Die Gießwalzanlage am Standort Duisburg produziert aus flüssigem Rohstahl sogenanntes „Warmband“, aufgewickeltes Stahlblech, das im heißen Zustand gewalzt wurde.

Die Gießwalzanlage am Standort Duisburg produziert aus flüssigem Rohstahl sogenanntes „Warmband“, aufgewickeltes Stahlblech, das im heißen Zustand gewalzt wurde. - (Bild: Thyssenkrupp)

Thyssenkrupp hat das größte Investitionsprogramm für seine Stahlsparte seit vielen Jahren beschlossen. Zugleich will der Industriekonzern mehr Stellen beim Stahl abbauen als bisher mit den Arbeitnehmervertretern vereinbart. Bis Ende 2024 soll in den Werken Duisburg und Bochum ein hoher dreistelliger Millionenbetrag für neue Produktionsanlagen investiert werden, wie der Konzern am Mittwoch (10.2.) mitteilte. Die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie machten aber "weitere signifikante Kostensenkungen notwendig". Konkrete Zahlen wurden nicht genannt.

"Die Pandemie hat unsere Finanzlage nochmals dramatisch verschärft", sagte der Sprecher des Vorstands der Stahlsparte, Bernhard Osburg, laut Mitteilung. "Es muss allen Beteiligten klar sein, dass wir daher auch über weitere Personal- und Kostenmaßnahmen sprechen müssen, wenn wir nicht bisher Erreichtes und Vereinbartes gefährden wollen."

Thyssenkrupp hatte im vergangenen Frühjahr mit den Arbeitnehmervertretern einen Tarifvertrag zur Sanierung der angeschlagenen Stahlsparte vereinbart. Darin wurde der sozialverträgliche Abbau von 3.000 Stellen bis zum Jahr 2026 vereinbart. Die neue Stahlstrategie sieht zudem einen zusätzlichen Investitionsrahmen von insgesamt rund 800 Millionen Euro über sechs Jahre vor, der die zuvor bereits eingeplanten jährlichen Investitionen von rund 570 Millionen Euro ergänzen soll.

Luftaufnahme vom Standort Bochum
Am Standort Bochum plant Thyssenkrupp ein neues Doppelreversiergerüst und eine Glüh- und Isolierlinie - (Bild: Thyssenkrupp)

Anforderungen der Autobranche sollen erfüllt werden

Mit den modernisierten Produktionsanlagen wolle Thyssenkrupp insbesondere die Anforderungen der Automobilindustrie erfüllen, die für die Elektrofahrzeuge dünnere und festere Stahlbleche benötige, heißt es in der Mitteilung. Unter anderem soll das Warnbandwerk am Standort Duisburg in wesentlichen Teilen neu gebaut werden. Bei den jetzt beschlossenen Investitionen handele es sich um das größte Ausgabenpaket bei Stahl seit dem Bau einer Kokerei im Jahr 2003.

Thyssenkrupp will im März entscheiden, wie es mit der Stahlsparte weitergehen soll. Neben der Sanierung aus eigener Kraft lässt Konzernchefin Martina Merz auch einen Verkauf oder eine Ausgliederung aus dem Unternehmen prüfen.

Erstes Quartal macht Hoffnung

Ebenfalls am heutigen Mittwoch hat Thyssenkrupp seine Geschäftszahlen für das erste Quartal vorgestellt - und die machen Hoffnung, wie Finanzvorstand Klaus Keysberg in einer Telefonkonferenz erklärte: "Wir sind mit Rückenwind aus den Märkten, vor allem aus der Automobilindustrie, in neues Jahr gestartet."

So konnte der Konzern im ersten Quartal Auftragseingänge von knapp acht Milliarden Euro verbuchen. Das sind sechs Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum – vor der Corona-Pandemie. Der Umsatz sank dagegen etwas von 7,6 Milliarden Euro im Vorjahr auf nun 7,3 Milliarden Euro. "Wir spüren aktuell Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung und unsere Maßnahmen zur Performancesteigerung in den Geschäften tragen erste Früchte", sagte CEO Martina Merz. Dennoch brauche es weitere Kraftanstrengungen, um aus Thyssenkrupp langfristig eine leistungsfähige Group of Companies zu machen.

Aufgrund der guten Geschäftszahlen hat der Konzern jetzt seine Jahresprognose angehoben. Demnach erwartet er nun für das Geschäftsjahr 2020/2021 beim Bereinigten EBIT ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis. Bisher ist man noch von einem Verlust im mittleren dreistelligen Millionen-Bereich ausgegangen. Der Umsatz soll im hohen einstelligen Prozentbereich wachsen, jedoch noch deutlich unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie bleiben. Zuletzt hat Thyssenkrupp noch ein Wachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich erwartet.

"Das sind gute Nachrichten, aber dennoch sind wir noch lange nicht am Ziel", sagte Keysberg. Das zeigt sich auch daran, dass Thyssenkrupp mit einem Jahresfehlbetrag im hohen dreistelligen Millionen-Bereich rechnet.

(mit Material von Dpa)

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