Die weltgrößten Autokonzerne laufen ihren Gewinnen aus dem Vorjahr trotz eines deutlich besseren dritten Quartals weiter hinterher. Nach einem schwachen ersten Halbjahr konnten die meisten Hersteller ihr operatives Ergebnis zuletzt zwar verbessern, wie aus der aktuellen Bilanzanalyse des Beratungsunternehmens Ernst & Young (EY) hervorgeht. Alle zusammen verbuchten im dritten Quartal ein Plus von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Über alle drei Quartale hinweg liegen sie aber immer noch um 11,5 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Auch die Verkaufszahlen fallen weiterhin insgesamt schlechter aus als 2018. Dass gleichzeitig der Umsatz höher ausfällt, liegt daran, dass viele Hersteller vermehrt größere und teurere Fahrzeuge verkaufen.
Warum SUVs zum Problem werden
"Der Trend zu größeren und teureren Autos federt derzeit noch die Auswirkungen sinkender Stückzahlen ab und sorgt für steigende Gewinne", resümiert EY-Experte Peter Fuß. "Mittelfristig stellt diese Entwicklung aber ein Problem dar - es wird immer schwerer, die strengen CO2-Vorgaben einzuhalten."
Profitabelster Autokonzern der Welt im dritten Quartal war der Analyse zufolge Toyota. Die Japaner verkauften auch die meisten Autos, machten den meisten Umsatz und den größten Gewinn. BMW belegte in der Profitabilitäts-Rangliste knapp hinter Toyota den zweiten Platz. Volkswagen landete auf Platz vier, Daimler auf sieben.
"Die weltweite Autoindustrie befindet sich in einer Absatz- und Gewinnkrise, die derzeit noch in erster Linie konjunkturell bedingt ist", sagte EY-Analyst Constantin Gall bereits im August dieses Jahres. Derzeit, so Gall weiter, würden alle großen Absatzmärkte schrumpfen - "das führt zu einem stärkeren Preisdruck und zu rückläufigen Margen. Hinzu kommen hohe Investitionen in Bereichen wie Autonomes Fahren und Elektromobilität."
Einen guten Überblick über die Gewinnkrise der Automobilindustrie, gibt folgende Infografik:
Autobauer sehen sich auf steinigem Weg
Ohnehin sehen sich die deutschen Autobauer angesichts des schwachen Wachstums auf wichtigen Märkten in einer schwierigen Lage. Weltweit würden in diesem Jahr von allen Pkw-Herstellern wohl 80,1 Millionen Autos verkauft und damit fünf Prozent weniger als 2018, sagte Bernhard Mattes, der scheidende Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), am Mittwoch (4.12.) in Berlin.
Nächstes Jahr drohe ein weiteres Minus auf dann noch 78,9 Millionen. "Der Weg wird also steil, steinig, beschwerlich." Schon jetzt seien die Werke weniger ausgelastet, es würden weniger befristete Arbeitsverträge verlängert und Kurzarbeit eingesetzt. Die Zahl der Mitarbeiter in den Stammbelegschaften werde in diesem Jahr leicht sinken, im nächsten stärker.
So kündigten unlängst Audi und auch Daimler an, tausende Jobs abzubauen.
"Am deutschen Wesen werden wir nicht allein genesen"
Die weltweite Pkw-Produktion der deutschen Konzernmarken werde sich 2019 und 2020 "um die 16-Millionen-Marke bewegen" (2018: 16,3 Mio.).
Die Deutschen kaufen unterdessen so viele Autos wie seit zehn Jahren nicht. Für 2019 werden rund 3,57 Millionen Neuzulassungen erwartet. "Am deutschen Wesen werden wir nicht allein genesen", sagte Mattes. Chinesen und US-Amerikaner kauften weniger Autos, auch in der EU werde der Absatz sinken.
Pläne der EU-Kommission für mehr Klimaschutz lehnt die Industrie deshalb ab. Die Unternehmen bräuchten Planungssicherheit. "Was sie nicht brauchen, ist ein erneutes Draufsatteln, Stichwort 'European Geeen Deal'."
E-Autos: Das sind die wichtigsten Absatzmärkte
Die weltweite Nachfrage nach E-Autos ist 2018 um 2,1 Millionen Einheiten gestiegen im Vergleich zum Vorjahr. In Deutschland bleibt die Nachfrage jedoch weiterhin unterdurchschnittlich. Welche Absatzmärkte am wichtigsten sind zeigt dieses Ranking.
2020 jeder siebte Neuwagen mit Alternativantrieb
Derweil erwarten die Auto-Importeure, das im kommenden Jahr soll jeder siebte in Deutschland verkaufte Neuwagen einen alternativen Antrieb haben werde. Darunter verstehen die Hersteller neben Batteriefahrzeugen auch verschiedene Hybride, Wasserstoffautos und Gas-Verbrenner.
"Sie werden nächstes Jahr zwölf bis 15 Prozent des Pkw-Marktes ausmachen", erklärte der Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), Reinhard Zirpel. "Emissionsarme Mobilität, nicht nur Elektromobilität, startet 2020 also richtig durch."
Verband erwartet starken E-Auto-Zuwachs
Allein bei den Elektroautos (Batterie, Plug-in-Hybrid und Wasserstoff) erwartet der Verband einen Zuwachs von rund 60 Prozent auf mindestens 160.000 verkaufte Fahrzeuge.
In diesem Jahr werden auf dem deutschen Markt rund 100.000 Wagen dieser Gruppe verkauft.
Für den deutschen Gesamtmarkt prognostizierte der VDIK am Mittwoch (4.12.) in Frankfurt einen leichten Rückgang nach dem zu erwartenden Rekordjahr 2019. Nach elf Monaten errechnet der Verband für 2019 einen Zuwachs um 4 Prozent zum Vorjahr auf 3,57 Millionen verkaufte Neuwagen.
Die Importmarken wachsen darin leicht unterdurchschnittlich um 3 Prozent auf 1,37 Millionen Exemplare. Mit Ausnahme des von Abwrackprämien geprägten Jahres 2009 sei das der beste Absatz seit 20 Jahren, erklärte Zirpel.
Mit Material von dpa.