Technologieoffen: Wie sich Festo als Problemlöser positioniert
Was zählt, ist nicht mehr das Produkt – sondern die Lösung. Festo zeigt, wie Kundenbedürfnisse den Takt vorgeben.
Ansgar Kriwet ist Vorstand Research and Development bei Festo. In Industry Insights spricht er unter anderem über technologische Vielfalt.
(Bild: Festo)
In der Industrie ist Anpassungsfähigkeit entscheidend, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den sich wandelnden Anforderungen der Kunden gerecht zu werden. Festo steht exemplarisch für eine solche Entwicklung. Dr. Ansgar Kriwet, Vorstand Research and Development bei Festo, betont im Podcast Industry Insights, dass der Wandel bei Festo maßgeblich durch die Kunden selbst angestoßen wurde. Früher kamen Kunden mit einem konkreten Wunsch nach Pneumatik zu Festo. Sie suchten nach dem nächstbesseren Zylinder oder Ventil, erklärt Kriwet.
Inzwischen hat sich die Herangehensweise grundlegend geändert. „Der Kunde kommt zu uns mit einer Bewegungsaufgabe. Er sagt, ich muss dieses Handy verpacken oder ich muss diese Zahnpasta in die Tube kriegen (…), also irgendeine technische Aufgabe“, so der Vorstand. Der Kunde will also nicht mehr über einen Zylinder oder einen Elektromotor sprechen, sondern wolle die Frage klären, „wie kriege ich mein Problem gelöst“.
Dieser Paradigmenwechsel führte dazu, dass Festo mittlerweile nicht mehr hauptsächlich einzelne Produkte verkauft, sondern eng mit dem Kunden zusammenarbeitet, um dessen Automatisierungsproblem ganzheitlich zu lösen. Das Resultat ist ein Produktwarenkorb, der die zur Lösung des Problems notwendigen Komponenten enthält – unabhängig von der spezifischen Technologie. So kaufen Festos Kunden heute nicht mehr bewusst Pneumatik, sondern die am besten geeignete Lösung für das jeweilige Problem.
Zwischen Pneumatik und elektrischer Antriebstechnik
Das Spektrum der Technologien bei Festo hat sich deshalb erheblich erweitert. Während Pneumatik für ihre Robustheit, Kostengünstigkeit und einfache Installation geschätzt wird, bietet die elektrische Antriebstechnik eine hohe Regelbarkeit, Energieeffizienz und einen einfachen Datenzugang. Doch manchmal haben die Kunden Applikationen, bei denen sie „eher etwas in der Mitte“ benötigen. „Und auch dafür entwickeln wir dann Lösungen“, berichtet Kriwet.
Als Beispiel nennt er „Controlled Pneumatics“. Damit können pneumatische Antriebe so präzise gesteuert werden, dass damit Bewegungsverhalten geregelt werden kann und sich die Methode so der elektrischen Antriebstechnik annähert.
Umgekehrt wurden auch elektrische Antriebstechniken vereinfacht, um einfache Punkt-zu-Punkt-Bewegungen in Richtung der Pneumatik zu ermöglichen. „Unser Ziel ist, das ganze Spektrum der Bewegung von ganz einfachen bis zu ganz anspruchsvollen Bewegungen für den Kunden optimal darzustellen“, fasst Kriwet die Haltung der Technologieneutralität zusammen.
Technologieneutralität bringt für Kunden viele Vorteile
Der offene Ansatz von Festo bringt für Kunden entscheidende Vorteile, insbesondere wenn verschiedene Technologien in einer Maschine kombiniert werden müssen. Ein typisches Szenario ist Kriwet zufolge, dass großräumige Bewegungen in einem Portalsystem elektrisch ausgeführt werden, da dies besser steuer- und von der Geschwindigkeit besser regelbar ist, während einfache Vertikalbewegungen kostengünstig pneumatisch realisiert werden.
„Und da ist eben gut, wenn man einen Anbieter hat, der beides aus einer Hand anbieten kann. Das macht den ganzen Auswahlprozess, aber auch dann den Montageprozess, den Prüfprozess, den Steuerungsprozess sehr viel einfacher, weil ich mich sozusagen aus einem Ökosystem bediene“, erklärt Kriwet. Das spare dem Kunden erheblichen Aufwand im Design und bei der Inbetriebnahme.
Auch künstliche Intelligenz gehört zur Technologievielfalt
Festos Technologieoffenheit zeigt sich auch im Einsatz modernster Technologien wie der Künstlichen Intelligenz. KI ist für Festo ein „unglaublich wichtiges Hilfsmittel in vielen Bereichen des Unternehmens“, so Kriwet.
Im Produktbereich nutzt Festo KI beispielsweise, um den Verschleißzustand von Produkten zu überwachen. Kriwet erläutert: „Jedes technische Produkt zeigt seinen Verschleißzustand nach außen. Die Frage ist nur, ob man zuhört und sozusagen das erkennt.“
Ungeplante Stillstandzeiten werden reduziert
Mittels der Überwachung von Funktionen wie der Laufzeit eines Pneumatikzylinders kann die KI Verhaltensmuster analysieren und auf den „Gesundheitszustand“ des Produktes schließen. So können ungeplante Stillstandzeiten drastisch reduziert werden, sagt Kriwet im Gespräch mit Julia Dusold und Anja Ringel.
Es zeigt sich also: Festo hat sich von einem Spezialisten für Pneumatik zu einem umfassenden Anbieter für industrielle Bewegung entwickelt, dessen Ziel es ist, technologieübergreifend und kundennah zu agieren.
„Technologien sind nicht irgendwie gut oder böse, sondern da geht's immer nur um die Frage, wie kann ich die einsetzen, um etwas zu erreichen“, meint Kriwet.
Dieser Text basiert auf Auszügen aus dem Podcast Industry Insights. Die Folge mit Ansgar Kriwet finden Sieunter anderem hier und überall, wo es Podcasts gibt. Im Podcast spricht Kriwet auch über die Themen 100 Jahre Festo und den Standort Deutschland.
Die Podcast-Folge wird präsentiert von Festo.