Insgesamt verfügt der Hauptstandort des Vakuumspezialisten Schmalz über eine PV-Spitzenleistung von 1795 kWp. Zwei Windkraftanlagen können zudem noch mehr Energie liefern.

Insgesamt verfügt der Hauptstandort des Vakuumspezialisten Schmalz über eine PV-Spitzenleistung von 1795 kWp. Zwei Windkraftanlagen können zudem noch mehr Energie liefern. (Bild: Schmalz GmbH)

Schmalz verfolgt das Ziel, ein Positiv-Energie-Unternehmen zu sein. Windkraftanlagen und PV-Kollektoren werden seit Jahrzehnten kontinuierlich ausgebaut. Aktuell verfügt der Vakuumspezialist über eine Gesamt-PV-Leistung von 1.795 kWp, davon 1.223 kWp auf dem Firmengelände in Glatten und 572 kWp im PV-Park im benachbarten Empfingen. Zudem liefern zwei eigene Windkraftanlagen mit insgesamt 2.100 kW sowie eine Wasserkraftanlage mit 32 kW grünen Strom. Außerdem gibt es am Hauptstandort in Glatten einen Redox-Flow-Speicher mit 50 kW und einer Speicherkapazität von 150 kWh. Insgesamt deckt die eigene Erzeugung den Strombedarf am Hauptstandort zu rund 75 Prozent.

Beim Wärmeverbrauch ist Schmalz komplett autark und erzeugt die gesamte Wärme selbst über Geothermie (maximale Heizleistung: 150 kW) und Hackschnitzel (500 kW). Für Notfälle gibt es eine Back-Up-Lösung mit Heizöl.

Alles Wissenswerte zum Thema CO2-neutrale Industrie

Sie wollen alles wissen zum Thema CO2-neutrale Industrie? Dann sind Sie hier richtig. Alles über den aktuellen Stand bei der klimaneutralen Industrie, welche technischen Innovationen es gibt, wie der Maschinenbau reagiert und wie die Rechtslage ist erfahren Sie in dem Beitrag "Der große Überblick zur CO2-neutralen Industrie".

Um die klimaneutrale Industrie auch  real werden zu lassen, benötigt es regenerative Energien. Welche Erneuerbaren Energien es gibt und wie deren Nutzen in der Industrie am höchsten ist, lesen Sie hier.

Oder interessieren Sie sich mehr für das Thema Wasserstoff? Viele Infos dazu gibt es hier.

Nutzung der Abwärme aus dem Serverraum

Eine weitere Maßnahme ist die Nutzung der Wärme aus dem Serverraum: Die Abwärme der IT wird dabei über einen Wärmetauscher in den Tank der Sprinkleranlage gepumpt. Dieser erwärmt sich durch den höheren Rücklauf auf bis zu 20° Celsius in den oberen Schichten (Funktion eines Pufferspeichers). Der Sprinklertank wird wiederum über eine Wärmepumpe 'entwärmt' (je nach Bedarf ca. 50°C bis 60°C) und diese Wärme dem Heizungssystem wieder zugeführt. So wird die Abwärme des Serverraumes über den Sprinklertank rückgewonnen und im Heizungssystem weiterverwendet. Wenn es in den Sommermonaten einen Wärmeüberschuss gibt, erfolgt eine diese Wärmeabführung über Dach.

Zitat

Für uns ist Nachhaltigkeit ein klares Differenzierungsmerkmal.

Dr. Kurt Schmalz, geschäftsführender Gesellschafter der J. Schmalz GmbH

Energieeffizienz um 18 Prozent gesteigert

Auch das Erschließen von Energieeffizienzpotenzialen trägt zur THG-Reduktion bei. Durch verschiedene Maßnahmen konnte Schmalz die Energieeffizienz in den vergangenen zehn Jahren um circa 18 Prozent verbessern. So reduzieren die Dachbegrünung, Nordlicht-Sheddächer sowie eine Felsspaltkühlung die Temperaturen in den Gebäuden. Und auch das Wasser aus der Glatt wird zur Gebäudeklimatisierung genutzt. Bei den Regalbediengeräten im automatischen Kleinteilelager setzt der Automatisierungsspezialist auf Rekuperation, um die elektrische Energie erneut nutzen zu können.

Interview: Dr. Kurt Schmalz

Dr. Kurt Schmalz,  geschäftsführender Gesellschafter der  J. Schmalz GmbH
(Bild: Schmalz GmbH)

Die J. Schmalz GmbH zählt zu den Pionieren beim Einsatz grüner Technologien. Das Unternehmen setzt diesen Weg konsequent fort.


Schmalz ist auf dem Weg zum klimaneutralen Unternehmen. Gab es dafür einen konkreten Anlass?
Das Thema Nachhaltigkeit war von Anfang an ein wichtiger Teil unserer Unternehmensstrategie. So nutzte bereits Johannes Schmalz bei der Firmengründung 1910 die verfügbare Wasserkraft für den Betrieb der Rasierklingenfabrik. Er war damit ein Vorreiter, und wir arbeiten kontinuierlich daran, diesen Weg auszubauen. Wir investieren beispielsweise schon seit vielen Jahren in unsere Energieversorgung, um hier auf erneuerbare Ressourcen umzustellen. Ein Beleg für unsere nachhaltigen Arbeitsprozesse ist unser Umwelt- und Energiemanagement, das seit 1997 nach DIN ISO 14.001 beziehungsweise seit 2012 nach DIN ISO 50.001 zertifiziert ist. Unser Ziel ist, den Vorsprung in diesem dynamischen Umfeld nicht nur zu halten, sondern weiter auszubauen.

