Der zentrale Treiber dieser Entwicklung liegt in der Automobilbranche. Über 60 Prozent der insolventen Maschinenbauer sind Autozulieferer, die selbst in der tiefsten Strukturkrise ihrer Nachkriegsgeschichte steckt. „Die Transformation zur Elektromobilität, der chinesische Wettbewerb und die amerikanische Zollpolitik wirken zusammen wie ein Booster", erklärt Sebastian Wilde, Partner bei der Unternehmensberatung Falkensteg. Entsprechend düster fällt die Umsatzprognose aus. Die deutschen Maschinenbauer erwarten für die Gesamtbranche im Jahr 2025 einen Umsatzrückgang von minus 2,5 Prozent. Die Kapazitätsauslastung ist auf durchschnittlich 80 Prozent zusammengebrochen – der niedrigste Wert der letzten fünf Jahre.
Düstere Prognose für 2025 und 2026
Sanierungsexperte Sebastian Wilde geht für das Gesamtjahr 2025 von einer Steigerung von 20 Prozent im Maschinenbau und von rund 50 Prozent bei den Metallwarenherstellern gegenüber dem Vorjahr aus. Die Zahlen sind im letzten Quartal 2024 extrem angestiegen. Dadurch ist das Bild im dritten Quartal 2025 mit einem Plus von 30 bzw. 79 Prozent etwas verzerrt.
„Die angespannte Situation wird zur Dauerbaustelle, ähnlich wie in der Automobilindustrie. Für 2026 sehen wir keine Entspannung, sondern eher eine weitere Verschärfung der Lage. Die Branche ringt um ihre Zukunft, ohne dass absehbar ist, wann das Tal der Tränen zu Ende geht“, so Wilde.
Industrie sieht Wettbewerbsfähigkeit auf Rekordtief
Di, 11.11.2025, 09:37 Uhr: Die deutsche Industrie sieht ihre Wettbewerbsfähigkeit immer schneller schwinden. Noch nie in den 31 Jahren, seit denen das Münchner Ifo-Institut danach fragt, sagten so viele Betriebe wie jetzt, dass sie gegenüber Unternehmen außerhalb der EU an Wettbewerbsfähigkeit verlieren wie im Oktober. Konkret waren es den Münchner Wirtschaftsforschern zufolge 36,6 Prozent. Das ist zudem ein deutlicher Anstieg seit der letzten Befragung im Juli, als es noch 24,7 Prozent waren.
"Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie befindet sich auf einem neuen Tiefpunkt", sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. "Das zeigt, wie stark die strukturellen Probleme inzwischen durchschlagen." Auch im innereuropäischen Vergleich sehen sich die Unternehmen auf dem absteigenden Ast. Hier stieg der Anteil derer, die von einem Rückgang der Wettbewerbsfähigkeit berichteten von zwölf auf 21,5 Prozent.
Energieintensive Bereiche besonders betroffen
Besonders dramatisch sei die Situation in der energieintensiven Industrie. In der Chemischen Industrie berichte beispielsweise mehr als die Hälfte der Betriebe von einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit. Bei den Herstellern elektronischer und optischer Erzeugnisse sind es 47 Prozent, im Maschinenbau rund 40 Prozent.
null
"Die strukturellen Probleme sind bekannt", sagt Wohlrabe. "Jetzt kommt es darauf an, sie entschlossen anzugehen", so Wohlrabe weiter. "Ohne tiefgreifende Reformen droht Deutschland, im internationalen Vergleich weiter zurückzufallen." Quelle: dpa