Ein Mann und eine Frau mit Maske schauen sich ein Klemmbrett an.

Der deutsche Maschinenbau steht vor vielen Herausforderungen. - (Bild: APchanel - stock.adobe.com)

Die Stärke des deutschen Maschinenbaus ist gleichzeitig auch seine Schwäche. Die Rede ist von den High-Tech-Angeboten, also anspruchsvollen Spezial- und Systemlösungen. Dieser Meinung sind die Branchenexperten Thomas Enck, Branchen Head Kredit für Maschinen- und Anlagenbau und Roland Schindler, Bereichsvorstand Süd (beide Commerzbank). „Das, was der deutsche Maschinenbau produziert, ist auf allerhöchstem Niveau“, sagte Enck in einem Pressegespräch. Auf der technischen Seite sei die Branche extrem gut positioniert. Das sei natürlich ein großer Vorteil.

Die Herausforderung und Schwäche sei dabei, dass nicht jeder Kunde die allergrößten Erwartungen an eine Maschine habe. Es gebe auch Kunden, die geringere Erwartungen haben. Hier gelte es für die Branche nun, sich auch in diesem Mid-Tech-Bereich zu positionieren. Denn das sei bisher nicht wirklich gelungen.

Der Grund: Mid-Tech ist ein preislich sehr kompetitiver Bereich, erklärte Enck. Demgegenüber seien die Produktionskosten gestiegen, die in Deutschland sehr hoch seien. „Wenn man einen starken Fokus auf die deutsche Produktion hat, ist das natürlich eine Schwäche“, so der Experte. Das Gute aber sei: Die Schwäche könne man auch in eine Chance umwandeln. Wenn man den Bereich bisher vernachlässigt habe, könne man es sich künftig ja erarbeiten.

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Darum investiert der Maschinenbau bisher nicht in Mid-Tech

Denn: Der deutsche Maschinenbau hat laut Encks Einschätzung über die Jahre international an Boden verloren. Eben weil der den Mid-Tech-Bereich vernachlässigt habe.

Doch warum ist das so? Für die beiden Experten ist dabei die deutsche Mentalität ein Thema. Denn die Unternehmen wissen, sie können es technisch besser und fragen sich, warum sie es dann nicht auch so machen sollten. Es sei schwer davon wegzukommen.

Es gehe auch nicht darum, High-Tech zu vernachlässigen, sondern im Mid-Tech Bereich ergänzend zu wachsen. Dieses Wachstum sieht Enck aufgrund der kostengünstigen Produktion dann vor allem im Ausland. Herausforderende Sachen wie Montage könnten jedoch auch in Deutschland abgewickelt werden. Die Kunst sei, High-Tech und Mid-Tech zu verbinden, so Enck.

Denn der Maschinenbau hat laut dem Experten über die Zeit international an Boden verloren, weil er sich nur auf einen der beiden Bereiche fokussiert habe. Das sei kein Corona-Thema sondern ein strategisches, an dem jedes Unternehmen arbeiten müsse.

Standardisierung im Maschinenbau muss kommen

Dazu muss die Branche noch – unabhängig von der Coronakrise – einige Hausaufgaben erledigen. Dazu zählt laut Enck mehr Standardisierung und Modularisierung. Volkswagen habe das zum Beispiel geschafft, für viele Automobilprodukte einheitliche Standards zu erarbeiten. Der Maschinenbau sollte hier nachziehen, sagte der Experte.

Die größte Herausforderung war und ist jedoch der Fachkräftemangel. Deshalb hätten viele Maschinenbauer auch in der Krise an ihren Fachkräften festgehalten, weil diese schwer zu bekommen seien. Ein Grund ist hier laut Enck auch, dass Maschinenbauer teilweise eher in ländlicheren Gegenden zu Hause sind und nicht in den Großstädten.

Wo der Maschinenbau gut aufgestellt sei, sei die Digitalisierung, sagte Enck. Vor fünf Jahren habe die Branche bei Null angefangen, und sei jetzt führend in der Industrie was die eigenen Produkte angeht. Auch hier gebe es noch Potenziale und zwar sich in die Wertschöpfungskette des Kunden hineinzuversetzen und dort Digitalisierungsangebote zu machen.

Ein weiterer Markt, in den der Maschinenbau investieren sollte, ist für Enck das After-Sales-Geschäft. Im Service könne man jedoch sehr gut verdienen.

Mehr zum Thema After-Sales lesen Sie auch hier im Interview mit dem Maschinenbau-Experten Oliver Bendig:

So ist derzeit die Lage im Maschinenbau

Die beiden Experten äußerten sich auch zur aktuellen Krise. Vielen Maschinenbauern hilft derzeit ihre starke Kapital- und Liquiditätsbasis, die in den erfolgreichen Jahren erwirtschaftet wurden. Enck berichtet, dass aber dennoch 30 Prozent der von ihm betreuten Unternehmen finanzielle Hilfe bei der Bank beantragt hatten. Zu Beginn der Krise sei er von einem viel höheren Prozentsatz ausgegangen. Das zeige, wie stark der Maschinenbau in diesem Bereich sei.

Weil es noch Aufträge aus den vergangenen Jahren gab, sei außerdem die Bilanz 2020 „gar nicht so schlecht“ ausgefallen. Dennoch ging die Produktion laut VDMA um 14 Prozent zurück. Und auch im Jahr vorher war sie schon rückläufig. Davon wird die Branche nach Einschätzungen von VDMA und Commerzbank dieses Jahr nur vier Prozent aufholen. Eben weil es im vergangenen Jahr weniger Aufträge gab, die jetzt abgearbeitet werden könnten. Die Krise sie deshalb noch nicht überstanden, bilanziert Enck. „Es besteht die Gefahr, dass die Ergebnissituation 2021 schlechter sein wird, als in den Vorjahren.“

Der Experte rechnet deshalb nicht damit, dass schon in diesem Jahr wieder das Vor-Krisenniveau erreicht wird. Das werde erst ab 2022 passieren. Manche Branchen wie die Werkzeugmaschinen werden jedoch auch länger brauchen, sagte er.

Den Maschinenbauern rät Schindler deshalb – neben dem Ausbau von Mid-Tech-Angeboten – unter anderem, weiter flexibel zu bleiben, um die Überlebensfähigkeit in Krisen zu sichern und die Vorreiterrolle in der Digitalisierung weiter zu behalten.

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