 

Welche Rückmeldung erhalten Sie dazu aus dem Markt, insbesondere von Ihren Kunden?
Für uns ist Nachhaltigkeit ein klares Differenzierungsmerkmal und damit auch ein Wettbewerbsvorteil. So ist der CO2-Rucksack eines Schmalz-Produkts deutlich kleiner als bei vergleichbaren Produkten am Markt. Das hilft auch unseren Kunden, ihre rechtlichen Vorgaben einzuhalten. Der politische und gesellschaftliche Druck ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, insofern wird das Thema Nachhaltigkeit auch für unsere Kunden immer wichtiger.

 

Im Hauptwerk in Glatten setzen Sie stark auf regenerative Energieerzeugung. Wie sieht es an den Standorten im Ausland aus?
Nicht jeder Standort hat die gleichen baulichen Voraussetzungen: Funktion und Größe unterscheiden sich und auch die Voraussetzungen für die Nutzung regenerativer Ressourcen sind in jedem Land anders. Wenn wir die Möglichkeit haben und die Gebäude in unserer Hand sind, setzt unser Baumanagement strenge Vorgaben um – auch im Hinblick auf die Nutzung erneuerbarer Energien. An erste Stelle stehen hier natürlich die energetische Bauweise und der Einsatz von PV-Anlagen, wie bei unseren Tochtergesellschaften in Italien, Japan und Polen. Beim Neubau unseres Werks in Taicang, China, konnten wir sogar noch einige Schritte weitergehen: Eine PV-Anlage erbringt eine theoretische Nennleistung von 280 kW, eine Geothermieanlage mit zwei Wärmepumpen unterstützt die Temperierung der Gebäude, während frequenzgeregelte Lüftungstechnik für bedarfsoptimierten Luftwechsel im Verwaltungsgebäude sorgt. Wir haben immer den Anspruch, die lokalen Standards zu übertreffen.

 

Schmalz will bis 2050 klimaneutral sein. Bereits heute deckt man 79 Prozent des Energiebedarfs aus eigener Kraft, vor allem aus grüner Energie. Das heißt: Der Weg scheint nicht mehr allzu weit. Was sind hier die dicksten Bretter, die Sie noch bohren müssen?
Die Klimaneutralität bis 2050 sehen wir eher als Minimumziel – eigentlich wollen wir schneller sein und unseren Teil zum ambitionierten von der Politik vorgegebenen 1,5-Grad-Ziel beitragen. Wir bauen unsere Anlagen weiter aus, damit wir beispielsweise Windkraft und Sonnenenergie noch stärker nutzen können. Um die CO2-Emissionen massiv zu reduzieren, haben wir mehrere Optionen: Bei unseren Produkten achten wir auf die verwendeten Rohstoffe, die Materialeffizienz und die Verkürzung der Transportwege. Einen weiteren Impact hat das Mitarbeiterverhalten: Wie können die Wege zur Arbeit so CO2-neutral wie möglich gestaltet werden? Dass Geschäftsreisen nicht immer nötig sind, hat die Pandemie in den vergangenen zwei Jahren gezeigt.

 

Welche Rolle spielen dabei die Scope-3-Emissionen?
Ein Blick auf die Scope-3-Emissionen zeigt uns, wo in unserer Lieferkette die CO2-Treiber sitzen – entsprechend wichtig ist der Fokus auf diese Kategorie. Um die CO2-Emissionen der Transportwege möglichst gering zu halten, achten wir auf die Standorte unserer Lieferanten: Circa 75 Prozent liefern aus Deutschland – rund 50 Prozent davon kommen aus Baden-Württemberg. Lebenszyklusanalysen, nachhaltiges Design und die Digitalisierung helfen uns, die Emissionswerte auch nach der Inbetriebnahme zu verringern. Denn ein Großteil der Treibhausgas-Emissionen entsteht bei der Nutzung der Produkte durch den Kunden.

 

Inwieweit setzen Sie Kompensationsmaßnahmen ein, wie den Zukauf externer Klimazertifikate?
Kompensationsmaßnahmen können immer nur ein Plan B sein und sind für uns erst relevant, wenn sie nicht vermeidbar sind.

5 Tipps von Dr. Kurt Schmalz für den Weg zur Klimaneutralität

  • Anfangen, nicht mehr abwarten!
  • Austausch mit anderen Unternehmen – den Weg gemeinsam gehen
  • Scope-2-Emissionen über erneuerbare Energien oder den Bezug von Ökostrom reduzieren. Dabei ist es wichtig, auf das „richtige“ Label zu achten
  • Jeder Beitrag zählt: Daher sollten die Unternehmen alle Mitarbeitenden mit einbeziehen
  • Führungskräfte müssen mit gutem Beispielvorangehen

überarbeitet von: Dietmar Poll

Dossier Klimaneutrale Industrie - hier zum Download

Frau hält ein Tablet in der Hand und wählt auf dem Display Beiträge aus, die außerhalb des Tablets virtuell angezeigt werden
(Bild: mi connect)

Entdecken Sie, wie Sie den steigenden Energiekosten entkommen und gleichzeitig Ihr Unternehmen klimaneutral für die Zukunft aufstellen. Wie das geht, ist in dem Dossier Klimaneutrale Industrie verständlich erklärt. Hier gelangen Sie zur Leseprobe. Weitere Informationen und den Link zum Download der Studie gibt es hier.

Das erwartet Sie:

 

  • Wirtschaftliche Vorteile eines klimaneutralen Unternehmens
  • Welche pragmatischen Lösungen es für die Reduzierung von CO2-Emissionen gibt
  • Wie Sie an die richtigen Fördertöpfe kommen
  • Experteninterviews mit Tipps aus der täglichen Praxis und gezielten Lösungsstrategien zu Fragen wie „Was will ich erreichen, was kann ich erreichen und wo fange ich überhaupt an?“
  • Best Practice-Cases aus der Industrie

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